Düstere Legenden 2
Sequels bergen immer die Gefahr, nur ein reiner Abklatsch des Originals zu sein und kaum etwas anderes zu erzählen als der Vorgänger. Wenn noch dazu die kompletten Darsteller ausgetauscht wurden und der Schauplatz verändert wird, ist dann meistens sogar eine Gurke vorprogrammiert, die lediglich noch den bekannten Namen trägt. Im Fall von „Düstere Legenden“ ist dies aber tatsächlich nicht passiert. Phasenweise finde ich ihn sogar stärker als den Vorgänger.
Regisseur John Ottman hat in seiner Filmographie genau diesen einen Film vorzuweisen. Da könnte man unbedarft denken, dass dies ebenfalls einen Hinweis auf eine Gurke darstellt. Dabei hat er vom Film und wie ein Film funktioniert richtig viel Ahnung. Er ist nämlich ansonsten ein Komponist der für Soundtracks wie „Die üblichen Verdächtigen“, „Halloween H20“, „Superman Returns“, „Operation Walküre“ und viele mehr verantwortlich ist. Also nicht gerade die C-Liga. Dieses Wissen macht er sich auch zu Nutze und begeht weniger Fehler als der Vorgänger. Die Verbindung zwischen den beiden Teilen finde ich nämlich sogar hervorragend.
Amy ist Schülerin einer Filmhochschule, bei der sich alles gerade um die Abschlussarbeit dreht: Einen Film abzuliefern, der am Schuljahresende den „Hitchcock Award“ nach sich ziehen könnte, was ein riesiger Karriereeinstieg ist. Allerdings fällt ihr thematisch noch nicht viel ein. Bis sie von der Sicherheitsbeamtin des Schulgeländes im Auto mitgenommen wird. Die erzählt ihr von „Urban Legends“, die sie selbst bei ihrer vorhergehenden Arbeitsstelle erlebt hat. Es handelt sich nämlich um Reese Wilson, die im Vorgänger bereits als großer Pam Grier Fan aufgefallen ist. Amy hat somit ihr Thema und beginnt fieberhaft mit den Dreharbeiten. Allerdings scheint es jemanden zu geben, dem ihr Drehbuch nicht gefällt und beginnt ihre Filmcrew zu dezimieren.
Selbstverständlich erfindet Teil 2 jetzt das Genre nicht neu und bietet genau das, was man vom Slasher erwartet. Dennoch gibt es einige wunderbare Anspielungen auf diverse andere Filme, die aber eher subtil untergebracht wurden. Zudem einige schöne Ergänzungen zu Teil 1 inklusive einem wunderbaren Schlussgag. Auch das ganze Design ist schön angelegt und man merkt an den Filmsets innerhalb der Filmsets, das hier mit viel Freude gearbeitet wurde. Auch die Dialoge sind teilweise großartig geschrieben und bieten dem Filmkenner einige schöne Momente. Wenn beispielsweise einer der Lehrer einem Kollegen zuhört, der sich gerade über Godard und Truffaut auslässt und sich dabei gelangweilt nach spannender Unterhaltung sehnt, ist der Grundton des Filmes sehr gut eingefangen.
Dennoch begeht er auch die obligatorischen Fehler, zaubert eine hanebüchene Erklärung ab und lässt die Darsteller seltsame Dinge tun. Gut, aber auch er folgt nur den Konventionen des Genres, weshalb ich das nicht negativ bewerte. Die Darsteller bleiben partiell allerdings etwas farblos und haften nicht sehr gut in der Erinnerung, ohne das sie jetzt schlecht gespielt hätten.
Wer also einfach Spaß am Genre hat, ohne dabei Innovation einzufordern, sollte mit Teil 2 eine Menge anfangen können.