Der Mann, der lacht
Als Kind wird dem jungen Gwynplaine das Gesicht entstellt, weshalb er fortan mit einem ungewollten Dauergrinsen ausgestattet ist. In einer traurigen Nacht findet er eine Frauenleiche, die ein noch lebendiges Baby im Arm hält, welches er mitnimmt und schließlich hilfesuchend bei dem Philosophen und Gaukler Ursus unterkommt. Dieser nimmt die beiden bei sich auf. Aus dem Baby wird die schöne, aber blinde Dea und mit Gwynplaine zusammen, sind sie die Stars der Gauklertruppe, da jeder den Mann, der lacht sehen will. Gwynplaine umgibt aber noch ein anderes Geheimnis. Er ist adliger Abstammung, was bei Hof bekannt wird, und dort beginnt man Intrigen zu spinnen.
Der viel zu früh verstorbene Regisseur Paul Leni adaptierte den Roman von Victor Hugo, den er im Jahr 1869 schrieb. Dabei erschuf er eine Figur, die knapp 100 Jahre später immer noch die Filmwelt prägt: Den Joker! Das Batman-Universum nimmt nämlich komplett Bezug auf die äußere Gestalt von Gwynplaine und selbst Brian De Palma hat den Film in „The Black Dahlia“ wiederbelebt. Da der Film oftmals nur auf diesen Umstand reduziert wird, belasse ich es auch an dieser Stelle, denn der Film hat noch so viel mehr zu bieten. Die Figur ist unendlich traurig gezeichnet und seine Liebe zu Dea einfach nur wunderschön, weshalb der Film eine magische Poesie besitzt. Was Conrad Veidt aber in der Rolle als Gwynplaine rausholt, ist einfach abartig. Da sein Mund durchgehend entstellt ist, kann er den nur sehr eingeschränkt für Gestik benutzen. Er macht alles mit seinen Augen und das ist pure Kino-Magie. Während er lacht, erkennt man sofort, wie todunglücklich er im Innern ist. Das erinnert mich an eine Textzeile von Klangstabil aus dem Track „Lauf, lauf“: „Keiner weiß, dass du weinst, wenn du lachst“. Die blinde Dea wird ebenfalls wundervoll von Mary Philbin verkörpert und denen Beiden wünscht man einfach nur alles Glück der Welt.
Der Film atmet natürlich noch den deutschen Expressionismus und glänzt immer wieder mit wirkungsvollen, düsteren Bildern. Die Atmosphäre ist märchenhaft und auch die Musik ist absolut wundervoll und passt hervorragend zum Film. Das Finale ist wirklich spannend, da man nicht weiß wie die Geschichte ausgehen wird und ich bin sehr froh, dass man nicht das Ende aus dem Buch übernommen hat und eigene Wege beschritt. Der Film ist für mich ein Meilenstein des Kinos und Filmfans bzw. Fans des „Joker“ sollten ihn sehen, damit sie wissen, wo der eigentlich herkommt. 10 Punkte oder anders ausgedrückt: Meisterwerk!