Zombieland
Beinahe zehn Jahre sind seit Ruben Fleischers Debütfilm „Zombieland“, der kurz nach dem Kinostart und vor allem durch seine Heimkinoveröffentlichung schnell zur kultigsten Zombie-Komödie seit „Shaun of he Dead“ erhoben worden ist, vergangen. Nun habe ich mir nach so vielen Jahren endlich einmal selbst ein Bild von diesem Film machen können.
Der Plot und das Setting sind schnell erklärt. Ein Großteil der Bevölkerung ist einem Virus zum Opfer gefallen und zu Zombies mutiert. Nur einige wenige Überlebende streichen durch die Lande und kämpfen um ihr Überleben. Einer von Ihnen ist „Columbus“ (Jesse Eisenberg) der sein Überleben vor allem seinen zahlreichen selbst auferlegten Regeln zu verdanken scheint. Der nervöse, zurückhaltende Videospielfan, der auf die Suche nach seinen Eltern ist, trifft kurz nach dem Prolog auf den Draufgänger „Tallahassee“ (Woody Harrelson). Das ungleiche Gespann trifft auf seinem Roadtrip auf die beiden Schwestern „Wichita“ (Emma Stone) und „Little Rock“ (Abigail Breslin), die ihnen zunächst einige Steine in den Weg legen. Doch die steinigen Wege der vier kreuzen sich mehrmals bis sie gemeinschaftlich einen Roadtrip zum Vergnügungspark Pacific Playland machen und immer mehr wie eine Patchwork-Familie zusammenschweißen. Also irgendwie ein bisschen wie „
Little Miss Sunshine“ mit Zombies.
Obwohl das Setting und selbst die Motivationen und Ziele der Charaktere ähnlich gelagert sind wie in vielen klassischen Zombiefilmen lebt „Zombieland“ vielmehr vom populärkulturellen Wissen und deren Anwendung. Keiner der Charaktere ist wirklich schwach, sondern weiß sich gegen die Zombies zu behaupten. Schließlich hat man schon reichlich Erfahrung mit Zombieepidemien aus Film & Fernsehen. Zwar werden die Überlebensregeln von „Columbus“ direkt von bestimmten Situationen aus seinem Leben abgeleitet und nicht bewusst aus Filmen wie einst in „Scream“. Dafür scheinen die Charaktere in „Zombieland“ ihren Kopf zu gebrauchen und bewusst zu handeln und verhalten sich nicht „doof“ und klischeehaft wie man es von einigen klassischen Zombie- und Horrorfilmen gewohnt ist. Die einzelnen Zutaten von „Zombieland“ sind bekannt, aber das Arrangement und die Würzung sind gelungen. Das ist zum Einen dem guten Casting zu verdanken, denn die Chemie zwischen den vier Hauptdarstellern ist stimmig, auch wenn bei Woody Harrelson vielleicht am deutlichsten die Umrisse und das Muster seines Archetypen hervortreten, zum anderen sorgt die ausgestellte Brutalität, deren teils selbstreferentielle Kommentierung (Nein, nicht wie bei „
Deadpool“) und die allgemein satirischen Zuspitzung der Situation für den Unterhaltungswert. Mit einer Laufzeit von unter 90 Minuten ist der Film zudem sehr kurzweilig, sodass sich das Drehbuch in keine unnötigen Sackgassen manövriert. Für viele Zuschauer war zudem der Cameo-Auftritt eines großartigen Schauspielers, der in dieser Kritik nicht verraten werden soll, obwohl die meisten wahrscheinlich sowieso schon wissen wer gemeint ist, der Höhepunkt des Films. Da mir diese besagten Szenen und der Schauspieler im Vorfeld verraten worden sind, verpuffte leider die Überraschung, was den Spaß an diesen Szenen aber kaum einen Abbruch tat. Auch im Vergleich zu vielen anderen Star-Cameo-Auftritten in Verbindung mit popkulturellen Verweisen wie beispielsweise in „
Ted“ oder „Why Him“ gehört der Cameo-Auftritt in „Zombieland“ zu den wesentlich besseren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Zombieland“ kurzweilige Unterhaltung bietet und einige brutale Actionszenen besitzt. Wer aber über Jahre nur Lobeshymnen und Kultzuschreibungen zu diesem Film hört, könnte enttäuscht werden, da der Film zwar jung, dynamisch und frisch wirkt, aber vieles doch sehr vertraut erscheint, einiges bemüht wirkt („Tallahassees“ Obsession nach Twinkies) und die Inszenierung (trotz der visuellen Einblendung der Überlebensregeln) dann doch wesentlich konventioneller ausfällt im Vergleich zu Filmen wie „
Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“, „
Kick-Ass“ oder „
(500) Days of Summer“.