.....so finde ich es dennoch sehr real. Den ganz ehrlich jeder Vater oder jede Mutter würde dem eingenen Kind glauben, noch dazu wenn es dann auch noch so verängstigt wirkt wie Klara. Und leider ist es ja auch häufig so das sexuelle Übergriffe auf Kinder meistens wirklich aus dem engsten Umfeld herraus entstehen. ...........
Aus Sicht der Eltern ist sowas das absolute Horrorszenario und man wünscht sich natürlich das sowas dem eigenem Kind nie passiert. Und wenn das eigene Kind sowas erzählen würde, würde man dies als Eltern natürlich ernst nehmen. Ich glaube ich selber würde nicht anderes reagieren, weil es eben für solche abartigen Handlungen von Leuten die sich in dieser Weise an Kinder vergehen keine Entschuldigung oder Erklärung gibt! Ich hoffe das ich nie in die Situation komme das meine Tochter mir mal sowas erzählt, sei es als Lüge oder aber als bittere Wahrheit. Aber wenn, ich würde es ernst nehmen........
Ich denke, es gehört zu den größten Horrorszenarien aller Eltern, dass ihre Kinder einmal an "den Falschen" geraten und Opfer eines sexuellen Missbrauchs oder sogar einer Tötung werden könnten. Man hat ja schon selbst als Kind eingebläut bekommen, zu keinem Fremden ins Auto zu steigen oder mit jemand zu gehen, den man nicht kennt. Man wurde auch vor "dem guten Onkel" (aber auch im Sinne eines Fremden, nicht eines wirklichen Onkels) gewarnt. Dasselbe gibt man an die eigenen Kinder weiter und hofft, dass nie etwas passiert.
Leider passieren solche schrecklichen Dinge aber auch sehr oft im Umfeld mit Vertrauten und Bekannten. Dass solche Ängste nicht unbegründet sind, zeigen ja die vielen Geschehnisse, die immer wieder als Licht kommen, so z.B. auch innerhalb der Katholischen Kirche, in Internaten, Schulen usw.
Ich finde auch, dass die Reaktionen der Eltern und aller anderen im Film sehr real und nachvollziehbar dargestellt werden. Natürlich glaubt man seinem Kind und nimmt ernst, was es sagt. Man kann sich ja auch nicht vorstellen, wie eine 5-jährige alleine auf eine solche Geschichte kommen kann. Also, muss 'was dran sein. Einfach übergehen kann man eine solche Sache ja nicht.
.... Für mich als junger Vater war dieser Film wirklich wie ein Faustschlag in die Magengegend da ich zum einen die Reaktion der Eltern sehr gut nachempfinden konnte, aber mich auch in die Opferrolle von Lucas sehr gut hineinempfinden konnte, da man wenn man mit anderen Kindern zwangsläufig häufiger in Kontakt kommt, schnell Opfer einer solchen Anschuldigung werden könnte. Es ist ja normal das man auch mit den anderen Kindern spielt, befreundeten Paaren mit Kindern aushilft indem man nicht nur sein Kind vom Sport oder sonstigem Verein abholt sondern auch die anderen mitnimmt. Oder das man sie eben mal zur Schule/Kita bringt, wenn die Freunde verhindert sind. Das sind sachen die ganz normal sind und natürlich baut man dann auch zu diesen Kindern ein Verhältnis auf. ......
Noch härter dürfte der Faustschlag in die Magengrube sein, wenn dem Kind wirklich etwas widerfahren wäre.
Was die dargestellte (falsche) Anschuldigung von Lucas anbelangt, so dürfte das wohl eher der seltenere Fall sein. Die von Dir geschilderten Kontakte mit anderen Familien und Kindern dürften alltäglich sein. Ich kenne das genauso aus dem eigenen Umfeld. Gott sei Dank entstehen daraus sicherlich höchst selten solche Geschichten wie im Film. Ich denke, das muss man nicht wirklich befürchten, dass man mit so etwas konfrontiert wird.
Anders sieht es aus, wenn man sich überlegt, wie man sich grundsätzlich zu Kindern verhalten soll/muss, um nicht einmal mit einem solchen Verdacht oder einer solchen Anschuldigung konfrontiert zu werden. Man stelle sich vor, man trifft auf ein weinendes Kind, das offensichtlich alleine unterwegs ist und Hilfe braucht. Natürlich will man helfen. Aber so ein Kind auf den Arm oder an die Hand zu nehmen ist schon ein Tabu, weil vielleicht jemand denken könnte, man führe Böses im Schilde. In dieser Beziehung haben sich die Zeiten in den letzten Jahrzehnten meines Erachtens auch geändert. Früher war das nicht so präsent wie heute, was sicherlich auch den heutigen Medien geschuldet ist, wo ja alles schnell verbreitet wird und man auch den Eindruck vermittelt bekommt, dass die Gefahren und Bösartigkeiten zugenommen haben (was wahrscheinlich auch zutrifft).
....Ich will mir garnicht vorstellen wie es wäre, wenn eines dieser Kinder einmal so eine Lüge, aus welchem Grund auch immer, über mich verbreiten würde. Und genau diesen realen Bezug hat der Film wirklich exzelent umgesetzt. .....
Die kleine Klara, die ich schauspielerisch übrigens auch toll dargestellt fand, hat in ihrer kindlichen Art etwas gesagt, dessen Tragweite sie ja natürlicherweise selbst gar nicht richtig einordnen konnte. Sie war sauer auf Lucas und wollte "etwas Dummes" über ihn sagen. Weil sie kurz zuvor die Porno-Aufnahme auf dem Tablet des Jungen sah und dessen Reaktion wahrnahm, meinte sie wohl, sie könne Lucas eins "auswischen", wenn sie etwas in diesem Zusammenhang sagt. Man kann das im Grunde auch nicht als Lüge definieren, denn es bestand ja kein Vorsatz. Vielmehr wusste das Kind ja nichts von der Bedeutung seiner Aussage. Lucas hat ihr das ja auch nie übel genommen. Er begegnete ihr weiterhin freundlich und verständnisvoll. Überhaupt war Lucas's Verhalten vorbildlich - so z.B. auch seine Reaktion auf den Kuss, was aber leider letztendlich mitverantwortlich für Klara's "Trotzreaktion" war.
......selbst wenn die Unschuld bewiesen ist, bleibt immer ein Restzweifel und eine Unsicherheit zurück. Und dies wird man nicht mehr los. Ich bin der festen Überzeugung das die Anschuldigung alleine das Leben eines Mannes zerstört.
Das ist das eigentlich Tragische an der Geschichte. Wenn man mit so etwas konfrontiert wird, hat man schon verloren.
Selbst als Zuschauer fragte ich mich in der Szene gegen Ende des Films, als Lucas die kleine Klara auf den Arm nimmt, (um sie über einen Boden mit vielen Linien zu tragen), ob das noch so unbedarft "erlaubt" ist. Sollte er das nicht besser bleiben lassen? Dabei ist es aber doch etwas ganz Normales.
......
Ich bin mir sicher das dieser Film mich noch ein paar Tage beschäftigen wird. Ich kann jetzt auch nicht sagen das ich es genossen habe den Film zu sehen, das wäre von der Thematik einfach unpassend aber es ist ein Film der mir ein intensives Filmerlebnis beschwert hat und solche Filme sind eher selten in der heutigen Zeit.
Meist sind es gerade solche Filme, die einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und einen beschäftigen: Filme, die eher traurig stimmen und keinen vergnüglichen Filmabend bescheren. Wenn Sie realistisch 'rüberkommen und rundum gut gemacht sind - wie hier - können sie zu den Highlights einer Sammlung gehören.