Ich mag Wes Anderson-Filme sehr gerne! Der trockene Humor, die skurrilen Persönlichkeiten und Dialoge, vor allem aber die Bildgestaltung und Ausstattung, die einmalig ist. So auch hier. Man hat bei jeder Einstellung den Eindruck, ja sogar die Überzeugung, dass hier jedes Detail im Voraus festgelegt ist. Dadurch, dass die Bilder auch nicht zu schnell wechseln, hat man genügend Zeit, diese kpl. zu erfassen. Jeder Gegenstand und jede Person - auch im weiter entfernten Hintergrund - ist bewusst platziert. Und es macht Spaß, diese Bilder zu betrachten, auch bei mehrfacher Sichtung des Films (Ich habe ihn binnen weniger Tage 2 x angeschaut.).
Hinzu kommt die tolle Ausstattung, hier im Stil der 50er Jahre. Ob Kleidung, Autos oder Raumausstattungen, das Diner, die Tankstelle oder Wohnbereiche - alles sieht fantastisch aus. Wenn z.B. 5 oder 6 50er-Jahre Schlitten auf den Parkplatz fahren, ist einer schöner als der andere. Dazu kommen Anderson-typische Details zum Einsatz. Jedes Schild und jedes Requisit ist wohl überlegt und ausgesucht.
Die Farbgebung ist bei "Asteroid City" etwas ganz Besonderes. In den farbigen Teilen kommen - im Breitbildformat - sehr schöne Pastelltöne zum Einsatz, welche dem Film zusammen mit den als künstlich zu erkennenden Kulissen (Felsen im Hintergrund, Kakteen u.ä.) eine sehr spezielle Optik verleihen. (Im weitesten Sinne erinnerte mich das sogar ein wenig an die Gestaltung von "Barbie".) Die farbigen Sequenzen sind - wohl auch gewollt - nicht besonders scharf, die S/W-Szenen, die im 4:3-Format vorliegen, dagegen schon.
Die trockenen Dialoge sind ausgefeilt und man muss genau zuhören, um die wohl formulierten Texte zu erfassen. Vieles brachte mich zum Schmunzeln. Lauthals lachen kann man hier nicht. Eher hat man ein Dauerlächeln im Gesicht.
Der Cast sucht seinesgleichen. Die Anzahl bekannter Darsteller/innen ist außerordentlich hoch. Wenn Wes Anderson ruft, sagt keiner nein. Selbst für wenige Sekunden Einsatz, ist sich keiner zu schade (z.B. Jeff Goldblum). Viele kommen auf nur wenige Minuten Screentime.
Alle vorgenannten Aspekte bringen mich auf eine Wertung mit
10/10.
Ein kleiner Wehrmutstropfen ist für mich allerdings der Punkt, dass ich am Ende das Gefühl habe, nicht alle inhaltlichen Gedanken des Regisseurs nachvollzogen und manches übersehen zu haben, so dass der Gesamteindruck einen kleinen Punktabzug mit sich bringt. Vielleicht muss man aber auch nicht immer alles hinterfragen.
Bei den End-Credits taucht eine Danksagung auf, wo ich mir dachte, dass diese sicherlich darauf abzielt, dass die aufgeführten Personen Einfluss auf den Film hatten. Um das herauszufinden, sah ich mir die Personen mal genauer an, die "Special Thanks" richten sich an:
Juman Malouf - libanesische Kostümbildnerin und Partnerin von Wes Anderson
Noah Baumbach - Drehbuchautor, der schon bei anderen Anderson-Filmen mitwirkte, aber auch bei "Barbie"
Brian De Palma - Hier fehlt mir der Bezug zu diesem Film. Gab es hier eine Anspielung?
Jake Paltrow - Bruder von Gwyneth Paltrow, Drehbuchautor und Regisseur, der gemeinsam mit Noah Baumbach mal einen Film über Brian De Palma machte.
Martin Scorsese und Steven Spielberg - Auch hier fehlt mir der konkrete Bezug zu diesem Film, insbesondere betreffend Scorsese. Betreffend Spielberg kann ich mir noch eher vorstellen, dass sich Anderson hier inspiriert fühlte (Alien- und Familienthematik).
Wally Wolodarsky und Maya Forbes - Erstgenannter ist ein Autor (u.a. Simpsons), Produzent und Regisseur. Er ist mit Anderson befreundet und arbeitete schon in anderen Filmen mit ihm zusammen. Letztere ist eine Drehbuchautorin, u.a. von "Monsters vs. Aliens", bei dem auch Wolodarsky mitwirkte.
Francesco Zippel - ein italienischer Regisseur, der Filme über Sergio Leone, Fellini und William Friedkin machte - z.T. auch mit Anderson zusammenarbeitete.
Federica Panniccia - eine italienische Produzentin, die bei Filmen von Francesco Zippel mitwirkte.
Also wirklich erhellend war das jetzt aber leider doch nicht wirklich...
Warum sich Anderson bei den Genannten bedankt, erschließt sich mir nicht bei allen.