Das Landhaus der toten Seelen
Ich habe ja ein Faible für das Kino der 70er Jahre und natürlich auch für den Gruselfilm. Spukhäuser sind natürlich ebenfalls herzlich willkommen.
Aus welchen Gründen auch immer, bedeutete „Das Landhaus der toten Seelen“ eine Bildungslücke, die es zu schließen galt. Immerhin wird er oft erwähnt und genießt einen gewissen Kultstatus. Falls ich ihn in der Kindheit sah, konnte ich mich zumindest nicht mehr daran erinnern. Deswegen war es jetzt endlich an der Zeit und ich muss sagen, dass ich richtig enttäuscht bin.
Wenn man bedenkt das „Schloss des Schreckens“ oder „Bis das Blut gefriert“ 15 bzw. 13 Jahre älter sind, wischen die mit dem Landhaus gnadenlos den Boden auf.
Der Film hat für mich ein paar Probleme, die auch bei Regisseur Dan Curtis zu suchen sind. Inwieweit er die Charakterzeichnung selbst entwarf oder ob sie so im Buch beschrieben sind, vermag ich nicht zu sagen, aber die sind teilweise echt langweilig. Der Vater ist ein Jammerlappen, der immer wieder witzig sein will, was ihm aber nie gelingt. Die Mutter geht manchmal in Ordnung, aber auch sie hat nervige Tendenzen. Der Sohn ist einfach von morgens bis abends grauenvoll. Zu guter Letzt noch Tantchen, die aber irgendwie keine wirkliche Funktion besitzt.
Die Darsteller hingegen sind wirklich superb. Karen Black, Bette Davis (!) und Oliver Reed machen ihre Sache wirklich gut und spielen ihre nervigen Charaktere ausgezeichnet. Daran liegt es also nicht. Die Synchro verstärkt leider die nervigen Charakterzüge noch um ein Vielfaches. Deswegen funktioniert für mich der Spannungsaufbau nicht, da die Familie in der ersten Hälfte so uninteressant ist, dass man leidvoll wartet, das etwas passiert.
Der wichtigste Darsteller, das titelgebende Landhaus, ist dagegen gefüllt mit einem riesigen Potenzial. Leider hatte Dan Curtis anscheinend nur 3 Ideen, wo er eine Kamera platzieren kann. Wenn ich überlege, was Mario Bava aus so einem Haus rausgeholt hätte………aber lassen wir das. Eine richtig unheilvolle Atmosphäre wird dadurch also eher nur selten erreicht.
In der letzten halben Stunde kann der Film dann etwas mehr punkten, da jetzt das Haus ein wenig mehr von seinen Kräften zeigt. Allerdings verhält sich die Familie bis ins Finale durchgehend dämlich, weshalb die einem irgendwann völlig egal sind. Die Schnarchnasen überprüfen nebenbei erwähnt auch nichts. Was es mit diesem Haus auf sich hat, ist denen völlig Latte. Nur ein Beispiel: Im Haus wohnt noch eine 85 Jahre alte Dame, die die Vermieter als Kümmer-Objekt hinterlassen haben. Allein das ist schon völlig durch, aber okay. Nach über 2 Monaten beschließt der Vater die Mitbewohnerin dann doch jetzt endlich mal kennen zu lernen…………. Macht er aber nicht, da seine inzwischen besessene Frau ihn davon abhält. Nicht mit Flüchen, Hexereien oder Gewalt, sondern nur mit den Worten, das die Frau das nicht so mag.
Ne Freunde, ich verstehe echt nicht, wie der Film so einen Status erlangen konnte. Als Kind könnte ich mir schon vorstellen, dass er gruselig war. Die wirklich gut inszenierten Visionen des Vaters, wären hier beispielsweise anzumerken. Auch das wirklich schaurige Finale hätte einen anderen Film verdient. Das ist nämlich wirklich klasse, wenn man zu den Personen irgendeinen Bezug hätte haben können. Aber der Gesamteindruck bleibt trotz einigen positiven Momenten, enttäuschend.