Bon Voyage und
Aventure Malgache
Ich habe mir Gedanken gemacht wie ich am Besten meine Eindrücke zu
Bon Voyage und
Aventure Malgache niederschreibe. Jeweils eine eigene KK für jeden Kurzfilm zu verfassen, dafür reicht es irgendwie nicht, da beide Filme nur je 30 Minuten gehen. Da ich aber sehr davon ausgehen, da die beiden Filme wirklich nur für Kompletisten überhaupt von Relevanz sind, das sich sicherlich niemand, nur auf Grund meiner Worte unabhängig davon die Filme überhaupt ansehen wird. Daher habe ich mich dazu entschieden, in diesem Thread ein paar Worte zu den beiden Filmen zu verlieren da hier ja definitiv die richtigen Leute auch nur reinschauen, die Interesse an Hitchcock haben. Aber definitiv nochmal die kurze Warnung das ein paar kleine Minispoiler enthalten sein können/werden, aber ich versuche mich allgemein zu halten, ohne zusehr die Handlung der Filme zu spoilern.
Zunächst einmal muss ich sagen das ich diesmal es in der anderen Reihenfolge gemacht habe, also ich mir erst einmal die entsprechenden Seiten in meinem Hitchcock Buch über die Filme angeschaut habe und sie mir dann erst angesehen habe. Warum habe ich dieses mal die Reiehenfolge geändert? Ganz einfach, ich war zu neugierig warum zum einen Hitchcock überhaupt zwei Kurzfilme inszenierte und zum anderen wie sie sich in sein Gesamtwerk einordnen. Das warum war schnell geklärt. Tatsächlich war es Hitchcock´s Beitrag zum Krieg, da er zum Zeitpunkt des Krieges als Engländer im Exil in den USA lebte und da der letzte Film, bevor er die beiden propaganda Kurzfilme drehte,
Das Rettungsboot (Lifeboat) war, macht es für mich absolut Sinn, da er auch bereits in
Der Außlandskorrespondent, wenn es auch nicht direkt, das Thema zweiter Weltkrieg aufgegriffen hatte, er sich also auch, wie wahrscheinlich jeder Mensch zu diesem Zeitpunkt, mit den Sorgen und Ängsten des Krieges beschäftigt hat. Es war wohl wirklich, aus filmhistorischer Sicht aber auch aus persönlicher Sicht für Hitchcock, eine glückliche Fügung, dass er noch rechtzeitig den Sprung in die USA geschafft hat. Wäre er zu Kriegszeiten in England geblieben will ich nicht wissen was aus seiner Karriere geworden wäre. Ich will jetzt hier nicht zu sehr politisch oder geschichtlich werden, aber ich glaube nicht das er in England seine Art Filme zu inszenieren, mitten zur Kriegszeit drehen hätte können. Es hätte ihm an fehlenden Budget und fehlenden Möglichkeiten gefehlt, da in Europa natürlich viel intensiver die Auswirkungen des Kriegs zu spüren waren als in den USA, die natürlich auch stark in den Krieg involviert waren, aber auf eine andere Art als es direkt in Europa der Fall war.
Umso verständlicher fand ich es, das er für sich entschlossen hat, zumindest für diese beiden Kurzfilme nach England zurück zu kehren um sie zu drehen. Im Grunde beantwortet die Qualität dieser Filme auch schon meine Frage von vorhin etwas, was aus seiner Karriere in England zu diesem Zeitpunkt geworden wäre. Wenn überhaupt ein großes Studio die finanziellen Mittel gehabt hätte seine Art Filme zu drehen, unterstützt hätte, hätte er dennoch mit einigen Einschränkungen filmen müssen. Beide Filme wirken, obwohl sie zwei Jahre nach
Saboteure und ein Jahr nach
Im Schatten des Zwiefels entstanden sind, deutlich älter von der Machart her. Hätte ich die Filme gesehen, ohne zu wissen das sie von Hitchcock sind und hätte nur aus dem Kontext heraus ein paar Szenen gesehen, die nicht auf die Kriegszeit hindeuten, hätte ich wahrscheinlich durchaus gedacht, dass die Filme ca. Ende der 30er Jahre entstanden sind. Es waren natürlich sehr kleine Produktionen, bestimmt wurde minderweriges Filmmaterial verwendet und es waren bestimmt auch nicht die besten Kameras die zum Einsatz kamen, aber es sind eben dadurch auch, wenn auch sehr traurige, Zeitzeugen der Gesichichte, da ohne den Krieg Hitchcock diese beiden Filme so nie gedreht hätte. Also seine Motivation kann ich durchaus verstehen warum er sie gemacht hat. Nach dem Lesen der entsprechenden Kapitel in meinem Buch war mir natürlich dann auch sofort klar warum es keine gute UK VÖ der Filme gibt und auf den deutschen VÖs nur die deutsche Synchro oder eben die französische Sprache enthalten ist. Diese Filme wurden zwar in England gedreht, jedoch waren sie eher für den franzöischen Markt bestimmt und daher wurden sie auch, so wie ich das verstanden habe, auf französisch gedreht, zum größten Teil auch mit französichen Darstellern. Daher kam die deutsche Synchro erst viel später. Nur mal am Rande besitzt hier jemand dieses
UK Steelbook? Auf dem sollen wohl auf der Bonus DVD beide Kurzfilme mit enthalten sein. Würde ich mal interessieren ob es nur OmU also (Französich mit englischen UT) ist oder ob man hier nachträglich eine Synchro hat angefertigt, was ich mir irgendwie nicht vorstellen kann. Die deutsche Synchro ist leider nicht wirklich gut, aber da Französich garnicht spreche, gab es hier keine andere Alternative für mich.
Bon Voyage hat mir besser gefallen und hätte auch auch definitiv potential gehabt daraus einen richtigen Spielfilm zu drehen. Schade das es Hitchcock, obwohl er offenbar selbst mit dem Gedanken gespielt hat, dies nie realsiert hat. Aber andererseits war es zum einen nicht sein Thema und zum anderen glaube ich auch das er bewusst kein Trauma bei den Menschen wieder aufreißen wollte. Jeder war froh das der zweite Weltkrieg vorbei war und dann in den 50er oder 60er Jahren dieses Thema erneut in den Fokus und sogar ins Kino zu bringen, war glaube ich absolut nicht Hitchcock´s Art Filmprojekte anzugehen. Er wollte Menschen unterhalten, faszinieren und auch erschrecken, aber eben auf eine andere Art und nicht, in dem er bei seinen Zuschauern Kriegsdraumata wieder aufleben lässt. Aber Potential hätte das Thema und die Kurzgeschichte dazu auf jeden Fall gehabt daraus einen Spielfilm zu machen. Tatsächlich, anstatt igendwelche Kultfilme zu remaken, sollten aktuelle Studios bzw. Filmemacher sich lieber auf die Suche nach solchen ungeschliffenen Rohdiamenten begeben.
So wie der Film von Hitchcock inszeniert wurde, bzw. unter den vorhanden Gegebenheiten inszeniert werden musste, hatte er leider für mich wenig Unerhaltungswert. Die Geschichte hat auf jeden Fall großes Potential, aber war für 30 Minuten Laufzeit viel zu komplex. Da hätte man vieles deutlich mehr ausarbeiten müssen was zum einen Hitchcock auf Grund der Produktionsumstände nicht möglich war, aber wahrscheinlich auch auf Grund der Sprachbariere zu schwierig gewesen war. Es gab zwar 2-3 Szenen die ich gut inszeniert fand, da funkelte natürlich wieder Hitchcock durch, aber bei der geringen Laufzeit und der zu komplexen Handlung konnten diese Szenen einfach nicht so strahlen wie sie es verdient hätten. Noch dazu kam natürlich auch der Cast, der definitiv nicht aus Profidarstellern bestand was man auch deutlich spürte. Als Wertung würde ich hier so eine
3/10 ansetzen.
Zu
Aventure Malgache konnte ich so gut wie gar keinen Zugang finden, was sicherlich auch an der schlechten Synchro lag, aber auch an dem Cast, der aus den Molière Players, einer Theatergruppe von in England lebenden französischen Flüchtlingen bestand. Die Handlung basiert auf den wahren Erlebnissen von Clarouse, einem Mitglied dieser Gruppe. Dadurch, auch wenn dies aus heutiger Sicht natürlich lächerlich ist, war dieser Film fast fünfzig Jahre nicht mehr aufgeführt worden. Er war in Frankreich sogar als so eine Art Verschlussache bezeichnet worden. Der Film zeigt, genauso wie
Bon Voyage, die Handlung in Rückblenden. In Madagaskar war Clarouse Betreiber eines illegalen Radiosenders und ist in der damals aktuellen Zeit eben mit der englischen Theatergruppe unterwegs und glaubt einen anderen Schauspieler als möglichen Verräter aus Madagaskar zu erkennen. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Er wurde dann erst 1993 wieder neu aufgeführt und laut Wikipedia wurden beide Kurzfilme erst 2011 in Deutschland auf ARTE mit deutschen Untertiteln gezeigt, was meine Vermutung unterstützt, dass es beide Filme nur im O-Ton in Französisch gibt. Erst später wurde dann für den deutschen Disc Release wohl eine Synchro angefertigt, die aber eben mehr schlecht als recht ist und sich sehr asynchron anfühlt. Von der Wertung her, weil ich eben auch kaum wirklich einen Zugang zu dem Film gefunden habe, bekommt er von mir eine
1/10
Beide Wertungen klingen jetzt sehr hart, aber im gesamten Kontext in Hitchcocks Filmographie war das wirklichh nichts! Aber denoch fand ich es interessant mich auch mit diesen beiden Kurzfilmen zu beschäftigen, da sie natürlich zu Hitchcock gehören. Tatsächlich war hier die vorherigige Recherche zu den Filmen deutlich interssanter als die Filme als soches. Wobei
Bon Voyage, wenn er eben länger gewesen wäre und Hitchcok ihn unter anderen Bedingungen hätte drehen können, bestimmt ein guter Film geworden wäre.