Dead End
Familie Harrington ist wie immer seit 20 Jahren an Weihnachten unterwegs, um die Eltern zu besuchen. Vater Harrington mag bei der Strecke mal ein wenig Abwechslung und fährt eine abgelegene „Abkürzung“. Diese Strecke führt anscheinend durch einen riesigen Wald, in dem auch keinerlei Verkehr zu sein scheint. Irgendwann steht eine weiß gekleidete Frau am Waldrand, die ein Baby auf dem Arm trägt. Die junge Frau scheint ein wenig verstört und auch verletzt zu sein, weshalb man beschließt zur letzten Hütte zurückzufahren, um telefonisch Hilfe zu organisieren. Die Hütte steht leer, das Telefon geht nicht und kurz darauf bemerkt man, dass die junge Frau nicht einfach ein Baby, sondern ein totes Baby im Arm hält. Zusätzlich fehlt inzwischen der zukünftige Schwiegersohn, der sich die ganze Zeit im Auto befand. Dann taucht auch schon aus dem Nichts ein schwarzes Fahrzeug auf, das an der Familie vorbeifährt. Durch die Heckscheibe ist der panisch schreiende Schwiegersohn zu erkennen.
Dieser kleine und kostengünstig produzierte Film aus dem Jahr 2003, hat inzwischen sowas wie einen Kultstatus. Das erkennt man auch spätestens daran, dass dieser vermeintlich unbekannte Film bei der ofdb 23 Rezensionen besitzt, die sich meistens zwischen 7 und 10 aufhalten. Selbst in der Durchschnittsnote steht er zurzeit bei 7,22 und das ist absolut verdient. Der Film ist einfach eine Wucht und macht wahnsinnig viel Freude, wenn man für skurrile Mischungen ein wenig offen ist. Der Film ist tatsächlich richtig schön mysteriös, spannend, unheimlich und wahnsinnig lustig. Ja, genau. „Dead End“ besitzt einen bittersüßen und rabenschwarzen Humor, der einfach köstlich anzusehen ist und dennoch wartet man nicht auf den nächsten Gag, sondern ist richtig gespannt, wie es weitergeht, wann die weiße Frau wieder auftaucht, ob die Straße ein Ende hat und was es mit dem geheimnisvollen Ort „Marcott“ auf sich hat, der immer wieder beschildert aber auf keiner Karte eingezeichnet ist. Die Mischung ist zwar wirklich abstrakt, aber total gelungen. Zudem kann man eine ganze Menge Verneigungen vor „Twin Peaks“ und David Lynch erkennen. Einmal ist natürlich Leland, ähm Ray Wise zu sehen. Seine Frau heißt Laura und die Mischung der Stile kommt nicht von ungefähr. Zusätzlich die Straße im Blickwinkel von „Lost Highway“ und anderen Kleinigkeiten.
Dazu besitzt der Film eine (alp)traumhafte Atmosphäre. Seien es die Luftbilder, die aufzeigen wie groß der Wald ist, wenn die kleinen Scheinwerfer sich den Weg durch das Dickicht graben oder der unheimliche Wald selbst, sowie der schwarze Wagen, der sich immer wieder unheilvoll nähert. Der Film sitzt einfach in jeder Lage wie angegossen. Die Dialoge und die immer beißendere Atmosphäre unter den Familienmitgliedern sind dann das i-Tüpfelchen, wenn die ein oder andere Wahrheit in ihrer Verzweiflung ungewollt auf den Tisch kommt. Dazu dann ein paar Sätze, die einfach unfassbar sind und den Zuschauer einfach nur staunend und schmunzelnd vor dem Fernseher hinterlassen. Die große Kunst ist dabei aber, dass man dennoch komplett angespannt die nächste gruselige Szenerie verfolgen kann.
Ein Film, den ich mir immer wieder ansehen kann und der jedes Mal eine diebische Freude hinterlässt. Absoluter Tipp!