Der unsichtbare Dritte

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Gesamtübersicht aller Kritiken zu Der unsichtbare Dritte

#02 06.12.08 Farman
#03 06.12.08 Vince
#04 20.06.10 ma(c)festus
 
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AW: Der unsichtbare Dritte

Kritik von Farman

Der unsichtbare Dritte

Zusammen mit den Credits und Bernard Herrmanns grandioser, pompöser Titelmelodie erscheinen von einer unsichtbaren Hand gezeichnet weiße Linien auf der grünen Leinwand, ergeben horizontal und vertikal ein Kästchenmuster und verwandeln sich letztendlich in ein verglastes, hypermodernes Gebäude. Die Farbe grün, die in Hitchcocks Vorgängerwerk „Vertigo“ eine so morbide Wirkung hatte, ist zu sehen, bevor der Film beginnt. Ein helleres Grün als das schmierige aus dem Reich der Toten in Vertigo, doch die Assoziation kann ich mir nicht verkneifen. Vor unseren Augen spielt sich die Geburt einer „realen“ Welt ab, dem modernen, strukturierten, anonymen Informationszeitalter, eine Geburt aus dem Reich der Toten, dem Reich der Filmwelten.
Danach sehen wir Bilder von motorisierten Menschenmengen und mechanisiertem Großstadtleben, fast ein Zitat aus Chaplins „Moderne Zeiten“.

Danach sieht man die absurdeste „Unschuldiger wird gehetzt“-Story der Filmgeschichte. Im Gegensatz zu Hitchcocks früherer Phase, ungefähr ein Jahrzehnt vor diesem Film, sind die Charaktere hier Typen, Hitchcock-Typen, der Unschuldige und die kühle Blonde. Nachdem Hitchcock diese Typen in Vertigo so destruktiv entlarvte, konnte nur das folgen, was „North by Northwest“ letztendlich ist: Eine Parodie, eine Komödie. Ein Kandidat für die genialste Komödie der Filmgeschichte. Hitchcock nannte seinen Film einen einzigen „zweistündigen Witz“ und Francois Truffaut nannte ihn „die Summe aller filmischen Erfahrungen“, beides treffendere Worte als sie meine Kurzkritik bieten kann.

„North by Northwest“, der Originaltitel, bezeichnet eine Richtung. In fast jedem seiner Filme geraten Hitchcocks Charaktere auf eine schiefe Bahn, meist durch passive oder aktive Beteiligung an einer Kriminalgeschichte, und sie suchen den Ausweg, die Lösung, in Hitchcocks späteren Werken vor allem irgendeinen „Sinn“. Hitchcock selbst sucht dabei den Sinn in der Sinnsuche, den Sinn des Filmemachens, spielt dabei bekanntlich auf dem Klavier unserer Emotionen. Hier ist die Sinnsuche im Informations- und Werbezeitalter, wo es (Zitat, Cary Grant) „keine Lügen sondern nur Übertreibungen gibt“, wo die Frage nach der Größe des Anzugs, der Telefonnummer, der Hotelzimmernummer eine ebenso relative und variable Frage ist wie die nach dem Namen, wo die eigene Mutter nicht mal den Charakter, die Identität von Roger O. Thornhill (das O. steht für nichts) kennt, hier ist diese Sinnsuche ein wahnwitziges Abenteuer in die Welt der Zeichen, Formen und Oberflächen.

Es gibt kaum Worte, die diesem Film gerecht werden. Es handelt sich hier im wahrsten Sinne des Wortes um ein „Erlebnis“. Beim ersten Sehen hielt ich ihn für das, was ihm gerne unterstellt wird: Ein simples, spaßiges Werk innerhalb der Epoche des „künstlerischen Hitchcocks“. Jetzt ist er für mich eines der größten Meilensteine, die ich je sehen durfte.
Von der deutschen Fassung ist komplett und mit Nachdruck abzuraten. Die anspielungsreichen, unendlich komischen Dialoge und Interaktionen zwischen den sehr, sehr, sehr genialen Cary Grant, Eva Marie Saint (die sympathischste Hitchcock-Blondine aller Zeiten) und James Mason darf man sich nicht ruinieren lassen.
Der Film vereint die Selbstreflexivität von „Vertigo“, den Spaß von „The Big Sleep“ mit der formalen Ausgeklügeltheit eines „Citizen Kane“ und ist folglich der Zenit der Unterhaltungsindustrie Hollywood.
Bleibt mir noch zu sagen, dass diese Kritik ein matter Furz ist und dem Film nicht gerecht wird.

Fazit: Kaufen und so oft wie möglich sehen, wenn man’s danach immer noch nicht vergöttert, sich untersuchen lassen!
 
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AW: Der unsichtbare Dritte

Kritik von Vince

DER UNSICHTBARE DRITTE
Ausschnitte aus meiner (schon etwas älteren)ofdb-Kritik

Der zeitlose und deswegen ewig zitierte und diskutierte „Unsichtbare Dritte“ also. Wie etwa eine Handvoll weiterer Hitchcock-Filme ist er ein Phänomen der Filmgeschichte, das wohl bis in die Endzeit hinein andauern dürfte und dem bis dahin wohl munter weiterhin semantische Bausteine angesetzt werden. Und wieso auch nicht, denn Hitchcocks 1959er-Werk ist eine wahre Offenbarung, eine umfassende Demonstration der Omnipotenz, ein Knotenpunkt der Filmhistorie und die Quintessenz von Hitchcocks gesamtem Schaffen.

Von Perfektion kann dabei nicht einmal die Rede sein, denn weder Ernest Lehmanns Drehbuch noch die von Hitchcock umgesetzten Bilder sind über die kompletten 131 Minuten hinaus vollkommen. Tatsächlich gibt sich die Herleitung des Plots sogar etwas naiv: ursprünglich hatten Lehmann und Hitchcock ein anderes Projekt im Auge, von dem Lehmann jedoch wegen diverser Schwierigkeiten am Drehbuch abtrat und die Zusammenarbeit mit Hitchcock deswegen absagen wollte. Der jedoch fragte, wieso man sich nicht auf ein anderes Projekt einigen wolle, um doch noch zusammenarbeiten zu können. Dabei hatte Hitch ein spezielles Schlüsselbild im Auge: eine Verfolgungsjagd über die Gesichter des Mt. Rushmore-Denkmals. Sicherlich eine etwas merkwürdige Weise, in ein Filmprojekt einzusteigen, zumindest, wenn man einen Drehbuchautoren fragt. Beinahe ist dies nämlich die Vorgehensweise nach der Technik eines Comics, und nur zu einfach ist es vorstellbar, dass die Story sich den Schlüsselbildern beugen müsste, da man annehmen würde, dass Schlüsselbilder sich doch eher aus dem Plot ergeben sollten. Doch Hitchcock wollte die Rushmore-Verfolgungsjagd – und er bekam sie.

Geht man schon auf diese etwas merkwürdige Art und Weise an ein Projekt heran, muss man auch die daraus resultierenden Logiksprünge in Kauf nehmen. Das tun Hitchcock und Lehmann mit Bravour, und genau deswegen wird „Der Unsichtbare Dritte“ dem Trubel gerecht, der um ihn gemacht wird.
Als Werkzeug zur Vertuschung der alles in allem etwas simplen und vom Regisseur selbst schon früher angewendeten Geschichte dient ein rasanter Wechsel von Örtlichkeiten, Handlungssträngen, Antagonisten sowie von Stilmitteln, Kamera- und Schnitttechniken. Von Beginn an geradezu visualisiert wird dies schon durch den Titel „North by Northwest“ sowie nicht zuletzt durch den optisch absolut innovativen und erstklassigen Vorspann.

Das Komplettwerk mutet an wie ein Universum mit verschiedenen Planeten, wobei diese Planeten als dreidimensionale Kugeln jeweils einen Handlungsstrang bzw. Handlungsort repräsentieren, von denen wir in gut zwei Stunden reichlich zu sehen bekommen. Saturn und Jupiter dieses Universums sind sicher einerseits die Flugattacken-Szene im staubigen Nichts, andererseits das Finale auf dem Mt. Rushmore, welches ja wie gesagt als Ausgangspunkt des Plots diente.

Jedoch sind dies wirklich nur zwei aus vielen Szenenkomplexen, die es wert sind, erwähnt zu werden. Von Bedeutung ist die Tatsache, dass sich jede einzelne Szene durch welches Stilelement auch immer von den anderen unterscheidet. Zugleich ist "Der Unsichtbare Dritte" auch durchsetzt von Selbstbezügen, und so kann man immer wieder einzelne Elemente aus den Vorgängerfilmen erhaschen. Hauptdarsteller Cary Grant, eigentlich nur zweite Wahl, sichert mit seinem geschickten und lockeren Umgang seiner Extremsituation den markanten Humor, der bei aller Hoffnungslosigkeit der Situation niemals aus dem Gesichtsfeld gerät. Nur so kann überhaupt die mit dem Tempo zusammenhängende Kurzweil garantiert werden, denn wie hätte die Melancholie und Hoffnungslosigkeit eines Henry Fonda („Der Falsche Mann“) oder eines Montgomery Clift („Ich beichte“) in diesem rasanten Szenenwechsel Platz? Stattdessen zeigen sich Elemente der Grant-Figur schon bei Michael Redgrave in „Eine Dame verschwindet“ oder bei Robert Donat in „Die 39 Stufen“.

Welchen Einfluss Hitchcock nicht zuletzt auch durch diesen Film auf die Nachwelt hatte, muss nicht mehr extra betont werden. Prinzipiell kann sich alles, was das Thrillergenre im Speziellen und Action, Humor, Liebe und Drama im Allgemeinen hervorgebracht hat, nicht eines gewissen direkten oder indirekten Einflusses lossagen. „Der unsichtbare Dritte“ bietet von allen Zutaten, die man im Verlauf von Hitchcocks Karriere liebgewonnen hatte, reichlich und verbindet sie zu einem rasanten Stilmix mit vielen Schlüsselelementen, von denen die meisten als Anschauungsbeispiel für filmische Stilmittel herhalten können. Dass der Plot letztendlich doch einige logische Mängel aufweist, versinkt in Anbetracht der gigantischen Bilderflut und dem maximalen Sehwert quasi in der Bedeutungslosigkeit.
9/10
 

ma(c)festus

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Der unsichtbare Dritte


So simpel und einfach sich die Inhaltsangabe dieses Agent-Thrillers auch anhört , so genial ist die hier erzählte Geschichte in Szene gesetzt worden.Erinnerungen an Hitchcock's früheres Werk Die 39 Stufen werden wach, in dem auch ein Unschuldiger durch ein ganzes Land gejagt wurde,nur das es sich dort um Schottland handelte. Der unsichtbare Dritte dieser Hitchcock-Klassikers gilt nicht umsonst als eines der besten und unterhaltsamsten Werke des Meisterregisseurs. Hitchcock ist es nicht nur gelungen,eine tolle Geschichte enorm spannend in Szene zu setzen,er hat eine geniale Mischung aus Thriller,Krimi,Humor und einer Prise Liebes- geschichte zu kreieren,die wirklich ihresgleichen sucht.Von der ersten bis zur letzten Minute ist man insbesondere von der temporeichen Erzählweise der Story fasziniert,die in keiner einzelnen Passage auch nur annähernd langweilig erscheint und so ganzzeitig für extrem kurzweilige und abwechslungsreiche Unterhaltung sorgt,die man in dieser Form nicht alltäglich zu sehen bekommt.So ist man dann auch ohne große Anlaufzeit inmitten einer rasanten Jagd durch die ganzen USA,die so fantastisch und kurzweilig dargestellt wird,dass man kaum merkt wie die über zwei Stunden Laufzeit dieses Films gnadenlos schnell an einem vorbeiziehen.Dabei ist es besonders hervorzuheben,dass trotz der ernsten Thematik genügend Platz für sehr humorige Passagen bleibt.In erster Linie ist dafür Cary Grant verantwortlich,der auf eine so symphatische Art und Weise darstellt.Gerade in den Phasen des Films,in denen er sich in schier aussichtslosen Situationen befindet und auch um sein Leben fürchten muss,legt er einen fast umwerfenden Charme an den Tag und ist zu keiner Zeit um einen lockeren und witzigen Spruch verlegen.Der vorhandene Humor erweckt dabei aber zu keiner Zeit den Eindruck,dass er auch nur im Entferntesten unpassend oder gar deplaciert wäre,alle Situationen sind nahezu perfekt aufeinander abgestimmt,so das hier wirklich ein Rädchen in das andere greift und so einen brillanten Gesamt eindruck hinterlässt.Aber nicht nur Cary Grant läuft zu absoluter Hochform auf und bietet Schauspiel der allerbesten Art,auch der Rest der Darsteller sind perfekt,und wissen durch überzeugendes Schauspiel zupunkten.Auch die kleinsten Neben -rollen sich excellent besetzt worden,so das man sich ganz generell auf hervorragende darstellerische Leistungen freuen kann.
Negatives gibt es nichts,aber hier trifft man auf einen der seltenen Fälle,wo negative Kritik absolut fehl am Platz wäre.In diesem Klassiker stimmt einfach alles,man bekommt von Anfang an einen brillanten dramaturgischen Spannungsaufbau geboten,der von einem extrem rasanten und temporeichen Erzählstil begleitet wird,der dafür verantwortlich zeichnet,dass der Betrachter kaum einmal durchatmen kann.Denn dafür lässt einem das durchgehend faszinierende Geschehen einfach keine Zeit.Hinzu kommt der genau richtig dosierte Humor,der diesem sehr ernstgezeichneten Szenario genau die richtige Lockerheit verleiht,ohne das die Geschichte irgendwie albern wirken würde.Auch nach mittlerweile 50 Jahren rein gar nichts von seinem Reiz und Charme verloren hat.

Wertung: 9,5 / 10 Punkten
 
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crizzero

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Und die dritte Lobeshymne mit mindestens 9/10 in Folge. Toll geschrieben, mac!

Ich befürchte, an diesem Hitchcock komme ich nicht vorbei. Muss ich bei Gelegenheit nachholen.
 

Willy Wonka

Locationscout
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AW: Der unsichtbare Dritte

Als ich den Film zum ersten Mal und bis dato einzigen Mal gesehen habe, das war am 27.01.2007, hat mir der Film auch sehr gefallen, aber bei mir überragte der Film nicht so weit aus vom anderen filmischen Schaffen Hitchcocks, was zum einem auch daran liegen mag, dass ich mir in dieser Zeit etliche Hitchcock-Filme angesehen habe. Seit der Kritik von Farman wollte ich mir den Film ein zweites Mal ansehen, aber ich habe es bislang immer noch nicht geschafft, wenn ich es schaffe, wird es auf jeden Fall eine Rückmeldung geben.
 

Tarantino1980

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AW: Der unsichtbare Dritte

Zuersteinmal möchte ich sagen das ich mich den drei hervorragenden Kritiken von Farman, Vince und mac nur anschließen kann. Es ist schon Jahre her das ich diesen Film das letzte Mal gesehen habe. Von daher hatte ich mich bisher noch nicht in diesem Thread zu Wort gemeldet. Ich wollte mir durch die Kritiken nicht die Sichtweise auf diesen Film verderben. Ich wollte unvoreingenommen an diesen Film herantreten und es ist mir gelungen. Ich glaub bei der Erstsichtung war ich 18 oder 19, ich weiß es nicht mehr so genau. Jedenfalls fand ich damals den Film schon gut, aber die komplexe Genialität dieses Filmes hat sich mir erst heute komplett erschlossen!

Das glaube ich auch ;) Es gibt einige Filme von Hitchcock, an denen man echt nicht vorbeigehen darf. Dieser gehört in jedem Fall dazu.

Für mich einer der besten Filme aller Zeiten und die absolute Höchstnote wert!:hoch:

Auch diesen Zitaten kann ich mich nur anschließen. Man kommt sich, aus heutiger Sicht so vor als schaue man sich einen Lehrfilm an zu dem Thema "Wie muss ein perfekter Film aussehen" an. Diesen Film sollte sich jeder Jungregisseur mindestens einmal ansehen bevor er das erste Mal einen Film dreht. Hitchcock zeigt hier in so vielen Szenen wie ein guter Film gemacht werden muss. Die Sets und Kullisen sind ein Traum! Es gibt keine langweilige Szene in dem Film! Cary Grant und Eva Marie Saint spielen einfach unglaublich! Es ist einfach schön anzusehen wie Grant durch die Handlung des Filmes gejagt wird. Schon beim Anfang musste ich schmunzeln als sein Charakter mit der Sekretärin das Bürogebäude verlässt und sie mit Notizblock bewaffnet seine Anweisungen notiert. Heutzutage würde das natürlich ein Smartphone erledigen, aber damals gab es sowas noch nicht. Das sind aber auch die einzigen Momente wo man vieleicht nochmal kurz in die heutige Zeit zurückversetzt wird und einen in Erinnerung gerufen wird das es sich um einen Film handelt der mitlerweile 50 Jahre auf dem Puckel hat. Ansonsten steht er qualitativ keinem aktuellen Film in etwas nach bzw. übertrifft natürlich sehr viele aktuelle Hollywood Produktionen. So Filme werden heute nur noch sehr selten gedreht wo man nach dem Kinobesuch oder dem Heimkinobesuch so beeindruckt von ist!

Das Finale ist nochmal Genuss pur aber auch alle anderen Szenen dieses Filmes ließen mein Filmherz höher schlagen. Selbst eine Cafeteria am Mount Rushmohre wirkt in einem Hitchcock Film einfach genial. Von den Sets der Vereinten Nationen mal ganz zu schweigen. Man merkt einfach welche detailverliebtheit Hitchcock in seinen Filmen an den Tag legte. Da stimmte einfach jede Kleinigkeit.

Es sind aus meiner Sicht solche Filme wie Der unsichtbare Dritte, die einfach verdeutlichen wie genial Alfred Hitchcock war. Selbst wenn man kein Fan von ihm ist so kann man es nicht leugnen das sehr viele Regisseure durch ihn beeinflusst wurden. Sei es nur ein Kamerawinkel, oder sei es eine gewisse Art etwas in Szene zu setzen oder einfach die Art und Weise wie etwas dramaturgisch in einen Film eingebaut wurde... Ich behaupte einfach mal das fast jeder große Blockbusterfilm in irgendeiner Art und Weise von einem Film von Hitchcock beeinflusst wurde. Ich meine damit nicht das Regisseure Szenen kopiert haben oder Handlungen, was natürlich auch schon vorkam :D. Ich meine vielmehr die Tatsache das viele Filme so wie wir sie gesehen haben, ohne Hitchcock, nicht existieren würden bzw. nicht so gut geworden werden weil einfach einige Elemente anders dargestellt oder gelöst worden wären.

Also auch hier mein ganz klarer Rat an jeden der diesen Film nicht kennt... anschauen!! Und wenn einem bei der Sichtung das Gefühl überkommt "Irgendwie kommt mir das alles sehr bekannt vor" dann sollte man sich immer vor Augen führen das dieser Film aus dem Jahre 1959 zuerst das Licht der Welt erblickte und alle anderen von ihm beinflusst wurden. ;)

Das ich hier die Höchstnote vergebe dürfte selbstverständlich sein!
 
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crizzero

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Mann, ihr macht einem den Film schmackhaft... :)

Sobald die Blu-ray da ist, wird der reingezogen. Mal sehen, ob der Film auch mit meinen neuzeitlichen Sehgewohnheiten kompatibel ist.
 

Die wilde 13

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AW: Der unsichtbare Dritte

Mensch, was macht dieser Film Spaß. Voller Witz, Tempo und Spannung hetzt Hitchcock den fabelhaften Cary Grant von einer Location zur nächsten.
Überhaupt Cary Grant. Er hat so traumhaft sicher alle Facetten der Schauspielkunst drauf und es ist immer eine pure Freude, ihn gerade im unsichtbaren Dritten zu sehen. Jeder noch so schlechten Nachricht begegnet er mit Charme oder einem Witz, ohne das es albern wirkt. Allein seine Mimik ist dabei brilliant.
Das große Plus von Der unsichtbare Dritte ist, das bei allem Humor und toller Locations nie die Spannung verloren geht. Die Spannungsschraube wird stetig angezogen, wir tappen zu Beginn mit Roger Thornhill gemeinsam im Dunklen, bis sich nach und nach das Rätsel entwirrt. Danach zittern und schwitzen wir mit ihm mit bis zum grandiosen Finale am Mount Rushmore.

Ansonsten haben meine Vorredner schon alles zu diesem tollen Film gesagt und ich kann mich dem nur anschließen.

Höchstwertung !!

Heutzutage würde das natürlich ein Smartphone erledigen, aber damals gab es sowas noch nicht. Das sind aber auch die einzigen Momente wo man vieleicht nochmal kurz in die heutige Zeit zurückversetzt wird und einen in Erinnerung gerufen wird das es sich um einen Film handelt der mitlerweile 50 Jahre auf dem Puckel hat.
Bei der Szene, wo er vergessen hatte, seiner Sekretärin zu sagen, das seine Mutter nicht zuhause ist, kam mir auch sogleich der Gedanke: Mann, nehm doch das Handy, Cary ! :)
 

Tarantino1980

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AW: Der unsichtbare Dritte

Toller Beitrag 13! Wenn ich den Film nicht kürzlich erst gesehen hätte und nicht noch soviele andere Filme auf mich warten würden, wäre der Film schon längst wieder im Player! Die Mischung aus guter Story, einem fabelhaften Cary Grant, tollen Sets und Locations und dem Genie von Hitchcock machen diesen Film einfach zu einem wahren Meisterwerk!
 

deadlyfriend

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AW: Der unsichtbare Dritte

Toller Beitrag 13! Wenn ich den Film nicht kürzlich erst gesehen hätte und nicht noch soviele andere Filme auf mich warten würden, wäre der Film schon längst wieder im Player!


Auch wenn ich die gleiche Ausgangslage habe, ist er da heute wieder gelandet:D Ich zähle ihn zwar immer noch nicht zu seinen besten 5 Filmen, aber ich liebe ihn. Der Humordes Films ist einfach umwerfend, ohne an der Spannung zu kratzen. Cary Grant gehört einfach zu meinen absoluten Lieblingen, was hier ebenfalls bestätigt wird. Der Kerl ist der Hammer! Die Szene im Auktionshaus ist so absurd und einfach göttlich, das ich mich da jedes Mal wie ein Kleinkind drauf freue. Das Bild vom Hochhaus der vereinten Nationen aus, fast schon überirdisch.
Die einzige minimale Kleinigkeit die für mich kritikwürdig ist, ist der sinnlose Mordversuch aus dem Flugzeug heraus, wobei die Szene selbst natürlich der Oberhammer ist.
 

Tarantino1980

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AW: Der unsichtbare Dritte

Auch wenn ich die gleiche Ausgangslage habe, ist er da heute wieder gelandet:D

Ich denke es wird bei mir auch nicht mehr lange dauern und er ist auch nochmal bei mir im Player drin, eben weil er so genial ist!

Ich zähle ihn zwar immer noch nicht zu seinen besten 5 Filmen, aber ich liebe ihn.

Ich kenne zwar noch nicht alle Hitchcock Filme aber bisher ist er definitiv in meinen Top 5 drin.

Der Humordes Films ist einfach umwerfend, ohne an der Spannung zu kratzen. Cary Grant gehört einfach zu meinen absoluten Lieblingen, was hier ebenfalls bestätigt wird. Der Kerl ist der Hammer!

Neben dem Genie von Hitchcock ist es natürlich Cary Grant der den Film zu dem Macht was er ist. Er spielt sehr fasettenreich und dadurch verleiht er dem Film seine persönliche Note! Neben James Stewart zurecht der männliche Lieblingsdarsteller von Hitchcock.

Das Bild vom Hochhaus der vereinten Nationen aus, fast schon überirdisch.

Da kann ich dir nur zustimmen. Generell die gesamten Sets und Locations sind sehr stark in dem Film und das Finale ist vom Schauwert her einfach nur genial!
 

crizzero

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So, ich habe ihn gestern Abend noch in Ruhe angeschaut und bin sehr ernüchtert. Wie man dieses übertriebene Spiel, diese unrealistischen Abläufe und dieses schlichtweg unlogische Plot mit all seinen Fehlern tatsächlich derart in den Himmel loben kann, erschließt sich mir absolut nicht.

Klar, ist der Film unterhaltsam. Die gut zwei Stunden bekommt man wunderbar rum. Hitchcock will in seinem Cameo anfangs in den Bus steigen, verpasst ihn aber. Kurz vorher wurde er als Regisseur des Films vorgestellt. Das ist schon lustig. Auch Cary Grant spielt anfangs den besoffenen z.B. höchst amüsant. Aber das war's auch schon. Das pseudolustige Grimassenziehen und die Konversationen mit Mutter sind unterste Klamaukschublade.
Eine Message ist zudem nicht vorhanden. Höchstens: Pass' auf, dass du nicht in CIA-Angelegenheiten gezogen wirst. Oder was?! Ein Twist, den man beim ersten Auftritt der entsprechenden Person nicht nur riechen kann, sondern geradezu erkennen muss, weil es derart aufdringlich gespielt ist, dass da jemand mehr ist, als er das Gegenüber glauben machen will. Und Fluchtmöglichkeiten, die es so selbst in den Fünfzigern nicht möglich gewesen wären. Aus den Headquarters der Vereinten Nationen rennt man also einfach so raus, wenn man von allen Leuten mit der Hand an einem Messer erwischt wurde, welches im Rücken eines Politikers steckt?! So ein Quatsch... :spinner:

Tut mir leid, ich kann in diese Lobeshymnen nicht mit einsteigen. Knapp überdurchschnittlicher Film, der zwar unterhalt, aber keinen Funken Mehrwert hat. Was Farman, Vince und macfestus da so hochjubeln wollen, erschließt sich mir leider nicht.

Von mir gibt's nicht mehr und nicht weniger als 6/10.
 

Johannesbk

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AW: Der unsichtbare Dritte

3 tolle Kritiken nach deren lesen mir der Kopf schwirrt, aber wenigstens das Fazit kann ich nachvollziehen:nice:
Der unsichtbare Dritte ist jetzt auf meiner persönlichen Hitchcockthrillerkomödienbestenliste ganz nach oben gerutscht, wobei das Niveau der bisher gesehenen Filme immer sehr hoch war:)
Eine sich immer weiter aufbauende Spannung, und dann ein Lacher, dazu noch eine skurrile Mutter, da muss Hitch doch was in der Kindheit mit der Milch aufgesogen haben;)
 

Sam Spade

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Habe ihn vorgestern auch endlich mal gesehen und würde mich Wertungstechnisch zwischen mac, Vince, Farman und crizzo befinden. Ist für mich kein Hitchcock-Meisterwerk, welches ich nennen würde falls mich jemand nach seinen drei besten Filmen fragt. Da würde ich klar auf "Psycho", "Fenster zum Hof", "Die Vögel", "Bei Anruf Mord" usw. zurückgreifen, also eher die Thriller nennen. Dennoch ist "Der Unsichtbare Dritte" ein wirklich guter Film mit einem wunderbaren 50er/60er Flair, der im Grunde permanent die Spannung hochhält und tolle verschiedene Locations parat hält. Zudem ist Cary Grant natürlich klasse.

Dennoch haben mich auch ein paar Dinge gestört, unter anderem muss ich crizzo recht geben, was die ganzen Konversationen zw. Grant aka. Roger Thornhill und seiner Mutter betrifft. Das wirkte auf mich irgendwie unpassend und auch nicht ganz nachvollziehbar, wie die Mutter teilweise auf das ganze Geschehen reagiert. Vermutlich ist das auch alles so gewollt und es sollte lustig wirken. Mich hat es eher gestört.

Trotzdem bleibe ich dabei: Ein guter Film der Spaß macht.
 

Count Dooku

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Ich habe den Film vor ein paar Wochen angeschaut und fand ihn von der Spannung her nicht so aufregend wie er wohl damals war. Was dem Film imo geholfen hat, war die Lockerheit, die durch die Dialoge und Cary Grants Schauspiel entstanden sind.
 

deadlyfriend

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Nach meiner jetzigen Sichtung hatte ich einen für mich neuen Eindruck gewonnen. Durch die Retrospektive kam es mir so vor, als ob Hitchcock alle seine RomCom-Thriller hier zusammen gezogen hat und eine Art Best of... drehen wollte, da hier alle Zutaten vereint sind, die er zuvor bereits verwendet hat. Der unschuldig Verdächtige, Züge, frivoler Humor, eine kühle Blondine, MacGuffin, Finale auf einer bekannten Sehenswürdigkeit. Gerade Züge finde ich immer wieder witzig, da er ja als Kind bereits Zugpläne auswendig gelernt hat. Von Städten in denen er nie war. Wenn man einfach ab und an einen Hitchcock einlegt, fällt das gar nicht so auf. Wenn man sie nacheinander schaut, fällt erst so richtig auf, wie viele Filme Passagen haben, die in oder mit Zügen spielen.
Mir ist nur dieser Best of.. Gedanke gekommen, da er ja danach wieder andere Wege beschritt. Die nachfolgenden "Psycho", "Die Vögel", "Marnie" sind einfach eine komplett andere Filmgattung. Vielleicht hat er irgendwie mit "Der unsichtbare Dritte" nochmal alles zusammengefasst und sich dann von diesem Genre verabschiedet. Allerdings hat er euch gerade mit diesem Film eine Unmenge an Nachfolgern erschaffen, da er eigentlich die Blaupause für viele spätere Filme ist.
 
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