Die Folterkammer des Vampirs
Hatte Jean Rollin schon immer sehr wenig Budget für seine Filme bekommen, setzte man ihm obendrein immer eine gehörige Portion Erotik auf die Brust, die im Film enthalten sein musste. Dies lag an Marketingstrategien, um seine Filme irgendwie unterzubekommen. Sie ließen sich nun mal einfach schwierig kategorisieren und das sind sie immer noch. Ein Film von Jean Rollin, ist eben ein Film von Jean Rollin. Ende der Schublade! Damit konnte man aber kaum jemand in die Kinos locken, weshalb die Filme äußerst abstruse Titel bekamen. In den USA beispielsweise den anmutigen und poetischen Titel „Caged Virgins“. Oder eben jetzt in Deutschland „Die Folterkammer des Vampirs“ oder „Jungfrauen in den Klauen der Vampire“. Wenn man dagegen den Originaltitel übersetzt, bekommt man lediglich „Requiem für einen Vampir“ und wer hätte es gedacht, das kommt dem Film am nächsten.
2 junge Ausreißerinnen erreichen auf ihrer Flucht (vor wem oder weshalb ist egal) ein altes verschlossenes Schloss. So richtig verlassen ist es aber nicht, denn hier gibt es nicht nur wunderschöne Fledermäuse, sondern auch Vampire. Die sind ihrem Meister zu Diensten, der aber irgendwie müde geworden ist, von der ganzen Blutgier und dem Morden. Mehr ist für den Inhalt nicht wichtig, da Rollin wie gewohnt seine Geschichte in visueller Poesie erzählt. In diesem Film besonders auffällig, da er die Geschichte zwar innerhalb von nur einer Nacht geschrieben hat, aber dabei keine Dialoge verwendete. Das bemerkte er aber erst später und baute noch ein paar Wenige ein. Allerdings vermisst der Zuschauer sie auch irgendwie nicht. Der Film läuft einfach so vor sich hin und man begleitet die beiden Mädels auf ihren Wegen und fühlt sich dabei richtig wohl. Also wenn man mit seiner Bildsprache etwas anfangen kann. Nach wie vor kann ich jeden verstehen, der seine Filme nicht mag.
Mir sind die erotischen Passagen zwar etwas zu lang geraten, aber das weiß man ja vorher. Dennoch reißen sie einen nie komplett aus dem Film, wie es mir manchmal negativ im Giallo auffiel, sondern die sind auch irgendwie skurril und seltsam genug, wie der Rest des Films. Ich würde nur zu gerne wissen, wie der sich vom Filmtitel angesprochene Zuschauer, mit hochgezogenem Kragen, in seine Filme ging und vor allem mit welchem Ergebnis er wieder rauskam. Poetische Bildsprache im Bahnhofskino? Jean Rollin war irgendwie einzigartig.
Auch „Die Folterkammer des Vampirs“ lebt komplett von der, für den Regisseur in dieser Zeit, so typischen Atmosphäre. Wunderschöne Landschaftsaufnahmen und Kamerawinkel, ein phasenweise wirklich großartiges Licht, was gerade in den Szenen mit dem Piano vor dem Mausoleum nachhaltigen Eindruck hinterlässt und zudem noch von einer wundervollen Musik begleitet wird, die die Bilder zauberhaft ausmalt. Tatsächlich hat es bei mir viele Jahre gedauert, bis ich mit den Werken des Regisseurs etwas anfangen konnte, aber wenn man da einmal den Einstieg gefunden hat, werden sie von mal zu mal schöner. Ich mag die inzwischen total gerne.