Candyman's Fluch
Die Studentin Helen arbeitet an ihrer Dissertation über eine lokale Legende namens Candyman, die im nahegelegenen Sozialviertel Cabrini Green ihr Unwesen treiben soll . Spricht man seinen Namen fünfmal laut vor einem Spiegel aus, kann man den Atem des Candyman im Nacken spüren. Und normalerweise dauert es dann nicht allzu lange, bis irgendjemand stirbt...
„Candyman's Fluch“ basiert auf einer Kurzgeschichte von Clive Barker, der hier auch als Produzent tätig war. Der Film bleibt nahe an der Vorlage, die aber etwas umgebaut und ausgebaut wurde, um genug Stoff für eine Spielfilmlänge zu bieten. Wir schauen Helen bei ihren Nachforschungen über den Candyman und die ihm angelasteten, mysteriösen Mordfälle über die Schulter. Sie kriecht durch verwahrloste Sozialwohnungen, inspiziert seltsame Graffities an den Wänden und gewinnt langsam das Vertrauen zweier Bewohner des Wohnblocks. Durch die ruhige Erzählweise ohne Schockeffekte wähnt man sich eher in einem Mystery-Thriller, als in einem Horrorfilm. Trotzdem beschleicht einen langsam aber sicher immer stärker ein beklemmendes Gefühl. Und schließlich steht Helen dem Candyman leibhaftig gegenüber – der sich als mieser Kleinganove entpuppt, ihr ein blaues Auge verpasst und dafür postwendend in den Knast einfährt. Doch ein paar Tage später, im Parkhaus...
Nein, mehr erzähle ich nicht zur Story. Nur soviel: es gibt einige blutige Morde, die einem in Erinnerung rufen, dass man es mit einem Horrorfilm und einer Clive Barker-Story zu tun hat. Nicht spektakulär blutig, aber auch nicht ganz harmlos. Der Clou an der Geschichte ist, dass man sich nie ganz sicher sein kann, ob der Candyman tatsächlich existiert. Sogar der Horrorfilm-typische Abschlussgag lässt meiner Meinung nach noch Interpretationsspielraum.
Fazit: „Candyman's Fluch“ ist einerseits ein klassisches 90er-Horrormovie, andererseits aber auch ein faszinierender Mystery-Thriller mit etwas mehr Tiefgang, als man Filmen dieser Art gewöhnlich zuschreibt. Dazu kommen gute schauspielerische Leistungen (Virginia Madsen und Tony Todd überzeugen auf ganzer Linie), wunderbar sakrale Musik von Philip Glass und eine angenehm düstere Atmosphäre, die den Horrorfan über einige angestaubte Effekte gnädig hinwegsehen lassen.
8/10 Punkte
Notiz am Rande: in dem Film wird soviel geraucht, da kommen schon fast Film Noir-Erinnerungen auf. Das ginge heutzutage wahrscheinlich gar nicht mehr.
