Die vierte Macht

Tarantino1980

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Die vierte Macht


Die vierte Macht ist ein schönes Beispiel dafür, dass gute Filme nicht immer aus dem Ausland kommen müssen, sondern auch deutsche Regisseure gute Filme auf die Leinwand bringen können. Regisseur Dennis Gansel beweist hier sein Talent erneut. Er präsentiert dem Zuschauer nicht nur eine sehr spannende Story sondern auch einen gut inzenierten Thriller. Der Film würde wahrscheinlich komplett anders aussehen, wäre er in Hollywood verfilmt worden sein. Noch vor einigen Jahren hätte man diesen Satz wahrscheinlich sofort als negative Kritik an einem deutschen Film aufgefasst, doch heute, so hoffe ich es zumindest, weiß jeder sofort das es eigentlich nur ein großes Lob sein kann, weil eben viele Filme in Hollywood nur noch nach einem gewissen Strickmuster gedreht werden. Ausnahmen gibt es natürlich auch dort noch, aber dieser Film wäre wahrscheinlich als Hollywood Verfilmung irgendwo im Sande der Durchschnittlichkeit steckengeblieben. Aber zum Glück handelt ist dies nicht der Fall. Dennis Gansel hat seine selbst geschriebene Geschichte sehr spannend und fesselnd verfilmt. Alleine der Anfang des Filmes schlägt ein wie eine Bombe.

In Die vierte Macht bekommt man einen Thriller geboten welcher zwar nicht gänzlich auf Action verzichtet, diese aber wohl platziert und für die Geschichte notwendig ist. Der Film wirkt sehr real, obwohl er auf einer fiktiven Geschichte basiert die einen dennoch zum Nachdenken anregt, da sie trotz der fictionalen Handlung doch irgendwo sehr nah an der Realität sein könnte, zumindest wenn man ein Freund bzw. Anhänger von Verschwörungstheorien ist.

Man bekommt als Zuschauer selten das Gefühl der Sicherheit, da sich quasi hinter jedem Charakter ein weiteres Puzzelstück ,der zu Anfang recht verschleierten Geschichte, verbergen könnte. Genau hier liegt einer der großen Pluspunkte des Filmes. Man kann bei fast keinem Charakter, außer der Hauptfigur Paul - gespielt von Moritz Bleibtreu - sich sicher sein ob er bzw. sie Freund oder Feind ist. Normalerweise gibt es in solchen Filmen mindestens noch eine Person zu der man relativ schnell ein Grundvertrauen aufbaut und meistens im Nachhinein mit dieser Einschätzung auch nicht falsch lag. In Die vierte Macht wirkt irgendwie jede Person so, als ob sie etwas zu verbergen hätte bzw. der Hauptfigur in irgendeiner Form schaden zufügen will. Der gesamte Cast hat wirklich sehr überzeugend gespielt, Moritz Bleibtreu hat aber auch gezeigt das er in Deutschland zurecht einen Namen hat.

Die vierte Macht ist wieder so ein klassischer Fall von Lagerbildung. Das eine Lager wird ihn super finden eben weil er so fesselnd inzeniert wurde, weil die Geschichte interessant verfilmt wurde und weil es kein typischer Action Thriller ist. Das andere Lager wird genau die eben erwähnten Punkte als große Kritikpunkte sehen, ihnen fehlt das für Hollywood typische Actionfeuerwerk, ein reißerischer Score und eine groß in Szene gesetzte Verfolgungsjagd durch Moskau die in einer großen monströsen Explosion oder einem ähnlichem Effekt endet. Wer solch einen Film erwartet sollte sich diesen nicht antun, Freunde des gutgemachten ruhigen Thrillers sollten einen Blick riskieren.

Wertung: 7.5/10
 
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SAB

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AW: Die vierte Macht

Sehr schöne Kritik!:hoch:
Werde mir den Film kommende Woche auch noch anschauen! Dennis Gansels Arbeiten finde ich nämlich bisher durchweg gut!
 

Tarantino1980

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AW: Die vierte Macht

Sehr schöne Kritik!:hoch:

Danke, freut mich das sie Dir gefallen hat! :kiss:

Werde mir den Film kommende Woche auch noch anschauen! Dennis Gansels Arbeiten finde ich nämlich bisher durchweg gut!

Der lohnt sich auf jeden Fall. Tut mir leid das ich Dich nicht auf dem Zettel hatte bei den Filmempfehlungen :o, aber ich werde es mir zukünfig merken!
 

SAB

Filmgott
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AW: Die vierte Macht

Später angeschaut als gedacht aber dafür mit einem sehr sehr guten Film belohnt worden.
Neben der bis in die Nebenrollen super besetzten Darsteller weiß vorallem auch die Inszenierung von Gansel zu gefallen. Der Junge hat es einfach drauf.:hoch:
Dazu gibt es eine überaus spannende Story mit gelungenen Wendungen.

8 / 10 Punkte
 

Tarantino1980

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Später angeschaut als gedacht aber dafür mit einem sehr sehr guten Film belohnt worden.
Neben der bis in die Nebenrollen super besetzten Darsteller weiß vorallem auch die Inszenierung von Gansel zu gefallen. Der Junge hat es einfach drauf.:hoch:
Dazu gibt es eine überaus spannende Story mit gelungenen Wendungen.

8 / 10 Punkte

Freut mich das Dir der Film so gut gefallen hat! Die Blu-ray steht auch bei mir rum. Vieleicht schaue ich ihn mir in meinem Urlaub dann noch einmal im Heimkino an.
 

deadlyfriend

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AW: Die vierte Macht

Habe ihn heute ebenfalls gesichtet und ich fand ihn äußerst spannend. Die Inszenierung und das Tempo hat dazu viel beigetragen.
Da ich vom Inhalt keinerlei Kenntnisse hatte kamen die Wechsel perfekt. Direkt nach 14 Minuten, der erste Keulenschlag, in der U-Bahn der Zweite. Als es dann in den Knast ging, war ich weiter sehr erfreut über den Abwechslungsreichtum der Geschichte. Vor allem konnte man sich nie sicher sein, was als Nächstes passiert. Besonders gefallen hat mir auch die Musik von Heiko Maile, den ich schon bei Camouflage seit Jahren als sehr sehr guten Musiker ansehe. Toll das er seit einigen Jahren auch Soundtracks macht.

Verwundert war ich nur das man bei diesem Inhalt eine Drehgenehmigung in Moskau erhalten hat. Freundlich war man zum Land definitiv nicht.
 

Tarantino1980

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AW: Die vierte Macht

Habe ihn heute ebenfalls gesichtet und ich fand ihn äußerst spannend.

Freut mich das Dir der Film auch so gut gefallen hat! :hoch:

Die Inszenierung und das Tempo hat dazu viel beigetragen.
Da ich vom Inhalt keinerlei Kenntnisse hatte kamen die Wechsel perfekt. Direkt nach 14 Minuten, der erste Keulenschlag, in der U-Bahn der Zweite. Als es dann in den Knast ging, war ich weiter sehr erfreut über den Abwechslungsreichtum der Geschichte. Vor allem konnte man sich nie sicher sein, was als Nächstes passiert.

Die Inzenierung hat mir auch außerordentlich gut gefallen. Ich hatte sehr schnell komplett vergessen das es sich um einen Deutschen-Film handelt. Die Inzenierung war definitiv auf internationalem Niveau! Hier hat Dennis Gansel wirklich einen tollen Job gemacht! Die Story fand ich sehr spannend und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, man würde den Film bereits schon in und auswendig kennen da man ähnliches bereits x-mal gesehen hat. Die vierte Macht ist ein frischer, sehr guter Thriller mit spannender Story. Den muss ich mir umbedingt im Heimkino nochmal ansehen. Damals im Kino war ich schon begeistert, aber ich könnte mir vorstellen das er bei einer Zweitsichtung zu Hause nochmal wächst.
 

Willy Wonka

Locationscout
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Nachdem ich in den letzten Monaten „Wir sind die Nacht" und „Mechanic: Resurrection" gesehen habe, habe ich mir direkt den nächsten Film von Dennis Gansel vorgenommen. Nach „Die Welle" und „Mädchen Mädchen" war er für mich auf jeden Fall ein interessanter Regisseur, dessen Schaffen ich weiterverfolgen wollte. Nach seinen bisherigen acht Spielfilmen kann man ihm auf jeden Fall eine Vielfalt bei der Genre- und Stoffauswahl attestieren. Thriller, Komödien, Drama, Action, ein Vampirfilm und zuletzt sogar ein Kinderfilm sowie die Episode zu einem Episodenfilm zeigen sein großes Interesse und dass er sich anscheinend an jedem Genre einmal versuchen möchte. Das finde ich auch spannend an „Die vierte Macht", weil es sich um einen klassischen Polit-Thriller im Journalismus-Milieu handelt. Die Vorbilder sind natürlich riesig und davon hat sich Gansel nicht einschüchtern lassen. Sein Film ist handwerklich gut gemacht, die Handlung ist spannend und besitzt ein hohes Tempo. Dennoch gibt viele Motive und Entwicklungen, die man bereits aus zahlreichen anderen Filmen kennt und eine markante inszenatorische Handschrift habe ich auch vermisst.

Das Drehbuch war in Ansätzen doch recht vorhersehbar. Allein der komplette Part mit seinem Vater, dessen Vergangenheit und seiner nicht abgeschlossenen Arbeit, kam mir alles sehr vertraut vor. Der Sohn, der nach dem Tod des Vaters, unsicher bezüglich seiner Beziehung zu seinem Vater ist sowie die Tatsache, dass gefühlt alle Menschen aus seiner Umgebung ihn auf das Leben und Wirken seines Vaters aufmerksam machen, gehört zu einem sehr belieben Motiv. Selbst im Gefängnis landet er natürlich bei Insassen, die seinen Vater kannten. Zudem wirkte der Plot mit seiner Freundin und dessen Bruder ein wenig konstruiert und gehört auch zu einem klassischen Repertoire dieser Genre-Filme.

Heute gewinnt der Film aber vor allem aus den Ereignissen der letzten Jahre und insbesondere durch den Fall von Deniz Yücel eine Intensität und Aktualität, die sich Gansel im Jahre 2012 wahrscheinlich noch gar nicht in diesem Maße ausmalen konnte. Natürlich war das Thema damals auch nicht vollkommen neu, aber der Fall Deniz Yücel hat politisch und medial so große Kreise gezogen, dass der Film heute anders aussehen würde als damals. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass der Fall Yücel noch einmal für's Kino aufbereitet wird. Dann am besten von Fatih Akin, der meines Erachtens in einer ganz anderen Liga als Dennis Gansel spielt.

Der Film würde wahrscheinlich komplett anders aussehen, wäre er in Hollywood verfilmt worden sein.

Woran machst du das fest? Ich sehe in dieser Hinsicht keinen großen Unterschied zu Hollywoodfilmen.

Wer übrigens Interesse an deutsche Polit-Thriller hat, dem sei auf jeden Fall „Das Ende der Wahrheit" von Philipp Leinemann empfohlen. Der Film gehört für mich zu den besten Genre-Arbeiten der letzten zwei Jahre aus Deutschland.
 

Tarantino1980

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Freut mich das Du Dir den Film auch angesehen hast!


Woran machst du das fest? Ich sehe in dieser Hinsicht keinen großen Unterschied zu Hollywoodfilmen.

Hierzu muss ich etwas länger ausholen ;). Also zum einen bezog sich diese Aussage in erster Linie auf Hollywoodfilme so ab den 2000er! Klar gibt es auch hier sehr viele gute Beispiele. Spontan fallen mir Die Verlegerin und Spotlight ein, die zeigen das auch Hollywood solche Filme noch hervorbringen kann, aber beide kamen nach 2012 raus ;). Früher so in den 60er bis 90er gab es einige sehr gute Thriller die ich auch heute noch gut finde, welche alle Hollywood hervorgebracht hat. Aber heutzutage sind leider viele moderne Thriller anders aufgebaut, haben ein anderes Tempo, besitzen mehr "Effekthascherei" mehr Action und meistens halt auch zu lasten der Stroy. Die vierte Macht hat mich tatsächlich mehr an die skandinavische Herangehensweise erinnert. Also der Story schön viel Raum bieten, sie langsam erzählen und das alles in ruhigen Bildern. Ich fühle mich halt bei vielen aktuellen Hollywood Produktionen in diesem Genre zu sehr gehetzt. Zu häufig habe ich das Gefühl da steht einer mit einer Peitsche hinter mir und treibt mich an das ich möglichst schnell die Story erkenne und sie weiterverfolge ohne das gesamte Ganze genießen zu können.

Tut mir leid, besser kan ich es nicht beschreiben. Aber wie gesagt mitlerweile gibt es ja zum Glück auch wieder einige gute Beispiele in Hollywood das auch dort die Leute das Filmemachen nicht verlernt haben!



Wer übrigens Interesse an deutsche Polit-Thriller hat, dem sei auf jeden Fall „Das Ende der Wahrheit" von Philipp Leinemann empfohlen. Der Film gehört für mich zu den besten Genre-Arbeiten der letzten zwei Jahre aus Deutschland.

Danke für den Tipp. Den werde ich mir dann auf jeden Fall einemal anschauen weil mich das Gerne deutsche Polit-Thriller doch schon sehr reitzt.
 

Willy Wonka

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Hierzu muss ich etwas länger ausholen ;). Also zum einen bezog sich diese Aussage in erster Linie auf Hollywoodfilme so ab den 2000er! Klar gibt es auch hier sehr viele gute Beispiele. Spontan fallen mir Die Verlegerin und Spotlight ein, die zeigen das auch Hollywood solche Filme noch hervorbringen kann, aber beide kamen nach 2012 raus ;). Früher so in den 60er bis 90er gab es einige sehr gute Thriller die ich auch heute noch gut finde, welche alle Hollywood hervorgebracht hat. Aber heutzutage sind leider viele moderne Thriller anders aufgebaut, haben ein anderes Tempo, besitzen mehr "Effekthascherei" mehr Action und meistens halt auch zu lasten der Stroy. Die vierte Macht hat mich tatsächlich mehr an die skandinavische Herangehensweise erinnert. Also der Story schön viel Raum bieten, sie langsam erzählen und das alles in ruhigen Bildern. Ich fühle mich halt bei vielen aktuellen Hollywood Produktionen in diesem Genre zu sehr gehetzt. Zu häufig habe ich das Gefühl da steht einer mit einer Peitsche hinter mir und treibt mich an das ich möglichst schnell die Story erkenne und sie weiterverfolge ohne das gesamte Ganze genießen zu können.

Diesen Trend habe ich in dieser Form nie so drastisch in Hollywood gesehen. Zumindest in diesem Genre-Bereich (Polit-Thriller/Journalismus-Thriller) nicht. Mir geht’s einerseits darum, dass ich es schwierig finde eine pauschale Aussage über Polit-Thriller aus Hollywood zu fällen und ich anderseits „Die vierte Macht“ gar nicht so sehr als einen deutschen Film wahrnehme. Zudem arbeitet „Die vierte Macht“ mit vielen Story-Elementen, die einem von diversen Hollywood-Filmen bekannt sein dürften.
 
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