23 Schritte zum Abgrund
Der Schriftsteller Philip Hannon hat vor nicht allzu langer Zeit sein Augenlicht verloren. Seitdem reagiert er äußerst gereizt auf seine Umwelt und hat zudem auch seinen Lebensmut verloren. Zu spüren bekommt das auch seine ehemalige Verlobte Jean, die ihn gerade besuchen möchte. Ihr erstes Aufeinandertreffen nach langer Zeit endet dann auch im Streit, weshalb er sich in eine Kneipe um die Ecke flüchtet. Dort belauscht er aber durch Zufall ein Gespräch, in dem eine junge Frau anscheinend von einem Mr. Evans bedroht wird. Leider kann er nur Bruchteile verstehen, aber er schließt aus dem Gehörten, dass eine Woche später ein Verbrechen passieren wird. Die informierte Polizei ist eher skeptisch und beschließt erstmal nichts zu tun, da sie auch keinen Anhaltspunkt haben. Da ihm das Ganze keine Ruhe lässt, möchte Hannon selbst ermitteln und spannt dafür seinen Butler und auch seine ehemalige Verlobte ein. Die sind zwar auch nicht überzeugt aber da seine Lebensgeister dadurch wieder erweckt werden, helfen sie mit. Recht schnell wissen sie aber, dass hier tatsächlich mehr dahintersteckt und schon bald befinden sie sich in Lebensgefahr. Mr. Evans gefallen nämlich die privaten Ermittlungen gar nicht.
Mein Vater berichtete mir als Kind bereits von diesem tollen Film, den ich dann auch frühzeitig mit ihm zusammen sehen konnte und tatsächlich bekam ich es damals auch mit der Angst zu tun. Henry Hathaway drehte nämlich im Jahr 1956 diesen fantastischen Psycho-Thriller mit verdammt viel Spannung und auch unheimlichen Szenen. Wenn man Hitchcock mag, „Mitternachtsspitzen“ oder den ebenfalls von Hathaway gedrehten „Niagara“, hat man hier den nächsten Kracher im Player. Ein klein wenig wird man hier auch an „Das Fenster zum Hof“ erinnert, was natürlich an der Konstellation der Personen liegt. Das ermittelnde Dreier-Gespann ist zumindest in ähnlicher Art und Weise angelegt, was natürlich für viel Spannung sorgt. Dazu ist Hitchcock Darstellerin Vera Miles mit an Bord, die ihre Auftritte in „Der falsche Mann“ und „Psycho“ hatte. In „23 Schritte zum Abgrund“ ist ihre Rolle dann eher an die von Grace Kelly, in „Das Fenster zum Hof“ angelegt. Der Schauplatz London, 11 Jahre nach Ende des Krieges, ist sehr gut integriert und auch der obligatorische Nebel darf nicht fehlen. Insgesamt liefert Hathaway hier hervorragende Bilder ab und obwohl man sich die Handlung auch gut in schwarz-weiß vorstellen könnte, wählte er hier prächtige Farben, die aber auch tatsächlich perfekt zum Film passen. Die Schauplätze sind wundervoll gelungen. Sei es die Themse-Fahrt zur untergehenden Sonne, die kleine Kneipe „Der Adler“ und ebenso die verfallenen Häuser, die noch die Sprache des Krieges sprechen.
Zu Beginn besitzt der Film noch einen leichtfüßigen Humor, aber bereits nach kurzer Zeit wird die Spannungsschraube immer fester angezogen, in dem die Gefahr von Minute zu Minute spürbarer wird und sich letztlich in einem fantastischen Finale auflöst. Für Thriller-Freunde die sich mit den 50er Jahren beschäftigen Pflichtprogramm.