Boy Missing

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Boy Missing

Der kleine Victor ist spurlos verschwunden. Seine Mutter hat ihn zwar direkt vor der Schule abgesetzt, aber er kam dort nie an. Er wurde wohl entführt, konnte sich aber befreien und weglaufen. Leicht verletzt irrt er auf den Straßen umher, bis er endlich aufgelesen werden konnte.
Obwohl der Junge fast taubstumm ist, gelingt es ihm, auf der Polizeiwache eine Beschreibung des Täters abzugeben. Die trifft auf einen vorbestraften Kriminellen zu, den er anschließend anhand eines Polizeifotos wieder erkennt. Dieser beteuert seine Unschuld und beschafft sich durch seine Lebensgefährtin für die Tatzeit ein wackeliges Alibi, welches aber durchgeht. Ab da taucht er immer wieder in der Nähe des Wohnhauses von Victor und seiner Mutter auf. Da die Polizei durch das Alibi noch nichts machen kann, beschließt die Mutter auf anderen Wegen dem Entführer deutlich zu zeigen, besser damit aufzuhören. Allerdings verliert sie mit diesem Schritt allmählich die Kontrolle über den eigentlich klaren Fall, der aber bei jedem Schritt immer merkwürdiger und verwirrender wird.

Wenn man sich mit dem spanischen Regisseur Oriol Paulo beschäftigt, dessen Arbeiten man durch „Der unsichtbare Gast“, „Julia`s Eyes“ und „The Body“ eventuell kennengelernt hat, wird man auch unweigerlich auf „Boy Missing“ stoßen. Auch wenn er hier lediglich das Drehbuch abgeliefert hat, kann man ihn klar in seinem Dunstkreis einstufen. Die Bilder, die diesmal Regisseurin Mar Targarona abliefert, lassen ebenfalls sofort erkennen, dass man es mit einem spanischen Thriller der Neuzeit zu tun hat. Die Atmosphäre ist natürlich ähnlich gelagert und das Drehbuch ist zwar mitunter etwas überkonstruiert, aber dafür absolut spannend, da man sich nie sicher sein kann, wie der nächste Schritt im Film aussehen wird. Eigentlich gut, aber auch problematisch ist die Charakterisierung der Hauptfigur, die durch Blanca Portilla verkörpert wird. Auf der einen Seite eine Art Übermutter und auf der anderen Seite eine eiskalte Rechtsanwältin. Sie spielt das wirklich sehr gut, aber dennoch fehlt dem Zuschauer die komplette Sympathie mit ihr, da man auf Distanz gehalten wird. Deshalb fiebert man weniger mit und verbleibt eher in der Beobachterrolle. Dafür gibt es aber eine Menge Wendungen, sodass man das Interesse an der Geschichte nie verliert. Wenn man „The Body“ gesehen hat, kann man ungefähr erahnen, dass hier nicht immer alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, denn Oriol Paulo hat auch hier eben wieder ein tolles Drehbuch abgeliefert. Im Vergleich zu den anderen genannten Filmen, finde ich „Boy Missing“ aber dennoch etwas schwächer, was aber lediglich an der Distanz zum Zuschauer liegt. Die wiederum kann bei jedem Zuschauer auch anders sein.
 
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