Der Affe im Menschen
1988 adaptierte George A. Romero den Roman „Monkey Shines“ von Michael Stewart. Dies ist insofern ungewöhnlich, da Romero hier erstmalig auf eine literarische Vorlage zurückgriff, was aber nicht für den Film gilt. Der ist nämlich typisch untypisch geworden. Insgesamt ist es nämlich irgendwie seltsam, dass ein Film von Romero ohne Zombies, immer den Stempel „Ungewöhnlich für Romero“ aufgedrückt bekam. Dabei drehte er außerhalb seiner Untoten immer völlig unterschiedliche Filme, die inhaltlich und konzeptionell völlig anders gelagert waren. So eben auch bei „Der Affe im Menschen“, der leider einmal mehr falsche Erwartungen durch die Werbung auslöste. Dabei ist der Film zu großen Teilen ein Drama, welches zu einem Thriller mit Horror-Einschlag mutiert, ohne dabei großartig Blut zu vergießen, obwohl Tom Savini mit an Bord war. Dieser kann aber eben noch mehr als Blood & Gore und hatte hier mit seinem Team einige fantastische Ideen beigesteuert.
Durch einen tragischen Unfall wird die Sportskanone Allan, an einen Rollstuhl gefesselt und verliert darüber hinaus auch seinen Lebensmut. Seine Freundin hat ihn ebenfalls verlassen und ist mit seinem Arzt durchgebrannt. Kontakt zur Außenwelt besitzt er nur noch durch seine Krankenpflegerin, die er nicht sonderlich mag und seinen besten Freund Geoffrey. Dieser arbeitet in einem Labor mit Affen und beschließt einen davon für Allan trainieren zu lassen, dass dieser ihn unterstützt und etwas Freude in sein Leben zurückbringt. Bei der Trainerin Melanie wird er fündig, da sie darauf spezialisiert ist, Affen für Körperbehinderte zu trainieren. Zusätzlich beginnt sie, sich mit Allan anzufreunden. Trotz seiner Behinderung beginnt ihm sein Leben, durch diese neuen Freunde, wieder Spaß und Freude zu verschaffen und er nimmt sogar sein altes Studium wieder auf. Dennoch merkt er das er eine seltsame Verbindung zu dem Affen mit dem Namen Ella hat und obendrein seltsame Aggressionen auslöst. Ella nimmt diese Wut jedoch ebenfalls wahr und nach einiger Zeit ist niemand mehr sicher, der Allan zu nah kommt.
Die große Stärke des Films ist tatsächlich die Vorgeschichte, die einen nicht kalt lässt und man die Zeit bekommt zu den Figuren eine Verbindung aufzubauen. Auch zu dem Affen Ella, der einen riesigen Anteil am gelungenen Film hat. Das Äffchen ist so dermaßen drollig und man staunt nicht schlecht, zu was der alles in der Lage ist. Deswegen kann man sich in das Geschehen um Allan sehr gut hineinversetzen und die Dinge sehr gut nachfühlen. Aber man spürt eben auch die unheilvollen Anzeichen, das die Liebe zwischen Tier und Mensch hier nicht mehr auf natürlichen Pfaden verweilt, weshalb die drohende Gefahr äußerst greifbar wird. Das einzige Problem, was ich am Film sehe, ist die Laufzeit. Für meine Begriffe ist er mit knapp 2 Stunden etwas zu lang geraten und damit meine ich keinesfalls den Aufbau. Den finde ich perfekt, obwohl andere Rezensenten genau diesen als zu lang kritisieren. Aus meiner Sicht ist das Finale etwas zu lang geworden. Die Spannung bezieht er für mich nämlich hauptsächlich darin, dass man weiß, dass etwas nicht stimmt und sich die Anzeichen immer mehr verdeutlichen. Wenn dann alles soweit klar ist, wurde mir der Horror-Thriller-Anteil etwas zu breit ausgewalzt. Dennoch spannungsgeladen umgesetzt, da der Zweikampf zwischen einem hochintelligenten Affen und einem Rollstuhlfahrer, der lediglich seinen Kopf bewegen kann, absolut gelungen ist.
Interessant finde ich auch, dass ausgerechnet sein Weggefährte Dario Argento in „Phenomena“ bereits einen Affen als Gehilfe für einen Rollstuhlfahrer in seinen Film integriert hat. Der Roman „Monkey Shines“ kam allerdings bereits vorher auf den Markt und zudem existiert dieses Projekt in Wirklichkeit bereits länger in den USA. Für Romero Fans ist der Film natürlich Pflicht aber in diesem Fall können auch Filmfans zuschlagen, die mit einer Mischung aus Drama, Thriller und Tierhorror etwas anfangen können, ohne dabei eine Schlachtplatte zu erwarten. Ich empfehle hierbei das Mediabook von KOCH Media, welches absolut keine Wünsche offen lässt.