Das Meer in mir
Ramón ist 25 Jahre alt, als er sich bei einem Sprung ins Meer das Genick bricht. Von diesem Tag an ist er komplett gelähmt. Nur der Kopf funktioniert noch und der arbeitet hervorragend. Dennoch sieht er sein Leben als unwürdig an und hat den sehnlichsten Wunsch zu sterben. Zu einem Selbstmord ist er natürlich nicht in der Lage, weshalb er versucht über die Justiz Sterbehilfe zu erlangen. Anwälte kämpfen für ihn und auch medial wird das Interesse an dem Fall immer größer.
Alejandro Amenábar beschäftige sich 2004 mit dem wahren Leben des Ramón Sampedro, dessen Geschichte er kongenial verfilmte und dafür auch mit dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film ausgezeichnet wurde. Trotz des heftigen Themas schafft es der Regisseur hier nicht in einem knietiefen Tränensumpf zu waten, sondern beleuchtet die Charaktere auf eine unglaublich feinfühlige Art und Weise, sodass der Zuschauer die Nähe zu den Protagonisten spürt, aber auch gleichzeitig mehrere Sichtweisen und Beweggründe beleuchtet. Das ist weit weg von kitschigem Hollywood-Trief, sondern auf einem unglaublich fesselnden Niveau, welches auch grundsätzlich genügend Heiterkeit und feinsinnigen Humor zulässt. Dazu wunderschöne Bilder und eine immer fein nuancierte Musik, die jeweils an der richtigen Stelle den richtigen Ton trifft. Keine durchgehend weinenden Geigen, die ein Jammertal skizzieren, wie man es bei dem Thema eventuell erwartet. Das ist dieser Film einfach nicht. Dazu ein fantastisches Ensemble, in dem Javier Bardem als Hauptfigur eine wahnsinnige Leistung abliefert. Ebenso erwähnenswert ist in jedem Fall Belén Rueda, die hier ihr Kinodebut ablieferte, aber in der Rolle für unvergessliche Momente sorgt. Regisseur Alejandro Amenábar ist für mich sowieso ein Wunderkind und das nicht nur wegen dieses Films. Dennoch finde ich es wahnsinnig mutig, sich nach dem Welterfolg von „The Others“ sich diesem Thema als nächsten Film zu nähern, statt die Tür auf die große Hollywood Bühne zu durchschreiten.
Natürlich ist dies kein einladendes Thema, bei dem man sagt „Boah, muss ich sehen“ aber ich sage in jedem Fall: „Sollte man gesehen haben“ Durch die Herangehensweise an das Thema, ist nämlich einfach ein wundervoller Film entstanden, der zwar zum Nachdenken anregt, den man aber auch ansonsten gut schauen kann.