Die Mörder sind unter uns
Susanne kommt nach Kriegsende in ihre alte Wohnung in Berlin und möchte sie wieder beziehen. Inzwischen haust dort der vom Krieg gezeichnete und völlig lebensmüde Arzt Dr. Mertens.
Die beiden arrangieren sich und versuchen vorerst mit der Situation umzugehen. Wenn da nicht die Geister der jüngeren Vergangenheit allgegenwärtig währen.
"Die Mörder sind unter uns" muss man in jedem Fall aus zwei Perspektiven betrachten. Natürlich steht auch hier der Film an sich im Vordergrund aber seine Enstehungszeit ist im Kontext unglaublich wichtig. Es ist nämlich der erste deutsche Film der Nachkriegszeit und wurde 1946 in den Trümmern von Berlin gedreht. Diese unglaubliche Kulisse ist natürlich ein visuelles Monster, da die Bilder nunmal echt sind. Hierin gelingt es Regisseur Wolfgang Staudte, durch den expressionistischen Stil, eine gespenstische Atmosphäre zu kreieren. Aber nicht nur das. Seine Licht und Schattenspiele erinnern stark an den 3 Jahre später erschienenen "Der dritte Mann", da man es rein visuell ganz klar mit einem "film noir" zu tun hat. Hier gibt es eine ganze Reihe von beeindruckenden Szenen, die man sonst nur dort zu Gesicht bekommt. Schatten die die Treppe hinaufsteigen, oder innerhalb eines Gesprächs immer größer werden. Auch die Kamerawinkel und Perspektiven stehen da in nichts nach. Zusätzlich natürlich auch die scharfen Kontraste, die einen enormen Eindruck hinterlassen.
Durch die Entstehungszeit begründet gibt es natürlich klare Aussagen bezüglich der jüngeren Geschichte, aber das ist auch gut so. Trotzdem steht der politische Gedanke absolut nicht im Vordergrund des Films, auch wenn natürlich gegen Ende die Botschaften ans Volk klar und deutlich sind.
Hier gehts es aber dennoch eher um die Menschen die mit der neuen Situation erstmal umgehen müssen und gleichzeit ihre persönliche Vergangenheit verarbeiten. Das dies nicht gerade einfach gewesen sein wird, ist hier exzellent umgesetzt worden und ständig spürbar. Der Charakter den Hildegard Knef in einem ihrer ersten Auftritte verkörperte, schaut nur nach vorne und versucht die Vergangenheit völlig zu verdrängen, während die Rolle von E.W. Borchert keine Zukunft zu sehen scheint. Auch der weitere Cast hat ständig die Folgen des Krieges zu verarbeiten. Mal mit mehr, mal mit weniger Hoffnung. Manch einer schmiedet auch Vergeltungspläne, denn die Mörder sind unter uns.
Freunden des "film noir" und/oder Interessenten an Film- und Zeitgeschichte, kann ich diesen Film nur wärmstens ans Herz legen.