Elvis

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Elvis

Baz Luhrmann hat geliefert und erfüllte meine Erwartungen.

Er erzählt die Stationen der Karriere von Elvis Presley aus der Sicht seines umstrittenen Managers, „Colonel“ Tom Parker. Dieser – ursprünglich aus den Niederlanden stammende – Einwanderer mit dunkler Vergangenheit entdeckte das Talent und die Anziehungskraft des jungen Elvis Presley, insbesondere seine Wirkung auf junge Frauen. Parker erkannte die Möglichkeiten, mit ihm Geld zu verdienen und schloss Verträge mit hohen Gewinnanteilen zu seinen eigenen Gunsten. Neben den üblichen Platten- und Konzerteinnahmen entwickelte er auch eine weitere Einnahmequelle, das Merchandising, welches es bis dahin in dieser Form noch nicht gegeben hat. Alles, was ihm in den Sinn kam, wurde mit „Elvis“-Schriftzügen und Abbildungen versehen, um es an die Fans zu verkaufen. Sogar an den Gegnern von Elvis‘ Künsten wollte er verdienen und ließ Buttons mit der Aufschrift „I hate Elvis“ verkaufen.

Der Film zeigt kurz die Jugend des Sohnes einfacher Eltern und die ersten Berührungen mit Musik, die ihn beeindruckte – vorwiegend von Schwarzen. Einfluss nahmen auch Erlebnisse in der Beale Street in Memphis, wo er u.a. B.B. King kennenlernte. Und in den Sun Studios nahm er die erste Platte auf. Er konnte sich aufgrund seiner Erfolge schon in jungen Jahren für sich und seine Eltern „Graceland“ kaufen, eine Luxusimmobilie, in der er dann später auch mit seiner Frau und Tochter lebte.

Als Höhepunkt in Elvis‘ Karriere werden die großen Konzerte in den 70ern im Hotel „International“ in Las Vegas gefeiert. Er spielte dort über 600 Konzerte, was aber auch seiner Gesundheit zusetzte und die Medikamentensucht förderte, was nicht zuletzt auch auf das Konto des Managers geht, da dieser Elvis rücksichtslos vermarktete – man kann sagen: verkaufte – um sich selbst ein Einkommen zu sichern und um Spielschulden zu begleichen.

Im Film werden auch die zeitgeschichtlichen Ereignisse wie die Morde an den Kennedy-Brüdern und Martin Luther King, die Ermordung von Sharon Tate sowie der Tod von Mahalia Jackson eingeflochten.

Mir hat der Film ausnehmend gut gefallen. Wie von Luhrmann erwartet, begeisterte mich die audiovisuelle Gestaltung. Bereits die Einführung in den Film - angefangen beim Logo von Warner Brothers – mit nachfolgenden Szenen in Split-Screen-Technik gefielen! Insgesamt hat der Film ein flottes Tempo, ohne in ein Schnitt-Stakkato abzudriften. Ich fand es perfekt. Die Ausstattung ist - stets entsprechend der jeweiligen Zeit passend - sehr gut. Auch die Atmosphäre in den Wohnräumen und wie er sich sonst umgab, fand ich sehr authentisch. Ab und an werden auch (sehr) kurze Originalszenen eingebaut.

Austin Butler machte als „Elvis“ einen sehr guten Job. Hatte ich anfangs noch Bedenken, ob er hinsichtlich seines Aussehens tatsächlich der passende Darsteller ist, so lösten sich die Zweifel zusehends in Wohlgefallen auf. Er wurde mit zunehmendem Zeitablauf immer mehr zu Elvis. Die Phase in den 70ern, als Elvis deutlich an körperlicher Fülle zugenommen hatte und seine Medikamentensucht sein Äußeres stark veränderte, spart Luhrmann weitestgehend aus. Lediglich in wenigen Minuten am Ende zeigt er ihn aufgedunsen und fett, wobei die Bilder dabei mehrmals zwischen echten Elvis-Aufnahmen und Kinofilm wechseln, um dann mit dem echten Elvis zu enden.

Dagegen spielt Tom Hanks als Manager Parker von Anfang an einen ziemlich fettleibigen Mann. Nachdem, was ich im Nachhinein über den echten Parker las, muss das auch sehr stimmig gewesen sein, was im Film dargestellt wurde.

Wer etwas übrig hat für die Musik aus Memphis, kommt hier auf seine Kosten. Und wie von Regisseur Luhrmann gewohnt, werden auch ein paar Musikstücke aus der heutigen Zeit eingespielt.

10/10

Ich muss zugeben, dass meine Begeisterung auch dadurch beeinflusst wird, dass ich in 2019 zusammen mit meiner Frau einige der Örtlichkeiten in Memphis erleben durfte (vor allem die fantastische Beale Street und Graceland). Dadurch kann ich auch bestätigen, dass die Darstellungen sehr authentisch sind, was diese Räume und Orte anbelangt. Dazu muss ich sagen, dass ich nie ein Elvis-Fan war, und für die Graceland-Tour entschieden wir uns nur deshalb, weil wir gerade dort waren und es „halt mitnahmen“. Anschließend waren wir jedoch sehr froh, diese Tour gebucht zu haben, weil die Räumlichkeiten wirklich sehr besonders und beeindruckend waren und seine dabei per audio-Teil erzählte Lebensgeschichte so stark berührte, dass wir am Ende mit einem Kloß im Hals vor seinem Grab standen!. Das Sun Studio im Film war nicht das wirkliche, welches wir nämlich auch besuchten. Die Beale Street empfanden wir als tolles Erlebnis. Diese ist zwar gar nicht so lang, aber es wird dort sehr viel geboten. In vielen Lokalen gibt es tolle Live-Musik, und das jeden Abend. Eine Reise nach Memphis kann ich Musikinteressierten nur empfehlen!
 
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Eine wunderbare Kritik, der ich mich nur anschließen kann. Ich habe es zum Glück noch geschafft den Film vor ein paar Wochen im Kino zu sehen, bevor er überall aus dem Programm genommen worden ist.

Wie von Luhrmann erwartet, begeisterte mich die audiovisuelle Gestaltung. Bereits die Einführung in den Film - angefangen beim Logo von Warner Brothers – mit nachfolgenden Szenen in Split-Screen-Technik gefielen! Insgesamt hat der Film ein flottes Tempo, ohne in ein Schnitt-Stakkato abzudriften. Ich fand es perfekt. Die Ausstattung ist - stets entsprechend der jeweiligen Zeit passend - sehr gut. Auch die Atmosphäre in den Wohnräumen und wie er sich sonst umgab, fand ich sehr authentisch. Ab und an werden auch (sehr) kurze Originalszenen eingebaut.

Direkt zu Beginn entfaltet der Film eine ungemeine Sogwirkung. Durch Tempo, eine perfekt rhythmisierte Montage, fantastischen Bildern und großartiger Musik schafft es der Film direkt, dass ich in den Film "eintauchen" konnte und alles um mich herum vergessen habe. Inszenatorisch war das einfach eine Wucht und Luhrmann bleibt hier seinen überwältigenden, pathetischen Stil treu, den ich so sehr schätze.

Bei einer Biografie-Verfilmung von „Elvis" war natürlich die Gefahr, dass man wie bei den üblichen Musiker-Biopics wieder die bekannten Stationen eines Künstlerlebens abarbeitet, vom schwierigen Anfang, über den ersten Erfolg, den Höhepunkt und schlussendlich den Absturz. Die Dramaturgie kennen wir mittlerweile alle. Spätestens seit „Walk the Line" und „Ray". Obwohl „Elvis" in großen Teilen diese Dramaturgie übernimmt, hebt sich der Film von einigen anderen Musiker-Filmen ab, weil die Geschichte eben aus Sicht des Managers erzählt wird. Ähnlich wie einst Milos Forman bei „Amadeus" die Geschichte Mozarts aus der Sicht des alten Hofkomponisten Antonio Salieri erzählte. Durch die Sichtweise „Colonel“ Tom Parkers steht nicht allein die Musik im Zentrum, sondern das Gesamtpaket des popkulturellen Phänomens „Elvis"; also klassischer Budenzauber, das Spiel mit Sehnsüchten und Illusionen und schlussendlich großes Entertainment, welches mit viel Merchandising flankiert wird. Meiner Meinung nach hat der Film diese ganze Bandbreite an Motiven und Themen sehr gut im Film integrieren können, sodass man einerseits einen guten Überblick über das Phänomen bekommt und andererseits die Musik bzw. Elvis Passion die Seele des Films bildet.
 

2moulins

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Eine wunderbare Kritik, der ich mich nur anschließen kann…..
Es freut mich sehr, dass Dir der Film genauso gut gefallen hat wie mir.

Auch Deine Ausführungen kann ich voll unterschreiben.

„Elvis“ war endlich nochmal ein echter Höhepunkt im Heimkino. Der Film wirkte bei mir noch nach, so dass ich einiges im Internet nachgelesen habe, was vieles bestätigte, was man im Film sah. Bisher waren mir die näheren Umstände rund um das Verhältnis zwischen Elvis und seinem Manager unbekannt. Das machte den Film zusätzlich interessant.

Durch die Sichtweise „Colonel“ Tom Parkers steht nicht allein die Musik im Zentrum, sondern das Gesamtpaket des popkulturellen Phänomens „Elvis"; also klassischer Budenzauber, das Spiel mit Sehnsüchten und Illusionen und schlussendlich großes Entertainment, welches mit viel Merchandising flankiert wird. Meiner Meinung nach hat der Film diese ganze Bandbreite an Motiven und Themen sehr gut im Film integrieren können, sodass man einerseits einen guten Überblick über das Phänomen bekommt und andererseits die Musik bzw. Elvis Passion die Seele des Films bildet.
Sehr gut zusammengefasst! :hoch:
 

Willy Wonka

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Bisher waren mir die näheren Umstände rund um das Verhältnis zwischen Elvis und seinem Manager unbekannt. Das machte den Film zusätzlich interessant.

Ging mir genauso. Ich kannte den Manager auch überhaupt nicht und wusste nicht, was er für einen Einfluss hatte. Ich fand es früher auch immer verwunderlich, wieso Elvis so viel in Las Vegas war und nie eine Welttournee gemacht hat. Nun hat sich für mich dieses Rätsel auch gelöst.

Wie fandest du denn Tom Hanks in seiner Darstellung? Ich hatte im Vorfeld und auch nach dem Film sehr viele unterschiedliche Meinungen gelesen. Einige habe seine Performance sehr bewundert und andere habe ihn als Tiefpunkt des Films empfunden. Für mich war es vor allem gewöhnungsbedürftig Hanks in so einer Rolle zu erleben. Einerseits wegen seiner Körperfülle und andererseits wegen dieses fiesen und hinterhältigen Charakters.
 

2moulins

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Wie fandest du denn Tom Hanks in seiner Darstellung?
Ich kann nicht nachvollziehen, wieso Tom Hanks in der Rolle der Tiefpunkt des Films gewesen sein soll. Ich fand, dass er die Rolle des Colonels sehr gut spielte. Dass er - entgegen sonst - einen nicht so netten Zeitgenossen spielte, störte mich nicht und fiel mir auch nicht sonderlich auf. Im Gegenteil: Das zeigt ja, welche schauspielerischen Varianten jemand drauf hat. Vom Äußeren her wurde er recht gut an das Original angepasst. Siehe hier:
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Mir fiel nur eine Sache auf, nämlich dass Hanks die meiste Zeit, wenn er sprach, die „Zähne nicht richtig auseinander bekam“. Mag sein, dass das im O-Ton anders wirkt. Wahrscheinlich hat Hanks den Colonel auch auf der Tonschiene nachgeahmt. Er war ja Holländer und man sagte ihm einen entsprechenden Akzent nach. Müsste ich mal testen ….
 
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Muss ich mir auch noch unbedingt ansehen. Alleine schon die Tatsache, das Hanks einen miesen Charakter darstellt, macht den Film schon für mich interessant!
 

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Elvis

Baz Luhrmann hat geliefert und erfüllte meine Erwartungen.

Es freut mich wirklich sehr das Du Dir die Mühe gemacht hast Deine Eindrücke in Form einer sehr schönen Kritk hier niederzuschreiben. Danke dafür!

Er erzählt die Stationen der Karriere von Elvis Presley aus der Sicht seines umstrittenen Managers, „Colonel“ Tom Parker. Dieser – ursprünglich aus den Niederlanden stammende – Einwanderer mit dunkler Vergangenheit entdeckte das Talent und die Anziehungskraft des jungen Elvis Presley, insbesondere seine Wirkung auf junge Frauen. Parker erkannte die Möglichkeiten, mit ihm Geld zu verdienen und schloss Verträge mit hohen Gewinnanteilen zu seinen eigenen Gunsten. Neben den üblichen Platten- und Konzerteinnahmen entwickelte er auch eine weitere Einnahmequelle, das Merchandising, welches es bis dahin in dieser Form noch nicht gegeben hat. Alles, was ihm in den Sinn kam, wurde mit „Elvis“-Schriftzügen und Abbildungen versehen, um es an die Fans zu verkaufen. Sogar an den Gegnern von Elvis‘ Künsten wollte er verdienen und ließ Buttons mit der Aufschrift „I hate Elvis“ verkaufen.

Ich bin ehrlich bevor ich diesen Film sah kannte ich natürlich die Musik von Elvis Presley, aber ich wusste sehr wenig über die Hintergründe und erst durch diesen Film habe ich mich tiefer mit der Person beschäftigt, habe mir auch viele Dokus im Nachgang angeschaut und mittlerweile höre ich auch viel mehr Elvis Songs, weil mir die Musik tatsächlich gefällt. Ich wusste aber wie gesagt nicht wie gefangen und ausgebeutet er von seinem Manager wurde, was wirklich sehr tragisch ist. Einerseits glaube ich, das er nie so berühmt geworden wäre ohne diese Person, da er zwar damals in jungen Jahren schon ein sehr großes Talent hatte, aber eben aus Verhältnissen stammte wo Leute nicht so einfach Türen geöffnet bekamen, egal wie gut sie in etwas waren. Und da es damals auch noch nicht solche Medien wie YouTube, Instagram und Co gab, in denen er selber hätte Aktiv vermarkten können, wäre er glaube ich ohne solch einen Manager wie Tom Parker, nie über diesen lokalen Bekanntheitsgrad hinausgekommen. Tom Parker war im Grunde wie Dieter Bohlen. Künstlerisch war es ihm vollkommen egal was Elvis sang, hautpsache es verkaufte sich gut. Und wäre er nicht ein gutaussender junger Mann gewesen der damals den Nerv der Jugend getroffen hatte, hätte ihn Tom Parker auch nie unter Vertrag genommen.

Einerseits war dies dann natürlich gut, da er dadurch Chancen bekam und recht schnell national bekannt wurde, aber er war auch komplett fremdgesteuert, was mir vor diesem Film wirklich nicht bewusst war. Ich wusste z.B. vorher wirklich nicht, kein Scherz, das Elvis keine einzige Tournee außerhalb der USA gemacht hat und mir war auch nicht bewusst das er seine Songs nicht selber geschrieben hat. Er war ein begnateter Sänger und Showman, aber ich finde man spürt es schon das er zwar Songs auf seine Weise neu interpretiert und eingesungen hat, was auch sehr gut ist, aber hin und wieder fehlt da halt dieses letzte Stück von Eigenständigkeit was man als Künstler eben nur erreicht wenn man auch seine Musik selber schreibt und damit dann etwas ausdrücken will. Am deutlichsten ist mir dies dann z.B. im Film bei dem Song If I Can Dream aufgefallen, welchen ich mir nach dem Film auch direkt dann von Elvis auf YouTube angeschaut habe. Hier spürt man tatsächlich Emotionen und eine Message und vermutlich ist es auch der einzige Song bei dem er aktiv bei der Entstehung also beim Schreiben mit dabei war und seine Gefühle dort mit einbringen konnte. Und das sieht man seiner Performance auch an. Als ich den Song das erste Mal dann auf YouTube sah hatte ich wirklich Gänsehaut und Tränen in den Augen weil die Message auch heute noch sehr stark ist und er diesen Song so stark gesungen hat! Wirklich toll.

Der Film zeigt kurz die Jugend des Sohnes einfacher Eltern und die ersten Berührungen mit Musik, die ihn beeindruckte – vorwiegend von Schwarzen. Einfluss nahmen auch Erlebnisse in der Beale Street in Memphis, wo er u.a. B.B. King kennenlernte. Und in den Sun Studios nahm er die erste Platte auf.

Auch das wusste ich vor dem Film nicht das Elvis so eine starke Bindung zu der damaligen schwarzen Community hatte. Das hat mich wirklich stark beeindruckt das er nie vergessen hat wo seine Wurzeln waren und auch öffentlich sich davon nicht distanziert hat, gerade in seinen Anfangsjahren wo es leider in den USA noch diese bescheuerte Rassentrennung gab. Kein Witz hier hatte ich mehrmals Tränen in den Augen als ich z.B. diese Absperrbänder "No Collerd People" sah. Wirklich furchtbar! Umso mehr beindruckt war ich, das Elvis ein Mensch war der auch dafür einstand das es keine Rassentrennung geben sollte!

Als Höhepunkt in Elvis‘ Karriere werden die großen Konzerte in den 70ern im Hotel „International“ in Las Vegas gefeiert. Er spielte dort über 600 Konzerte, was aber auch seiner Gesundheit zusetzte und die Medikamentensucht förderte, was nicht zuletzt auch auf das Konto des Managers geht, da dieser Elvis rücksichtslos vermarktete – man kann sagen: verkaufte – um sich selbst ein Einkommen zu sichern und um Spielschulden zu begleichen.

Das war dann ein Punkt der mich tatsächlich sprachlos gemacht hatte und mir auch vorher so nicht bewusst war. Klar wusste ich das Elvis in seinen späteren Jahren unter seinem Drogenkonsum und Alkoholkonsum litt. Aber die Umstände die ihn dazu brachten waren mir nicht bekannt. Ich kann das sehr gut verstehen wenn er da wirklcih wie eine Zirkus Attraktion vermarktet wurde und auch von ihm erwartet wurde das er Abend für Abend immer dieselbe Show abliefert. Er war ein großer Showman keine Frage aber ich glaube er hatte da null Mitspracherecht. Zum einen musste er ja diese Shows machen, da er vertraglich an den Manager so gebunden war, aber ich glaube auch der Druck der Fans die halt immer jeden Abend die gleiche Show sehen sollten, die hohen Erwartungen an ihn, haben ihn seelich kaput gemacht. Klar die Show, auch hier habe ich mir natürlich mittlerweile sehr viele originale Auftritte angeschaut, war super. Eine tolle Liveband, tolle Backroundsängerinen bzw. Sänger und seine Performance war spitze. Aber man darf das nicht vergessen es war über Jahre hinweg immer die selbe Show, die selben Songs, die selbe Bühne und das ohne neue Impressionen als Künstler zu bekommen, finde ich persönlich für sehr schwierig! Es soll keine Entschuldigung für seine Drogenkonsum sein, aber ich kann es nachvollziehen wie er da rein geraten ist.

Austin Butler machte als „Elvis“ einen sehr guten Job. Hatte ich anfangs noch Bedenken, ob er hinsichtlich seines Aussehens tatsächlich der passende Darsteller ist, so lösten sich die Zweifel zusehends in Wohlgefallen auf. Er wurde mit zunehmendem Zeitablauf immer mehr zu Elvis.

Anfangs war ich auch skeptisch ob er der richtige Darsteller für die Rolle ist, aber er hat hier wirklich einen guten Job gemacht. Hier muss man wirklich sagen das er sowolh Gestiken und Mimiken sehr gut nachgespielt hat, aber auch von den Showeinlagen wirklich gut abgeliefert hat. Es gibt hierzu ein paar schöne Videos auf YouTube. Sucht einfach mal nach Austin Butlers Voice before and after Elvis. Sehr schön zu sehen wie sehr er sich in die Rolle eingearbeitet hat!


Ich muss zugeben, dass meine Begeisterung auch dadurch beeinflusst wird, dass ich in 2019 zusammen mit meiner Frau einige der Örtlichkeiten in Memphis erleben durfte (vor allem die fantastische Beale Street und Graceland). Dadurch kann ich auch bestätigen, dass die Darstellungen sehr authentisch sind, was diese Räume und Orte anbelangt. Dazu muss ich sagen, dass ich nie ein Elvis-Fan war, und für die Graceland-Tour entschieden wir uns nur deshalb, weil wir gerade dort waren und es „halt mitnahmen“. Anschließend waren wir jedoch sehr froh, diese Tour gebucht zu haben, weil die Räumlichkeiten wirklich sehr besonders und beeindruckend waren und seine dabei per audio-Teil erzählte Lebensgeschichte so stark berührte, dass wir am Ende mit einem Kloß im Hals vor seinem Grab standen!. Das Sun Studio im Film war nicht das wirkliche, welches wir nämlich auch besuchten. Die Beale Street empfanden wir als tolles Erlebnis. Diese ist zwar gar nicht so lang, aber es wird dort sehr viel geboten. In vielen Lokalen gibt es tolle Live-Musik, und das jeden Abend. Eine Reise nach Memphis kann ich Musikinteressierten nur empfehlen!

Das klingt wirklich atemberaubend und ich kann mir sehr gut vorstellen was dies für ein intensives Erlebnis war!

Ich hatte mich nach der Kinosichtung wie gesagt nochmal sehr mit Elvis beschäftigt und hatte mir u.A. auch den Film Elvis & me angeschaut, welcher ja auf der Biographie von Priscilla Presley basiert und die Geschehnisse aus Ihrer Sicht zeigt. Musikalisch ist dieser Film in keinster Weise repräsentativ für die Musik von Elvis, aber wer sich mit der Person und seinem Werdegang bzw. seinem Privatleben etwas mehr beschäftigen will, kommt an dem Film nicht vorbei. Auch wenn es leider keine vernünftige VÖ zu dem Film gibt Ich hatte ihn mir bei Amazon ausgeliehen und das Bild war sehr schlechtes VHS Material, aber der Film ist so fesselnd, das mir das dann egal war. Ich hatte ihn bereits vor vielen Jahren einmal gesehen, aber hatte vieles wieder vergessen.

Eine Tatsache im Leben bzw. an der Person Elvis stört mich dann jedoch wirklich sehr. Auch etwas was mir vorher nicht so bewusst war. Er hat ja seine Frau Priscilla während seiner Army Zeit in Deutschland kennengelernt. Was ich jedoch nicht wusste ist die Tatsache das sie zu diesem Zeitpunkt erst 14 Jahre alt war! Ich bin selber Vater und wenn meine Tochter mit 14 mit einem erwachsenen jungen Mann ankäme, egal wie prominent diese Person auch wäre, ich würde diese Person im hohen Bogen aus meinem Haus werfen! Zwar wird weder in diesem Film noch in Elvis & Me explizitit gesagt das er zu diesem Zeiptunkt auch schon sexuelle Kontakte zu ihr hatte, aber ich kann es mir irgendwie beim Besten willen nicht vorstellen das es nicht so war. Ich glaube eher, gerade auch in Ihrer Biographie, das sie dies bewusst ausgelassen hat um eben nicht im Nachhinein sein Ansehen zu beflecken, aber irgendwie waren da ein paar Untertöne in den Erzählungen drin, die mich da skeptisch werden ließen. Was mir halt auch sauer aufgestoßen war, war die Tatsache das er dem Vater von Ihr versprochen hatte das er sie immer nach ihren Treffen nach Hause bringt, es aber tatsächlich nie gemacht hat. Sie hat ihn häufig in seiner Wohnung besucht und was weiß ich alles mit ihr auf dem Zimmer gemacht und immer wenn es darum ging das sie nach Hause musste war er zu müde um sie zu fahren, es viel im plötzlich ein das er ja früh morgens wieder fit sein musste für seinen Army Dienst und es waren immer andere die sie dann nach Hause gefahren hatten. Das kam für mich sehr mies rüber. Wenn er sie wirklich so abgöttisch geliebt hätte, hätte er sie auch wirklich selbst nach Hause gebracht. Und wie gesagt wir reden hier über ein 14 jähriges junges Mädchen, die vielleicht da schon hübsch war, aber ganz ehrlich für mich wäre es als erwachsener junger Mann nie eine Option gewesen eine 14 järhige zu Daten! Und das zeigt ja dann auch der weitere Verlauf je älter sie wurde, desto uninteressanter wurde sie für ihn und er hat sich dann ja auch offenbar immer wieder gerne mit jüngeren Groupies eingelassen. Also das ist dann leider so eine Schattenseite der Person Elvis Presley welche ich so garnicht mag!
 

2moulins

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Vielen Dank für das ausführliche Feedback, Tarantino1980. :hoch:

Ich finde es beeindruckend, wie intensiv Du Dich mit dem Phänomen "Elvis" befasst hast. Das ist ja auch ein toller Nebeneffekt, den ein Film auslösen kann. Mir geht es auch so, wenn ein Film auf tatsächlichen Ereignissen basiert. Oft befasse ich mich dann tagelang mit dem Thema oder der Person.

Wie bei Dir waren für mich einige Erkenntnisse zu "Elvis" vor dem Film nicht bekannt bzw. so deutlich:

- dass er so stark von "Tom Parker" gesteuert und ausgenutzt wurde

Wie Du schreibst, wäre Elvis wahrscheinlich ohne "Parker" nicht so groß herausgekommen. Dennoch ist seine Vorgehensweise und die Ausbeutung bis hin zu der Tatsache, dass er womöglich auch für Elvis' Tod verantwortlich ist, weil er ihn durch den Las Vegas-Vertrag in die Medikamentenabhängigkeit tireb, sehr schändlich. Den Vergleich mit Dieter Bohlen finde ich in gewisser Weise interessant. ;)

- dass er nie außerhalb der USA aufgetreten ist

Hierzu habe ich gelesen, dass dies hauptsächlich daran lag, dass "Parker's" Vergangenheit in den Niederlanden evtl. ein dunkles Geheimnis enthielt (es soll in seinem Umfeld einen Mord gegeben haben) und weil sein Status hinsichtlich der Staatsangehörigkeit zu den USA nicht ganz klar gewesen sein soll. Er war ursprünglich illegal eingewandert und hatte keinen amerikanischen Pass. Er vermied es deshalb, dass Presley außerhalb der USA auftrat, weil er ihn schlecht hätte begleiten können. Es gab lediglich ein paar Konzerte in Kanada.

- dass er so stark von der Musik der "Schwarzen" beeinflusst wurde und gegen die Rassentrennung war

Trotz Besuch von Graceland und Memphis kam das bei mir bisher nicht so deutlich an.

- dass Priscilla erst 14 Jahre alt war, als er sie kennenlernte

Das überraschte mich auch sehr - wobei das ja im Film nicht thematisiert wird. Das habe ich hinterher gelesen. Dabei heißt es auch: "Sie lebte schon einige Jahre vor der Hochzeit in der Villa Graceland in Memphis. Von ihren Eltern erhielt sie das Einverständnis, in Graceland zu wohnen, nachdem ihnen Elvis Presley versprochen hatte, sie würden heiraten, wenn sie volljährig sei." Das ist schon "ein starkes Stück", wie ich finde. Dass man als Eltern so etwas zulässt .... !? Zumindest hat Elvis aber Wort gehalten und sie geheiratet (, was den Umgang mit einer 14-jährigen natürlich nicht entschuldigt).
Elvis war aber auch ein Familienmensch, dem die nahen Angehörigen sehr wichtig waren - sowohl seine Vorfahren (Eltern, Großmutter) als auch seine Frau und die Tochter.
 
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Auch das wusste ich vor dem Film nicht das Elvis so eine starke Bindung zu der damaligen schwarzen Community hatte. Das hat mich wirklich stark beeindruckt das er nie vergessen hat wo seine Wurzeln waren und auch öffentlich sich davon nicht distanziert hat, gerade in seinen Anfangsjahren wo es leider in den USA noch diese bescheuerte Rassentrennung gab. Kein Witz hier hatte ich mehrmals Tränen in den Augen als ich z.B. diese Absperrbänder "No Collerd People" sah. Wirklich furchtbar! Umso mehr beindruckt war ich, das Elvis ein Mensch war der auch dafür einstand das es keine Rassentrennung geben sollte!

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass der Film diese Bedeutung der schwarzen Community vielleicht auch ein bisschen positiver darstellt als sie in der Realität war. In den letzten Jahrzehnten gab es ja immer wieder Kritik an Elvis und anderen weißen Musikern, die die Songs der schwarzen Musiker übernommen haben und dann damit ordentlich Geld verdient haben. Das wird der Filmmachern natürlich auch bewusst gewesen sein, sodass diese Thematik auf jeden Fall Eingang in den Film finden musste, sodass später bei Kinostart der Film nicht aus bestimmten Gründen boykottiert wird.

Dazu passt ja, was 2moulins geschrieben hat.

- dass er so stark von der Musik der "Schwarzen" beeinflusst wurde und gegen die Rassentrennung war

Trotz Besuch von Graceland und Memphis kam das bei mir bisher nicht so deutlich an.


- dass Priscilla erst 14 Jahre alt war, als er sie kennenlernte

Das überraschte mich auch sehr - wobei das ja im Film nicht thematisiert wird. Das habe ich hinterher gelesen. Dabei heißt es auch: "Sie lebte schon einige Jahre vor der Hochzeit in der Villa Graceland in Memphis. Von ihren Eltern erhielt sie das Einverständnis, in Graceland zu wohnen, nachdem ihnen Elvis Presley versprochen hatte, sie würden heiraten, wenn sie volljährig sei." Das ist schon "ein starkes Stück", wie ich finde. Dass man als Eltern so etwas zulässt .... !? Zumindest hat Elvis aber Wort gehalten und sie geheiratet (, was den Umgang mit einer 14-jährigen natürlich nicht entschuldigt).
Elvis war aber auch ein Familienmensch, dem die nahen Angehörigen sehr wichtig waren - sowohl seine Vorfahren (Eltern, Großmutter) als auch seine Frau und die Tochter.

Das war mir bis gerade auch nicht bewusst. Wie alt war denn dann Elvis als sie beiden sich getroffen haben bzw. ein Paar wurden? Vermutlich hat das der Film auch bewusst ausgeklammert, sodass man nicht eine weitere Diskussion damit auslöst. Also wenn man einer Person kulturelle Aneignung und Sex mit Minderjährigen vorwirft und dann diese Person in einem Biopic als Opfer darstellt, würde das heute eigentlich genug Kontroversen auslösen. Aber irgendwie blieb das bei dem Film aus. Oder ich habe diese Debatten nicht mitbekommen.


Ich hatte mich nach der Kinosichtung wie gesagt nochmal sehr mit Elvis beschäftigt und hatte mir u.A. auch den Film Elvis & me angeschaut, welcher ja auf der Biographie von Priscilla Presley basiert und die Geschehnisse aus Ihrer Sicht zeigt. Musikalisch ist dieser Film in keinster Weise repräsentativ für die Musik von Elvis, aber wer sich mit der Person und seinem Werdegang bzw. seinem Privatleben etwas mehr beschäftigen will, kommt an dem Film nicht vorbei. Auch wenn es leider keine vernünftige VÖ zu dem Film gibt Ich hatte ihn mir bei Amazon ausgeliehen und das Bild war sehr schlechtes VHS Material, aber der Film ist so fesselnd, das mir das dann egal war. Ich hatte ihn bereits vor vielen Jahren einmal gesehen, aber hatte vieles wieder vergessen.

Das klingt auch sehr spannend. Es ist bemerkenswert, dass die Sicht der Ehefrau auch schon so früh verfilmt worden ist. Das zeigt, dass bestimmte weibliche Perspektiven nicht erst seit ein paar Jahren immer mehr Gehör finden.
 

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Ich kann mir auch gut vorstellen, dass der Film diese Bedeutung der schwarzen Community vielleicht auch ein bisschen positiver darstellt als sie in der Realität war. In den letzten Jahrzehnten gab es ja immer wieder Kritik an Elvis und anderen weißen Musikern, die die Songs der schwarzen Musiker übernommen haben und dann damit ordentlich Geld verdient haben. Das wird der Filmmachern natürlich auch bewusst gewesen sein, sodass diese Thematik auf jeden Fall Eingang in den Film finden musste, sodass später bei Kinostart der Film nicht aus bestimmten Gründen boykottiert wird.

Dazu passt ja, was 2moulins geschrieben hat.
Ja das kann natürlich sein aber schau Dir seine originale Performance von If I Can Dream beim Comeback Special an. So ein guter Schauspieler war Elvis nicht das spürt man das ihm diese Worte wichtig sind die er da singt und natürlich auch die Message. Und sein Manager wollte ja das er die TV Show mit einem Weihnachtspulli am Kamin mit einem Weihnachtslied beendet.
Das war mir bis gerade auch nicht bewusst. Wie alt war denn dann Elvis als sie beiden sich getroffen haben bzw. ein Paar wurden?

Elvis war in seiner Army Zeit in Deutschland 22 also nach amerikanischem Recht volljährig. Wenn ich mich richtig erinnere war sie dann 16 als sie ihn das erste Mal in den USA besuchte.
Vermutlich hat das der Film auch bewusst ausgeklammert, sodass man nicht eine weitere Diskussion damit auslöst. Also wenn man einer Person kulturelle Aneignung und Sex mit Minderjährigen vorwirft und dann diese Person in einem Biopic als Opfer darstellt, würde das heute eigentlich genug Kontroversen auslösen. Aber irgendwie blieb das bei dem Film aus. Oder ich habe diese Debatten nicht mitbekommen.
Nein das wir im Luhmann Film auch nicht so extrem thematisiert. Da gibt es ja nur eine kleine Szene seiner Deutschland Zeit und da wird er wie ein Tråumer dargestellt der seine große Liebe dort kennenlernt.

In Elvis&me wird diese Zeit aber näher beleuchtet und auch ausführlicher gezeigt und da der Film auf ihrer Biographie beruht glaube ich zwar das ein paar Details, zum Schutz von ihm und ihrer Tochter beschönigt wurden aber wenn man zwischen den Zeilen genau hinhört erfährt man schon was mehr und ich empfand ihn da auch nicht gerade in dieser Zeit als sympathisch. Er war da einsam und sie stand auf ihn und er hat es ausgenutzt. Noch hinzu kam das sie wohl in jungen Jahren seiner Mutter sehr ähnelte also optisch was das ganze nicht besser macht.

Musikalisch ein beeindruckender Mensch dessen Musik ich sehr zu schätzen gelernt habe, menschlich aber ein Mensch den ich mehr als dubios finde.
Das klingt auch sehr spannend. Es ist bemerkenswert, dass die Sicht der Ehefrau auch schon so früh verfilmt worden ist. Das zeigt, dass bestimmte weibliche Perspektiven nicht erst seit ein paar Jahren immer mehr Gehör finden.

Klar ich denke einerseits wollte sie damit etwas Geld machen aber ich glaube auch das musste aus ihr raus so eine Art Therapie damit sie sich mal alles von der Seele schreiben konnte. Den nach außen waren die Beiden ja das Traumpaar schlechthin damals.
 

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Elvis war in seiner Army Zeit in Deutschland 22 also nach amerikanischem Recht volljährig. Wenn ich mich richtig erinnere war sie dann 16 als sie ihn das erste Mal in den USA besuchte.

Okay, passend ist es wohl nicht, aber sofern es einvernehmlich war und die Eltern auch ihren Segen gegeben haben, ist es für mich erst einmal kein Skandal.* Dafür kommt das in der Gesellschaft einfach zu häufig vor. Aus dem erweiterten Familien- und Bekanntenkreis kenne ich einige Paare, die einen enormen Altersunterschied haben und sich auch früh kennen gelernt haben.


* Wenn ich jetzt Vater einer vierzehnjährigen oder sechzehnjährigen Tochter wäre, würde ich das wahrscheinlich anders sehen. ;)
 

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Vielen Dank für das ausführliche Feedback, Tarantino1980. :hoch:
Aber sehr gerne doch. Ich bin wirklich sehr froh das dieser tolle Film nun hier auch Einzug ins KK Forum gehalten hat. Ich hatte ihn ja bereits zweimal im Kino gesehen und hatte es aber leider versäumt eine entsprechenden Kritik zu verfassen.
Ich finde es beeindruckend, wie intensiv Du Dich mit dem Phänomen "Elvis" befasst hast. Das ist ja auch ein toller Nebeneffekt, den ein Film auslösen kann. Mir geht es auch so, wenn ein Film auf tatsächlichen Ereignissen basiert. Oft befasse ich mich dann tagelang mit dem Thema oder der Person.

Ich denke hier ticken wir sehr ähnlich. Und das zeigt auch das der Film wirklich gut ist. Zwar nicht perfekt für mich aber gut. Und er hatte eben in mir den Wunsch ausgelöst mehr über die Person und sein künstlerisches Schaffen zu erfahren.
Wie bei Dir waren für mich einige Erkenntnisse zu "Elvis" vor dem Film nicht bekannt bzw. so deutlich:

- dass er so stark von "Tom Parker" gesteuert und ausgenutzt wurde

Wie Du schreibst, wäre Elvis wahrscheinlich ohne "Parker" nicht so groß herausgekommen. Dennoch ist seine Vorgehensweise und die Ausbeutung bis hin zu der Tatsache, dass er womöglich auch für Elvis' Tod verantwortlich ist, weil er ihn durch den Las Vegas-Vertrag in die Medikamentenabhängigkeit tireb, sehr schändlich. Den Vergleich mit Dieter Bohlen finde ich in gewisser Weise interessant. ;)
Bitte nicht falsch verstehen. Der Vergleich mit Dieter Bohlen war nur auf dem künstlerischen Aspekt bezogen. Ich habe bei beiden den Eindruck es ist egal was die Person singt, also ob es musikalisch kreativ und gut ist oder ob Gefühle dabei transportiert werden Hauptsache die Person schafft es Massen zu bewegen ihre Musik zu kaufen um damit Geld zu machen. Möglichst viel Geld. Und da hatte Elvis halt Glück das er gut aussah und durch seinen Hüftschwung die Mädels auf ihn aufmerksam wurden sonst wäre Parker nicht auf ihn aufmerksam geworden und der Welt wäre ein sehr talentierter Musiker entgangen.
- dass er nie außerhalb der USA aufgetreten ist

Hierzu habe ich gelesen, dass dies hauptsächlich daran lag, dass "Parker's" Vergangenheit in den Niederlanden evtl. ein dunkles Geheimnis enthielt (es soll in seinem Umfeld einen Mord gegeben haben) und weil sein Status hinsichtlich der Staatsangehörigkeit zu den USA nicht ganz klar gewesen sein soll. Er war ursprünglich illegal eingewandert und hatte keinen amerikanischen Pass. Er vermied es deshalb, dass Presley außerhalb der USA auftrat, weil er ihn schlecht hätte begleiten können. Es gab lediglich ein paar Konzerte in Kanada.

Ja das hatte ich dann auch raus gefunden und hier hatte Parker halt einfach Angst das jemand anders ihm seinen Goldjungen wegnimmt. Er hatte ja wirklich einen Knebelvertrag mit ihm und ich glaube es gab und wird nie wieder einen Manager geben der mehr Prozente von seinem Künstler bekommt als damals Parker. Dafür spricht halt leider auch das Elvis zwar zu seinen Lebzeiten gut verdient hat aber eben nicht ein unabhängiger Multimillionär war der Konzerte und neue Platten nur noch aus Spaß an der Musik machte. Er war auf das Geld angewiesen und hat das gemacht was Parker ihm gesagt hat. Ich glaube künstlerisch hätte er gerne noch mehr ausprobiert aber gerade in seiner Filmzeit hat er ja eine seichte Filmmusik nach der anderen raus gebracht und immer wieder den selben Typ Film nach Schema F gedreht. Und das war nicht Elvis Plan, das war Parker geldgier und er hatte natürlich auch Angst das irgendwann die Mädels nicht mehr auf ihn stehen würden als hat er das Eisen geschmiedet solange es heiß war ohne dabei zu erkennen das Elvis nicht nur ein hübscher Kerl war sonder eben auch ein talentierter Musiker.
Das überraschte mich auch sehr - wobei das ja im Film nicht thematisiert wird. Das habe ich hinterher gelesen. Dabei heißt es auch: "Sie lebte schon einige Jahre vor der Hochzeit in der Villa Graceland in Memphis. Von ihren Eltern erhielt sie das Einverständnis, in Graceland zu wohnen, nachdem ihnen Elvis Presley versprochen hatte, sie würden heiraten, wenn sie volljährig sei." Das ist schon "ein starkes Stück", wie ich finde. Dass man als Eltern so etwas zulässt .... !? Zumindest hat Elvis aber Wort gehalten und sie geheiratet (, was den Umgang mit einer 14-jährigen natürlich nicht entschuldigt).
Jein das ist nur die halbe Wahrheit. Ausgemacht mit den Eltern war das sie bei Elvis Vater lebt und auf eine katholische Mädchenschule gehtnaufndie sie zwar dann auch gegangen ist aber sie lebte halt dann doch mit Elvis zusammen. Und die Hochzeit ist dann wohl nur auf drängen von Parker zustande gekommen weil Elvis wohl, je älter sie wurde immer mehr das Interesse verloren hatte und die Hochzeit immer mehr in den Hintergrund rückte. Aber zum einen war es aus Parkers Sicht natürlich wieder ein super Mediales Ereignis welches man zu Geld machen konnte und ich glaube er wollte auch den Skandal vermeiden wenn Elvis sie nicht geheiratet hätte.so war es halt für die Fans die Märchenstory der Traumprinz heiratet sein Aschenputtel und macht sie zur Prinzessin.

Okay, passend ist es wohl nicht, aber sofern es einvernehmlich war und die Eltern auch ihren Segen gegeben haben, ist es für mich erst einmal kein Skandal.* Dafür kommt das in der Gesellschaft einfach zu häufig vor. Aus dem erweiterten Familien- und Bekanntenkreis kenne ich einige Paare, die einen enormen Altersunterschied haben und sich auch früh kennen gelernt haben.


* Wenn ich jetzt Vater einer vierzehnjährigen oder sechzehnjährigen Tochter wäre, würde ich das wahrscheinlich anders sehen. ;)

Ich habe nichts gegen Altersunterschiede und ab einem gewissen Alter ist es auch egal ob 5 oder 10 Jahre dazwischen liegen solange die Chemie stimmt. Aber mit 14 war sie deutlich Minderjährig und er mit 22 hält viel älter. Ich war mit 18 bis so 22 freiwilliger Mitarbeiter in einem evangelischen Jugendheim wo halt Jugendliche Nachmittags vorbeikommen konnten um weg von der Straße zu kommen und wir haben auch eine Hausaufgaben Unterstützung angeboten. Da gab es natürlich auch ein paar 14 jährige Mädels die uns männlichen Mitarbeitern versucht haben schöne Augen zu machen. Aber das waren eben noch Kinder und keinem von uns wäre es in den Sinn gekommen mit einer von denen was anzufangen. Und alles andere finde ich unnormal. Gerade in dem Alter ändert man sich noch sehr, ist beeinflussbar und auch somit leicht zu manipulieren. Und als 22 junger Mann wäre das ein leichtes dies zu tun.

Oder andere Geschichte da war ich 24 und war mit Freunden bei einem Nachbarn auf einer Grillparty. Die damals 13 jährige Tochter vom Nachbarn wollte da zum ersten Mal ihren neuen Freund vorstellen. Und bevor jetzt jemand sagt vielleicht sah sie älter oder reifer aus... nein sie sah aus wie 13.Zahnspange,keine weiblichen Kurven und auch nicht geschminkt also noch sehr kindlich. Als dann der neue Freund ankam ist uns allen das Essen im Hals stecken geblieben. Der Kerl war so alt wie meine Freunde und ich als 24. Ich werde nie die Reaktion des Vaters vergessen der wie von Sinnen aufgesprungen ist, sonst ein sehr friedsehliger Mensch war, zu dem Kerl hin und sich nur vor ihn stellte mit einem sehr ernsten Blick und nur sagte du verlässt jetzt sofort das Grundstück und sprichst meine Tochter nie wieder an. Und solltest Du es dennoch tun bekommst Du eine Anzeige von mir. Und ganz ehrlich diese Reaktion kann ich heute als Vater absolut nachvollziehen. Klar wenn sie 17 gewesen wäre hätte ich auch damals gedacht gut ist fast 18, wenn sie sich wirklich lieben und er gut zu ihr ist warum nicht. Aber 13 oder 14 und dann weit über 18 finde ich einfach zu heftig auch wenn es einvernehmlich geschieht in dem Alter ist so ein Mädchen emotional und mental einfach noch unterlegen und noch nicht Uf Augenhöhe. Auch wenn dann vielleicht "freiwillig" zu etwas zugestimmt wird bin ich der festen Überzeugung das sie es ein paar Jahre später bestimmt anders entschieden hätte.

Sorry für die Off Topic Unterhaltung aber es war eben auch ein Thema welches mich, der mir bedingt durch die Tatsache das ich mich mit Elvis näher beschäftigt habe, sehr bewegt hat. Aber künstlerisch bewundere ich Elvis wirklich sehr und ich glaube er ist ein sehr wichtiges Puzzelstück in der modernen Popkultur.
 
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