Die Wendeltreppe
1946 entstand der Thriller vom Deutsch-stämmigen Regisseur Robert Siodmak.
Eine junge Frau (Helen) verfolgt aufmerksam und gebannt in den 1910er-Jahren die Vorführung eines Stummfilmes im Saal eines Hotels, während in der darüber liegenden Etage eine gehbehinderte Frau ermordet wird. Der eingeschaltete Ermittler geht von einem Serientäter aus, da es bereits ähnlich gelagerte Vorfälle gab. Die junge Helen, die sich als stumm erweist, arbeitet als Betreuerin einer bettlägeringen alten Dame in einem herrschaftlichen Anwesen.
Die Kranke, die in wachen Momenten sehr harsch auftritt, warnt ihre junge Betreuerin vor Gefahren, denen sie ausgesetzt ist, wenn sie im Haus bleibt und rät ihr dringend, dieses zu verlassen. Sie befolgt den Ratschlag nicht und erlebt eine unruhige Nacht, nachdem die Polizei den Täter aus dem Hotel verfolgt hat und dessen Spur am Herrenhaus verlor….
Die Atmosphäre in dem herrschaftlichen Haus ist in schönen S/W-Bildern festgehalten. Bereits auf dem Weg zum Haus entwickelt sich eine bedrohliche Stimmung. Das heranziehende Unwetter mit Regen, Blitz und Donner passt da gut ins Szenario und bleibt bis zum Ende des Films präsent.
Im Haus lernt man die verschiedenen Bewohner, zwei Brüder, eine Sekretärin, die kranke Alte, eine Krankenschwester und weiteres Hauspersonal kennen. Von außen kommen noch der Hausarzt und der ermittelnde Inspektor hinzu. Da man als Zuschauer den Täter unter diesen Personen vermuten darf, ergibt sich eine spannende Whodunit-Geschichte.
Der Regisseur arbeitet mit teils innovativen Ideen, wie z.B. der Darstellung des Auges des Täters, der seine potentiellen Opfer beobachtet. Die Kamera zoomt auf das Auge, bis die Pupille formatfüllend erscheint, um danach den Blick aus der Sicht des Täters zu zeigen. Ein weiteres Beispiel ist die Darstellung der jungen Helen in einem Spiegelbild, welches ihr Gebrechen im wahrsten Sinne des Wortes wiederspiegelt.
Des Weiteren bietet das Spiel mit Licht und Schatten - gerade in S/W – schöne Bilder auf der Leinwand, z.B. wenn jemand nur mit einer Kerze als Lichtquelle auf der Titel-gebenden Treppe in den Keller geht. Die Bilder werden durch die Ton-Kulisse, sei es durch die Geräusche des Unwetters, schlagende Läden oder knarrende Türen in ihrer Wirkung verstärkt.
Als Zuschauer würde man der jungen Helen am liebsten zu Hilfe eilen, wenn man sieht, dass sie sich aufgrund ihres Handicaps nicht bemerkbar machen kann - sei es, wenn sie dem Polizisten hinterherrufen will oder zum Telefon greift, aber natürlich keinen Ton herausbekommt.
8/10