Kinos boykottieren "Alice im Wunderland"
Um Tim Burtons Film "Alice im Wunderland" ist wegen früher DVD-Verkäufe ein Streit zwischen dem Studio Disney und internationalen Kinoketten entbrannt. In Deutschland wird der auf Lewis Carrolls Kinderbuchklassiker basierende Film aber offenbar regulär ab 4. März gezeigt.
Die vier größten niederländischen Kinoketten werden die 3D-Produktion mit Johnny Depp, Anne Hathaway und Helena Bonham Carter deshalb boykottieren, wie die Niederländische Vereinigung der Kinobetreiber in Amstelveen mitteilte.
Nach derzeitigem Stand werde die DVD hierzulande frühestens vier Monate nach Kinostart verkauft, sagte der Geschäftsführer der Walt Disney Studios in Deutschland, Thomas Menne, am Mittwoch der Nachrichtenagentur ddp. Dies entspreche dem "Gentlemen's Agreement" zwischen Verleihern und Kinobetreibern. Der Termin sei aber "nicht in Stein gemeißelt", so Menne.
Grundsätzlich strebt Disney laut dem Geschäftsführer aber flexiblere Fristen zwischen Kinostart und DVD-Veröffentlichungen an. Derzeit sei es nicht möglich, einen Familienfilm Weihnachten in die Kinos zu bringen und zu Ostern auf DVD anzubieten. Der Markt werde genau beobachtet, sagte Menne. Sollten sich die Parameter verändern, werde die Situation neu bewertet. Derzeit bestehe aber kein Anlass für eine solche Debatte, sagte der Disney-Geschäftsführer mit Blick auf die Boykotte.
Deutsche Kinobetreiber rechneten denn auch mit einem regulären Starttermin für "Alice im Wunderland". Disney habe versichert, dass die Frist von vier Monaten eingehalten werde, sagte Oliver Fock, Geschäftsführer der Kinokette Cinestar, auf ddp-Anfrage. Vor drei Jahren hatten Cinestar und Cinemaxx wegen eines Streits um frühe DVD-Starts Filme des Verleihs Twentieth Century Fox, darunter die Komödie "Nachts im Museum" mit Ben Stiller, kurzzeitig aus dem Programm genommen.
Die Niederländischen Kinobetreiber hatten moniert, dass in ihrem Land die "Alice"-DVD nur etwa drei Monate nach dem Kinostart im Juni erscheinen soll. Dies lasse den Kinos nicht genug Zeit für die Verwertung der Produktion. Das skurril-fantasievolle Werk des diesjährigen Jury-Präsidenten beim Festival in Cannes gilt als einer der größten Filme dieses Jahres. Burton schickt in "Alice" seine Heldin (Mia Wasikowska) zehn Jahre nach ihrem ersten Besuch zurück ins Wunderland.
Die niederländischen Kinos rechtfertigten ihren Boykott mit den "festgefahrenen Verhandlungen" mit Disney. Auch in anderen europäischen Ländern und in den USA sei mit ähnlichen Schritten zu rechnen, so der Verband.
Nach einem Bericht des Branchenmagazins "Daily Variety" drohen auch Kinounternehmen in Großbritannien und Italien mit einem Boykott. Führende Disney-Vertreter seien in der vergangenen Woche nach London gereist, um die Wogen zu glätten. Ein teilweiser Boykott sei anschließend aber nicht vollständig vom Tisch gewesen. Dem Bericht zufolge will Disney künftig bei zwei Titeln pro Jahr das Veröffentlichungsfenster für DVDs auf unter 90 Tage drücken. "Alice" sei ein entscheidender Testlauf.