AW: Die Fremde in dir
Ich zitiere mal aus dem Lexikon des internationalen Films 2008:
Nun ja, daß Lexikon des internationalen Films ist auch nicht unbedingt die allgemeingültige Meßlatte. Was ich da schon an Kommentaren des mitinvolvierten katholischen Filmdienstes gelesen habe, hatte mich mehr als einmal zu herzhaften Lachanfällen getrieben. Aber das nur nebenbei.
Ich habe den Film bisher nur das eine Mal gesehen und sehe bislang keinen Grund meine Meinung zu ändern. Kann aber auch sehr gut verstehen, weshalb man den Film nicht mögen oder auch schlichtweg ablehnen kann. Er hat seinen unbestreitbaren Nervfaktor, mit den wirklich dick in die Landschaft reingehämmterten Zaunpfählen der ewig moralisierenden Off-Gedanken/Ansprachen. Das hat mich auch gestört. Deutlich weniger und vor allem deutlich dezenter, wäre da wesentlich mehr gewesen. Der Rest ist allerdings aus meiner subjektiven Sicht aus gesehen als teilweise gut gelungen einzustufen. Liegt aber bei mir wahrscheinlich hauptsächlich in zwei Ursachen begründet. Zum einen mag ich die Filme von Neil Jordan und finde, daß er hier auch wieder eine atmosphärisch mehr als adäquat-gelungene Szenerie auf die Leinwand gebracht hat, die den Moloch New York sehr gelungen integriert. Zum anderen ist es wohl Jodie Foster, von der ich normalerweise kein wirklicher Fan bin. Dennoch fühlte ich mich durch viele Gesten und Blicke immer wieder an "Taxi Driver" erinnert. So als wäre Iris auf den Straßen New Yorks zurück, wollte ein normales Leben führen, bis das Schicksal sie knüppelhart trifft und sie wieder an Travis Bickle denken muß.
Viele ganz kurze Blicke und ein gelegentliches gewisses gefährliches Aufflackern in ihren Augen, keine Ahnung ob das beabsichtigt war, manifestierten diese Taxi Driver-Assoziationen in mir. Womit der Film einen Bonus bei mir bekam, den bestimmt nicht jeder nachvollziehen kann. Lediglich das Finale enttäuschte mich, da ich genau derartiges vermutet hatte und dann verärgert war, daß diese Befürchtung tatsächlich realisiert wurde. Das hätte man intelligenter lösen können.
Was Rächerfilme generell anbetrifft, die zumindest weitgehend auf dem Boden der Realität bleiben wollen, wird es wohl niemals eine alle Seiten befriedigende Lösung geben. Das moralisierende Moment, das Gewalt nur weitere Gewalt auslöst und somit kein probates Mittel zur Konfliktbewältigung darstellt, wird immer in irgendeiner Form mitschwingen. Ist sehr ähnlich wie mit Filmen rund um die Todesstrafe. Da kenne ich mit "Dead Man Walking" von Tim Robbins eigentlich nur ein Werk, daß den Balanceakt auf geniale Weise schafft und den Zuseher nicht zwangsläufig in eine bestimmte Richtung zu manipulieren versucht. Der Rest ist auch hier, wenn die Filme sich ernst nehmen, meist mit der Moralkeule zurechtgestutzt.