Wahre Lügen
Die USA im Jahre 1957. Das Entertainer Duo Lanny Morris (Kevin Bacon) und Vince Collins (Volin Firth) sind auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Ganz Amerika verehrt sie und liegt ihnen zu Füßen. Doch die vor dem Publikum aufgebaute Fassade scheint trügerisch zu sein. Ein nicht ganz zufriedener Gast wird sich schonmal hinter den Kulissen mit den Fäusten entledigt und die Monogamie wird auch eher als Mysterium erachtet. Einem Mord traut man den beiden trotzdem nicht zu. Oder etwa doch? Zumindest wird in Ihrem Hotelzimmer eine Frauenleiche aufgefunden was aber nie mit den beiden so Recht in Verbindung gebracht werden konnte. Zumindest blieb aber die Frage offen warum die beiden sich kurz nach diesem Vorfall getrennt und ihre gemeinsame Karriere beerdigt haben.
15 Jahre später
Der Journalistin Karen O`Connor (Alison Lohman) die das Duo in Ihrer Jugend frenetisch verehrt hat, und zudem noch einen Auftritt als Kind in einer Ihrer Shows hatte, kommt die Ehre zu Teil ein Buch zu schreiben das ein mehrtägiges Interview mit Vince Collins vorsieht. Die ungeklärten Vorfälle stehen dabei im Vordergrund Ihres Interesses.
Regisseur Atom Egoyan hat hier einen Film erschaffen der wahrscheinlich für das durchschnittliche Mainstream Publikum schwer zugänglich sein wird. Er nimmt sich die Zeit den verschiedenen Charakteren genügend Raum für Ihre Entwicklung zu überlassen und setzt eher auf ruhige Bildkompositionen und Dialoge, was dazu führt das der ein oder andere Zuschauer diese wichtigen Sequenzen als langweilig bezeichnen könnte. Dem ist aber nicht so. Jede Charakterzeichnung hinterläßt beim Zuschauer ein gewisses Gefühl für Sympathie und Antipathie, was dazu führt nicht immer auf dem richtigen Weg zu sein. Geradezu genial sind die Einfälle komplette Handlungsstränge dem Publikum als Wahrheit zu verkaufen während gleichzeitig eine Stimme aus dem Off diese Wahrheit in sich zusammenfallen läßt. Oder lügt etwa die Stimme aus dem Off?
Wahre Lügen ist kein Hochspannungsthriller sondern eher ein Kriminaldrama. Zu keiner Zeit kann man sicher sein die Wahrheit entdeckt zu haben. Die Frage nach der Wahrheit entfernt sich im Verlauf des Films auch zunehmend vom Mittelpunkt und dafür rückt eine neue Frage ins Zentrum: Wer kennt die Wahrheit?
Handwerklich gibt es im Film absolut nichts auszusetzen. Die Alterung der Protagonisten ist perfekt, die Kulissen sorgfältig gewählt und die Darstellerriege spielt ausgezeichnet. Das einzige was mir etwas mißfallen hat, war der übertriebene Einsatz des Weichzeichners in den 50er Jahre Sequenzen.
Der Score ist behutsam gewählt worden und untemalt immer an der richtigen Stelle das Geschehen. Im Originaltitel (Where the truth lies) ist noch ein schönes Wortspiel integriert was dem deutschen Titel leider zum Opfer gefallen ist.
Fazit: Ein absolut gelungener Film der aber erst sein Publikum finden muß.
7 von 10 Punkten