Der Fall Paradin
Maddalena Paradine wird des mordes an ihrem blinden, deutlich älteren Ehemann, angeklagt. Nun liegt es an dem Staranwalt Anthony Keane ihre Unschuld zu beweisen.
Alfred Hitchcock inszenierte im Jahr 1947
Der Fall Paradin, basierent auf dem Roman
Wege im Zwielicht von Robert Smythe Hichens aus dem Jahr 1935. Der Film war die letzte Zusammenarbeit Hitchcocks mit
David O. Selznick, welche danach nicht mehr fortgeführt wurde. Leider merkt man die Unstimmigkeiten hinter den Kullisen dem Film auch an. Die Grundstory ist, wie ich finde, sehr interessant und hätte großes Potential gehabt einer der ganz großen Filme von Hitchcock zu werden. Die Story ist interessant und die Darsteller grandios, was aber nicht dazu führte, dass wir hier ein Meisterwerk zu Gesicht bekommen haben. Ich finde man spürt hier sehr deutlich, dass es einige Faktoren gabe die dazu führten, dass Hitchcock nicht komplett hinter diesem Projekt stand und er aus seiner Sicht viele Steine in den Weg gelegt bekam, die seinen kreativen Prozess mit Sicherheit nicht gefördert hat. Selznick hat ihm offenbar, da er für die Endfassung des Drehbuches verantwortlich war, immer erst vor Drehbeginn die entsprechende Szene vorgelegt, was natürlich sich auf die Vision eines Regisseures negativ auswirkt, wenn man beim Dreh nicht das komplette Drehbuch kennt und somit immer nur einzelnen Szenen aneinander reihen muss. Genau diesen Eindruck hatte ich tatsächlich auch bei meiner Sichtung, dass zwar die Szenen gut inszeiniert sind, stellenweise wieder sehr schön mit Licht und Schatten auch gearbeitet wurde, aber sich als großes Ganze nicht wirklich gut zusammengefügt haben. Dennoch hat Hitchcock hier offenbar eine Endfassung von knapp drei Stunden dem Studio präsentiert, welche dann aber auf die finalen 125 Minuten zusammengekürzt wurde. Leider werden wir auch nie in den Genuss dieser Langfassung kommen, da diese von einem Hochwasser zerstört wurde. Aber ich will jetzt auch keine Erwartungshaltung aufbauen, da ich mir fast sicher bin, dass auch diese Fassung kein besserer Film gewesen ist. Was ich jedoch glaube ist, das man in dieser Fassung deutlich mehr Gerichtsszenen gesehen hätte. Immerhin hatte Hitchcock eine genaue Kopie das Old-Bailey-Gerichtssaals nachbauen lassen. Von daher glaube ich schon, da es wirklich ein sehr schönes Set ist, das man hier in dieser Version noch deutlich mehr hätte zu Gesicht bekommen und vielleicht auch, was in der finalen Filmversion auch zurecht kritisiert wurde, mehr spitze Dialoge aller beteiligten Protagonisten zu Gesicht bekommen hätte.
Eine weitere Sache, welche
Alfred Hitchcock nicht gefallen hatte, war die Besetzung der Hauptrollen. Für die Rolle von Anthony Keane hatte er sich ursprünglich
Sir Laurence Olivier und für Maddalena Paradine
Greta Garbo gewünscht. Schlussendlich sind es dann
Gregory Peck und
Alida Valli geworden. Für mich persönlich eine Traumbesetzung, gerade im Fall von
Alida Valli. Nicht nur das diese Frau, auch in diesem Film wieder genauso wunderschön aussah wie in
Der dritte Mann, sie hatte auch für mich die perfekte Ausstrahlung und Anmut welche für die Rolle notwendig war. Ihr Spiel war hier wirklich perfekt! Übrigens finde ich es tatsächlich einfach nur unglaublich das sie sowohl für
Alfred Hitchcock vor der Kamera stand und dreißig Jahre später dann auch nochmal für keinen geringeren als
Dario Argento in
Suspiria vor der Kamera stand
. Nicht zu vergessen natürlich im Jahr 1954 in
Sehnsucht von
Luchino Visconti und 1976 in
1900 von
Bernardo Bertolucci. Und wenn man dann noch tiefer gräbt findet man herraus, das sie weitere sechzehn Jahre später für
Sergio Martino, wenn es da auch nur noch eine Rolle in einer TV Produktion war, in
Mord in der Toskana vor der Kamera stand. Die Frau ist also für mich wirklich absolut phantastisch, was sie abgeliefert hat und in welchen wichtigen Filmen sie mitgespielt hat und für wen sie vor der Kamera stand, sucht wirklich seines gleichen!
Gregory Peck war Hitchcock offenbar für diese Rolle zu amerikanisch und er hätte hier lieber einen englischen Gentleman gesehen. Mir hat aber auch seine Darstellung sehr gut gefallen, weshalb ich es hier sehr schade fand, dass Hitchcock sich von den beiden offenbar leider hat nicht inspirieren lassen und dadruch seine Stimmung und somit Leidenschaft zu dem Projekt größer geworden war. Den beide haben hier eine sehr gute Leistung abgeliefert.
Der Fall Paradin ist daher leider, obwohl er wirklich alle notwendigen Zutaten besessen hat, kein Meisterwerk von
Alfred Hitchcock, was ich sehr schade finde. Hätte er diesen Film unter anderen Bedingungen drehen können, wäre hier bestimmt noch viel mehr möglich gewesen. Dennoch ist es ein Film der mich gut unterhalten hat, auch wenn es halt einer seiner schwächeren Arbeiten ist. Aber gerade durch den spielfreudigen Cast wurde ich hier gut unterhalten. Im Hinblick auf das Gesamtwerk von Hitchcock ist es auf jeden Fall ein Film den man gesehen haben sollte!
Wertung:
7/10