Faster

Vince

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Faster

#2 19.03.2011 Vince
 

Vince

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AW: Faster

Fahrer. Killer. Cop. Keine Namen, nur Bezeichnungen. "Faster" definiert sich ganz offensichtlich über berufliche Rollenbilder aus dem wohl am meisten beackerten Themenkomplex des Kinos überhaupt: demjenigen des Verbrechens und der Rachegelüste.

Während er nach und nach Dutzende von Schachfiguren auf seinem Brett platziert, jongliert Regisseur George Tillman Jr. nach Belieben mit Genreversatzstücken. Seine Figuren, soviel hat er aus seinem Milieufilm über Notorious B.I.G. mitgenommen, haben in erster Linie zu funktionieren. Die Rollengebundenheit führt speziell anfangs zu diversen Guy-Ritchie-Etablissements: Namenseinblendungen zu eingefrorenen Bildern, nicht zuletzt auch coole Mucke, unter anderem das aus "Lock, Stock & Two Smoking Barrels" bekannte "I Wanna Be Your Dog" von den Stooges und das schon bei "The Big Lebowski" gebrauchte "Just Dropped In" – ganz zu schweigen vom 70er-Jahre-Flair, das der Soundtrack versprüht, als Dwayne Johnson mit Tunnelblick das Gefängnis verlässt und sein Musclecar Marke Chevelle abholt.

Ist das nun ein weiterer "Smokin' Aces"? Ein "Transporter"? Ein "Extreme Rage"? Ein "Fast and the Furious"? Tillman Jr. möchte sich seine Optionen scheinbar offen halten, denn keiner Marschrichtung schenkt er sein ganzes Vertrauen. So misst man den Weg, den "Faster" einschlägt, zwangsläufig an seinem Hauptdarsteller. Dwayne Johnson wird in den Credits nicht mehr bei seinem Künstlernamen "The Rock" genannt, doch nirgends sah er bislang mehr nach Steinbrocken aus als in diesem. Hässliche Sternnarbe am Hinterkopf, ungepflegt rasierter Schädel, sehniger Nacken, schmutzige Kleidung, unansehnliche Tattoos und ein kompromisslos angepisster Blick. Nicht einmal in "Doom" war seine Erscheinung dermaßen freudlos. Aber nicht auf ihn, sondern auf den gesamten Cast legt sich der Dreck nieder: auf Billy Bob Thornton etwa, der ausschaut wie direkt aus der Gosse gekrochen. Oder Carla Gugino, auf deren Gesicht gnadenlos jedes Zeichen des nahenden Alters aufgedeckt wird.

Einzig Oliver Jackson-Cohen strebt in dem Wust aus Ungepflegtheit nach Ästhetik – weniger bei seiner wunderschönen Freundin (Maggie Grace), vielmehr bei sich selbst. Sein "Killer" mit den stahlblauen Augen ist in dieser Welt der gnadenlosen Abrechnung auf der Suche nach einem Tupfer selbstzweckhafter Freude. Er verzweifelt an dem Bild, das sich ihm als Auftragsmörder bietet: in seinen Missionen trifft er auf Produkte ihrer Umwelt, die sich allesamt selbst auffressen, und er kann nicht glauben, dass das alles sein soll. Er selbst macht seine Berufung zu einem Kunstwerk, das nur leider niemand anzuerkennen weiß.

Das Scheitern der Figur des "Killers" ist der Schlüssel zum Scheitern des gesamten Films. Tatsächlich spielt Jackson-Cohen nämlich nicht die beabsichtigte Analogie zum romantischen Spätwesternhelden, der im Duell noch etwas Ehrenhaftes sieht, vielmehr mutet er an wie eine selbstmitleidige Jammergestalt. Das mag auch daran liegen, wie inkonsequent und undankbar die Rolle geschrieben ist. So wird beispielsweise der Versuchung erlegen, die Hauptfigur, den "Fahrer", weiter zu mystifizieren, indem er beim "Killer" mit seinem Auftreten Bewunderung hinterlässt. Dabei verkörpert der "Fahrer" das, was der "Killer" eigentlich verabscheut, im absoluten Maß: mechanischen Rachereaktionismus. Vielleicht geht der einzige gute Gag zwischen all den poststrukturalistischen Humoreinlagen deswegen fast unbemerkt unter: ein Handy, das anhand von "Spiel mir das Lied vom Tod" einen neuen Auftrag ankündigt, kurz nachdem der "Killer" noch davon sprach, wie sehr es ihm bei seiner Berufung um das Leben geht.

So wäre zu entscheiden gewesen, in welche Linie man das Rachemotiv eingebettet hätte – in die des Gangster- und Actionfilms oder in die der Spätwestern-Analogie. Als Ersterer funktioniert "Faster" nicht, weil er schlichtweg nicht oberflächlich genug ist. Der Sinn von Leben und Tod wird hinterfragt, Vergebung gepredigt, Komplexität beansprucht. Und ohnehin wird die Action-Klientel, die auf Grundlage des Posters und des Titels die Kinokarte gelöst hat, mit allenfalls einer unzureichenden Autostuntsequenz abgespeist, unterstützt höchstens von ein zwei anachronistischen Schusswechseln, stilecht mit Revolver und Nachladen (eine seltene Delikatesse!), gepaart mit modernen Strobelighteffekten. Umgekehrt gilt: Wenn man Dwayne Johnson schon einen Neuanstrich verpasst und bewusst auf seinen samoanischen Charme verzichtet, kann man nicht im gleichen Atemzug doch wieder die Kleinkriminellenschiene ausspielen, die sich seit "Reservoir Dogs" nicht nur exponentiell von selbst repliziert, sondern dies vor allem fast immer mit ironischer Brechung. Der Ansatz eines Charakterdramas kollabiert immer wieder mit Rollenstereotypen, die eben nur im unernsten Ritchie-Umfeld bestehen können, nicht aber in einem Rachedrama. Kleine fette Jungs, die Baseball mögen, Versagerväter, "Kill Bill"-Racheschwüre, afroamerikanische Gospelprediger, Kinderschänder… sie alle ziehen selbst den blauäugigen Auftragskiller in den Klischeeabgrund. Dabei hätte er so viel mehr sein können. Ohne ihn und seinen todernsten Widersacher wiederum aber auch die anderen. "Faster", ein gescheiterter Eklektizismus.
4/10
 

Willy Wonka

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AW: Faster

Großartige Kritik und nachdem ich ein paar Mal im Duden gestöbert habe, konnte ich sie auch vollkommen verstehen. ;)
Diese Kritik liest sich so als würde sie der „Schnitt" entsprungen sein.

Auf jeden Fall wurde mein Interesse an diesem Film geweckt, obwohl ich Dwayne Johnson eigentlich nur in ironischen Rollen schätze.
 

Vince

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AW: Faster

Im Duden gestöbert, also bitte! ;)

Den Herrn von der "Schnitt" kenn ich zufälligerweise sogar, allerdings war der eigentlich immer eher ein Rezensent für den "gemeinen Pöbel" - der hat's einfach raus, dem normalen Publikum etwas komplexere Sachverhalte verständlich beizubringen. Nach deinem Dudengebrauch also nicht wirklich mit mir zu vergleichen anscheinend. ;)
 

Willy Wonka

Locationscout
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Den Herrn von der "Schnitt" kenn ich zufälligerweise sogar, allerdings war der eigentlich immer eher ein Rezensent für den "gemeinen Pöbel" - der hat's einfach raus, dem normalen Publikum etwas komplexere Sachverhalte verständlich beizubringen.

Wenn du ihn schon als Rezensent für den „gemeinen Pöbel" bezeichnest, wie würdest du dann die Leute von Cinema bezeichnen. :ugly:

Im Duden gestöbert, also bitte! ;)
(...)
Nach deinem Dudengebrauch also nicht wirklich mit mir zu vergleichen anscheinend. ;)

Es handelte sich nur um ein Wort „Eklektizismus". Bei dem musste ich eben nachgucken, was es genau bedeutet. Übrigens zücke ich bei manchen Artikeln von der „Schnitt“ - vor allem wenn es sich um Texte anderer Autoren handelt - auch den Duden. Nachdem ich mich übrigens öfters mal mit den Duden beschäftigt habe, merkte ich auch, dass in anderen Zusammenhängen (also nicht bei der „Schnitt“) Fremdwörter oft auch falsch verwendet werden. In dieser Hinsicht kann man nie auslernen.
 

Vince

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Lobenswerte Herangehensweise. Da beschäftigt sich wenigstens noch mal einer wirklich mit dem, was er liest.
 

kelte

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AW: Faster

so gut die Kritik auch ist, ich hab den Film ganz anders aufgenommen. Im Grunde hätte der Film noch 30min. länger sein dürfen, davon 28min. mit einer totalen auf Dwayne Johnson :rolleyes:
Ja OK, er bedient mit dem Film die prolligen Stereotypen für die Rache eine Sache der Ehre ist. Zumindest was das Filmthema betrifft. In der Auflösung kann ich jede Sekunde nachempfinden, ich behaupte sogar das Faster ein kleiner Mad Max dieser Dekade ist!
Beide Figuren agieren mit dem selben Feuer im Blut, lediglich legt Dwayne direkt am Anfang los, während Max erst im letzten Drittel seinen gnadenlosen Feldzug startet.
Zu Faster
10 Jahre eingesperrt, dem Tod mehrmals entkommen und jedesmal wenn man wieder in diese Welt eintritt sieht man das Bild der Vergangenheit das einen Dämon schuff. Die Quelle ist bereits schon so Tief das man drinn ertrinkt wenn man eine Erklärung sucht. Genau das bringt Dwayne rüber und davon rückt die Figur auch keinen Milimeter von ab. Anfangs weiß man nicht, ist er ein Geist oder ist er Wirklich? Der Film lebt zu 80% von Dwayne Johnson, man kann sicherlich sagen das der Film darauf geschneidert ist seinen Actionfans eine ordentliche Packung zu geben. Jedoch steht die Action nicht nur im Vordergrund,- hier spielt das Gefühl von gnadenlose Rache und wie diese einen Menschen formt ebenso eine Rolle. Keine grossen Worte bei der Abrechnung,- wie der Kampf mit dem Türsteher. Viele Filme vergehen sich da in einem dümmlichen Geschwafel über "Warum und Wieso". Dies umgeht der Film und zeigt eine vielleicht aussterbende Spezies von Mann. Man weiß was man ist, was man war und selbst wenn man sich ändert kann immer in ferner Zukunft jemand aus der Dunkelheit treten und das einfordern was in der Vergangenheit vergraben wurde. Aus Täter werden Opfer und aus der Opfern irgendwann vielleicht Täter.
Sicherlich macht der Film einen stylischen Bruderkuss an die Masse welche Dwayne Johnson genau in so einer Rolle sehen will...aber wer ehrlich ist...der Typ bringt es knallhart rüber und man weiß das er als Mensch und Schauspieler ein "Jemand" ist der auch mehr Gesichter draufhat als Vin Diesel beispielsweise.
Im Grunde hab ich den Film noch nicht wirklich verdaut aber mir war grad danach ihm eine gute 8 zu geben mit Tendenz nach oben :)
 

Vince

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AW: Faster

so gut die Kritik auch ist, ich hab den Film ganz anders aufgenommen.

Ähm... wo siehst du jetzt genau größere Unterschiede in unseren Meinungen, abgesehen von der Note?

Ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob ich verstanden habe, was du eigentlich sagen willst. Man merkt dir irgendwie an, dass du den Film noch nicht verdaut hast. ;) Ich glaube bei dir herauszulesen, dass du in Johnsons Figur einen Rächerarchetypen siehst und dass durchaus viel Charaktertiefe drin ist. Seh ich doch genauso.

Lediglich bei diesen beiden Sätzen:

Der Film lebt zu 80% von Dwayne Johnson, man kann sicherlich sagen das der Film darauf geschneidert ist seinen Actionfans eine ordentliche Packung zu geben.

Sicherlich macht der Film einen stylischen Bruderkuss an die Masse welche Dwayne Johnson genau in so einer Rolle sehen will

kann ich dir mal überhaupt nicht zustimmen und das passt auch gar nicht in deine sonstige Argumentation: "Faster" spricht zwar Actionfans über sein Marketing an, letztendlich sollte er aber jeden enttäuschen, der sich nur blöd rockende Action erhofft, denn es ist ein Film der unerwartet stillen Töne. Ganz klare Sache, imo.
 

kelte

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AW: Faster

na du schreibst es doch schon selber,- der Unterschied liegt in der Benotung.
Mir hat der Film sehr Gut (8/10) gefallen und dich hat er leicht unterdurchschnittlich (4/10)) unterhalten. Wenn das kein Unterschied ist...:rolleyes: Wenn wir identisch den Film sehen würden wäre ich oder du, zumindest annähernd an der Benotung des anderen.
Was ich mit stylischen Bruderkuss meine ist die feine Optik, die schnittigen Autos die auch in Fast and Furious mitwirken könnten. Ein dreckiger Look wie der des englischen Kinos wäre für diese Geschichte konsequenter, daher gabs von mir keine Höchstnote. Die Action mag zwar nicht so vorhanden sein wie in einem Michael Bay Film, jedoch spürt man 100min Adrenalin dank der Thematik und eben Dwayne Johnson. Das ist für mich auch eine Form von "Action" wenn diese ein Film versprüht.
Du schreibst, das dies ein Film der stillen Töne ist. Ich empfinde diese Stille etwas anders und das ist nunmal eine Ansichtssache.
Ich komme auch nicht mit der von dir angesprochenen Richtung überein, was der Film sein will. Rächer oder Spätwestern,- der Film ist sicherlich von jedem etwas und es wird gewiss einige geben,- denen das alles am Allerwertesten vorbeigeht. Denn der Film hat gewirkt.
Trotz der Handymelodie oder anderen Dinge empfand ich den Film näher an Mad Max. Aber wie schon gesagt,- es ist ne reine Ansichtssache ;)
 

Vince

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AW: Faster

na du schreibst es doch schon selber,- der Unterschied liegt in der Benotung.
Mir hat der Film sehr Gut (8/10) gefallen und dich hat er leicht unterdurchschnittlich (4/10)) unterhalten. Wenn das kein Unterschied ist...:rolleyes: Wenn wir identisch den Film sehen würden wäre ich oder du, zumindest annähernd an der Benotung des anderen.

Das ist Quatsch. Beispielsweise stimme ich mit dem Rezensenten von der "Schnitt" (zitiert oben von Willy), der auf ein sehr positives Resultat kommt, viel mehr überein als mit so manchen 4/10-Bewertern, die einfach nur motzen, dass keine Action drin vorkam.


Was ich mit stylischen Bruderkuss meine ist die feine Optik, die schnittigen Autos die auch in Fast and Furious mitwirken könnten. Ein dreckiger Look wie der des englischen Kinos wäre für diese Geschichte konsequenter, daher gabs von mir keine Höchstnote.

Der Film hat durchaus einen dreckigen Look. Das 70er-Jahre-Kino stand ganz offensichtlich Pate, aber - und da sind wir wieder bei meinem Kritikpunkt - diese Anleihen werden mit Guy-Ritchie-Stilgewurschtel gegen den Strich gebürstet und die modernen Mätzchen passen ganz einfach nicht zu der Dreckigkeit, die der Film sonst ausstrahlt.

Die Action mag zwar nicht so vorhanden sein wie in einem Michael Bay Film, jedoch spürt man 100min Adrenalin dank der Thematik und eben Dwayne Johnson. Das ist für mich auch eine Form von "Action" wenn diese ein Film versprüht.
Genretechnisch passt das überhaupt nicht: frag mal einen Actionjunkie, ob das, was "Faster" bietet, als Action bezeichnet werden kann.


Ich komme auch nicht mit der von dir angesprochenen Richtung überein, was der Film sein will. Rächer oder Spätwestern,- der Film ist sicherlich von jedem etwas
Sag ich doch. Ist doch genau mein Punkt.
 

dax

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AW: Faster

Eindimensional, minimalistisch und furztrocken.
Die überraschende Auflösung war dem geneigtem Allesseher schon nach ca. 5 Minuten klar, aber das macht auch nichts.
Immerhin endlich mal wieder ein Film der nicht vorgibt mehr zu sein als er ist und ohne großes Brimborium vor der Green Screen herrlich altmodisch unterhält.
Der Film könnte auch ein unbekanntes Relikt aus den 80ern sein.
The Rock hat mir tatsächlich hier zum ersten Mal richtig gut gefallen.

5,5/10
 
Zuletzt bearbeitet:

meix

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Ich fand den auch sehr durchschnittlich. Zu wenig Action, vorhersehbar und zu bemüht auf Hochglanz getrimmt. Schade, da wäre mehr drin gewesen. Von mir 5/10.
 
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