Die geschändete Rose

deadlyfriend

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Die geschändete Rose

Der Maler Frederic Lusac hat eine neue Muse. Die wunderschöne Anne verdreht ihm völlig den Kopf und spornt ihn zu den besten Bildern an, die er jemals gemalt hat. Sehr zum Leidwesen seiner Ehemaligen. Dennoch beschließt er mit Anne auf sein altes Schloss zu ziehen und sie zu heiraten. Doch die Feier nimmt einen tragischen Verlauf, bei dem das Gesicht von Anne bis in alle Ewigkeit entstellt wird. Vielleicht aber doch nicht. Durch einen Zufall gibt es Kontakt zu einem zwielichtigen Chirurgen, der in der Lage zu sein scheint, ihre Schönheit wieder herzustellen. Dafür benötigt er jedoch eine Spenderin und freiwillig wird es da wohl keine geben.

„Die geschändete Rose“ von Claude Mulot nimmt natürlich inhaltlich ein wenig Bezug auf „Augen ohne Gesicht“ aus dem Jahr 1960. Dafür strotzt der Film aber voller romantischer Themen. Sei es die Liebesgeschichte selbst, wie auch das alte Schloss, das wunderschön in Szene gesetzt wird. Manchmal hat man sogar den Eindruck, dass in diversen Szenen Jean Rollin am Werk gewesen wäre, was natürlich nicht der Fall ist. Doch einige Sequenzen verfügen genau über diese wundervolle Ausleuchtung und die elegische Ruhe in den Bildern, die irgendwo zwischen Hammer Produktionen, Italo-Gothic und eben Rollin angesiedelt sind. Die wundervolle Ausleuchtung erinnert nun mal ein wenig an Bava oder Margheriti, während die spärlich bekleideten Damen, innerhalb dieser faszinierenden Bilder, von Rollin stammen könnten. Wenn sie mit einem durchsichtigen Hauch von Kleidung und Kerzenleuchter in der Hand, durch die Gänge des alten Gemäuers wandeln, ist man unweigerlich an den ebenfalls aus Frankreich stammenden Filmemacher erinnert, was aber eher an der Nachbetrachtung liegt. Zum damaligen Zeitpunkt wurde „Die geschändete Rose“ als erster Sex-Horrorfilm vermarktet, was ihm in keiner Weise gerecht wird. Der Film ist an keiner einzigen Stelle anrüchig. Natürlich sind einige Darstellerinnen eher spärlich bis wenig oder auch gar nicht bekleidet, aber eher in einer sehenswerten Form und niemals ausufernd oder schmierig. Aber sinnvolle Vermarktung scheint 1970 äußerst schwierig gewesen zu sein. In Deutschland bekam der Film sogar den Titel „ Das blutige Schloss der lebenden Leichen“. Ganz klasse!

Der Film lebt durch seine wundervolle Atmosphäre und eben auch die Spannung, inwieweit seine Protagonisten sich zum äußersten Schritt hinreißen lassen. Was einmal mehr nicht ganz gepasst hat, sind einige Einstellungen, bei denen man sieht, dass sie am Tag gedreht wurden, auch wenn es Nacht sein soll. Aber auch diese Bilder werden von der Atmosphäre überstrahlt. Nur die recht kurzen Sequenzen mit dem Polizisten, passten mir persönlich nicht ganz so gut in den Film, da diese weltlichen Dinge die Magie des Films ein wenig stören.

Noch ein schöner Funfact: In einer der weiblichen Rollen ist Elizabeth Teissier zu sehen, die Fernsehzuschauern zu Beginn der 80er Jahre als Madame Teissier in der Astro-Show mit Horst Buchholz begegnete.

Für mich persönlich ein wirklich feiner Film, den ich nicht missen möchte. Dennoch keine allgemeingültige Empfehlung. Man sollte mit den oben genannten Regisseuren und Stilen schon irgendwas anfangen können.
 
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