Die City Cobra
Erstmal vorab: Die Welt der „Joe Cool-Oneliner-Action-Aufräumkommandos“ ist einfach nicht meine. Bereits in den 80ern hatte ich bereits ein gewisses Unverständnis dafür, wieso die Leute das Zeug so gerne schauten. Aber egal, ist halt einfach nicht meine Baustelle. Dennoch war die Cobra irgendwie anders. Das war kein Ex-Marine, mit traumatischer Vergangenheit, der mich jetzt durchgehend langweilt, sondern er war eine perfekt inszenierte Figur. Völlig überstylt, aber auf eine Art und Weise, die mir Respekt abverlangte. Sein Kleidungsstil, die Sonnenbrille, sein Auto und eben der fehlende Hintergrund, machte Cobretti zu einer Ikone der Populärkultur. Wie die Figuren im Film vorgestellt wurden, war eine absolute Granate. Bereits der Vorspann war unglaublich stark und Cobras erster Auftritt legendär. Als noch die sagenhafte Bildfolge zum ersten Auftritt von Brigitte Nielsen Einzug erhielt, die durch „Angel in the City“ von Robert Tepper, geradezu einzigartig unterlegt wurde, hob es den Film deutlich über die anderen Vertreter hinweg. Nichtsdestotrotz hätte das allein für mich nicht ausgereicht. Die Gegner waren dann das zusätzliche Salz in der Suppe! Bereits die ersten Bilder, wenn sie die Beile rhythmisch aneinanderschlagen, sorgten für Unbehagen. Mit jedem Mord ein wenig mehr, da man hier weiß, dass das Typen sind, mit denen man nicht verhandeln kann. Die kann man nicht mit Geld ködern, oder mit sonstigen Annehmlichkeiten zufriedenstellen. Das sind ideologisch verblendete Assis, die einem Angst machen und dabei auch ein wenig an die Manson Family erinnern. Regisseur George Pan Cosmatos schaffte zusätzlich durch seine Bilder und der famosen Tongestaltung eine brutale Atmosphäre, sofern die Kämpfer für eine neue Welt am Werk waren. Auf ähnliche Art gelang es auch John Carpenter, bei „Das Ende“, die Bösewichter als echte Bedrohung darzustellen.
Der Film schafft es zusätzlich klare Strukturen eines Psychothrillers einzubauen, die die erste Hälfte des Films bestimmen. Die Oneliner, die ich bei vielen anderen Filmen als grausig deplatziert erachte, waren hier sehr gut dosiert und nicht als müder Schenkelklopfer gedacht, da sie die Anspannung Aufrecht hielten. Lachen konnte man hinterher drüber, aber nicht während drin. Obwohl ich keineswegs die Zielgruppe für den Film war, befand ich mich mittendrin. Nach gut zwei Dritteln, wurde ich dann allerdings doch wieder daneben gestellt und konnte nur noch zusehen, wie sich alle anderen freuten. Die vorher so bedrohlich aufgebaute Gang, greift dann dermaßen dilettantisch das Motel an, das bei mir die Spannung sofort raus war und ich wieder wusste in welchem Genre ich war. Klar, die Zielgruppe findet es wahrscheinlich super, wie sie einzeln angreifen und sich sinnlos erschießen lassen, oder auch scheinbar unbewaffnet dem auf der Ladefläche freistehenden Cobretti, großzügig anbieten, sich von ihren Motorrädern runter ballern zu lassen. Wie eingangs erwähnt, ist das eben nicht meine Welt, aber es gibt ja jede Menge Leute, die das genau so haben möchten. Deswegen kann ich es nicht einmal kritisieren, da der Film eben für dieses Publikum gemacht wurde und das wurde wie gesagt fabelhaft gemacht. Sogar so gut, dass ich über eine große Zeitspanne hinweg ebenfalls viel Freude hatte. Aber ich kann ja auch schlecht einem Musical zur Last legen, das da gesungen wird. Für jeden Action-Fan ist „Die City Cobra“ in jedem Fall absolutes Pflichtprogramm, aber auch Leute, die einen durchgestylten 80er Film sehen möchten, der zudem noch größere Teile eines Thrillers beinhaltet, sind hier gut aufgehoben. Man darf dem Film halt nur nicht mit Logik begegnen, da ist man nach 5 Minuten raus.