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South Dakota, im Winter um 1820. Der Trapper Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) führt eine Gruppe Pelzjäger durch Indianergebiet und wird dabei Opfer einer Bärin, die ihre Jungen beschützen will. Schwerverletzt und fast tot wird er zurückgelassen doch er kann sich unter schwersten Strapazen ins Leben zurückkämpfen und sinnt auf Rache...
Zugegeben, die Grundidee an sich passt auf eine Briefmarke und beruht auf ein Buch von Michael Punke ("Der Totgeglaubte"), das sich wiederum auf die fast schon sagenumwobende Lebensgeschichte des echten Hugh Glass (ca. 1783 - 1833) bezieht.
Faszinierend an The Revenant ist vielmehr die Tatsache, wie Regisseur Alejandro González Iñárritu der Geschichte Leben einhaucht. Zum Beispiel durch eine beeindruckend intensive Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki, durch die man fast stets direkt Teil der Handlung wird und das ohne hektisches Schnittgewitter oder Gewackel. Iñárritu (auch Drehbuchautor zusammen mit Mark L. Smith) gibt zudem allen Beteiligten ein authentisches Antlitz. Sowohl die Trapper als auch die Indianer - Arikarees und Pawnees - sind sowohl vom Äußeren als auch in ihrem Handeln weder edel, romantisiert oder wilde Barbaren. Sie alle tun eben das, was man in so einer rauen Wildnis tun muss, um schlicht und ergreifend zu überleben. Das der ein oder andere Weisse auch den schnöden Mammon im Blick hat, ist leider schon damals nichts Neues gewesen.... Nebenbei erwähnt sind die Panoramen dieser Natur atemberaubend schön gefilmt.
Über allen steht aber Leonardi DiCaprio, der mal wieder eine Performance abliefert, die einen förmlich in den Sitz knallt. Ohne viel Dialog lässt er den Zuschauer an seinen physischen wie psychischen Qualen teilhaben als wären es die eigenen. Alleine der Kampf mit der Bärin ist grandios! Kaum schlechter Tom Hardy als sein Widersacher John Fitzgerald, der den armen Hugh aus reinem Kalkül im Stich lässt.
Einziger kleiner Wermutstropfen ist die zu schnelle "Genesung" Glass' in den letzten 20 Minuten, wo er fast so fit durch den Schnee pflügt als wäre nichts gewesen. Ansonsten aber habe ich nichts auszusetzen an einen (Rache)Western, der an Dynamik, Härte und Emotionalität kaum zu überbieten ist.
The Revenant - Der Rückkehrer
Leonardo DiCaprio im symbolischen Clinch mit Hollywood. Im Kampf um Anerkenung und den verdammten Goldjungen...
Alejandro G. Inarittu´s ( Birdman ) bemerkenswerteste Szene in The Revenant ist wohl Hugh Glasses ( Leonardo DiCaprio ) wilden Todeskampf mit einem gereizten Braunbären. Nicht weil diese brachiale Szene einem den Atem raubt und man niemals auf die Idee kommen könnte, dieser Kampf wäre nicht echt. Nein, die Szene spiegelt so in etwa den unermüdlichen Kampf wieder, den DiCaprio seit Jahren bestreitet. In The Revenant ist es der wilde Braunbär, dem er die Stirn bietet, in der Traumfabrik sind es die ignoranten Greise, die ihm den höchsten Preis verwehren- seit Jahren. An Bitterkeit und Tragik steht das echte Leben der Kunst in nichts nach. DiCaprio wurde weder für die Darstellung des Jordan Belfort in The Wolf of Wall Street ausgezeichnet noch für seine Rolle in Tarantinos Django Unchained als süffisant, schleimiger Plantagenbesitzer oder in Martin Scorseses Departed. Die Liste ist groß und der Bär ist es auch.
Doch egal wie widrig die Umstände in der Traumfabrik sein mögen, genau wie im Film kämpft und rackert er für alles unermüdlich. Vielleicht wird der im Untertitel lautende Name bald ein Running Gag wenn er gewinnen sollte und als "Rückkehrer" aufs Podium marschiert. Mit Superlativen ist es immer so eine Sache, wenn Wörter fallen wie, "überragend", "großartig" oder "beste Performance" denn schlussendlich sind es nur Adjektive, die etwas beschreiben sollen, das man sieht. Und so kann kein Superlativ auch nur annähernd beschreiben was man auf der Leinwand zu sehen bekommt. Der Kampf mit dem Bär. Der Kampf mit Hollywood. Inarritu schafft es den Kampf Mann gegen Hollywood oder Bären, egal wie man es sehen will, so zu zeigen dass er eben alles zeigt. Klingt verwirrend aber in den meisten Filmen in denen Bären, Krokodile oder anderes Getier auf den Menschen treffen ist es vor allem das, was man nicht sieht, was den Effekt ausmacht. Man denke nur an "Jaws" oder "Anaconda", hier wird so wenig wie möglich vom Tier gezeigt um eine möglichst reale Bedrohung zu schaffen. Tricktechnisch auch der Zeit geschuldet in der er spielt. In The Revenant ist es anders als bei all diesen Streifen, hier ist das was man sieht, atemberaubend. Ein bis aufs Blut aggressiver Braunbär, der sich entschlossen hat sein Opfer zu zerrupfen. Man ist unmittelbar Zeuge wie DiCaprio ums Überleben kämpft. Keine großen Schnitte, keine wilden Kamera Schwenks. Vor unseren Augen wird ein CGI Bär real. Er wird lebendig. Wahrhaftig ein Szenenbild für die Ewigkeit.
Gegen den Strom
Der neuen Kamera Ästhetik zum Trotz und das seit langer Zeit kann man guten Herzens sich auf Kamera Zauberer Emmanuel Lubezki verlassen. Der es gar nicht nötig hat auf den Zug der Schnittvergewaltiger Hollywoods auf zu springen. In der ersten langen Einstellung wird deutlich wie The Revenant über den gesamten Film vorhat vor zu gehen. In unaufgeregten Bilden das Geschehen begleiten. Nie hat man das Gefühl eine Choreographie zu sehen sondern mitten drin zu sein im echten Leben zu dieser Zeit. Wenn am Ufer des Flusses die Hölle losbricht die Gruppe der Trapper um Glass von Arikaree aufgerieben wird und das Geschehen unübersichtlich zu werden droht, behält der Zuschauer stets die Übersicht. Drohnenartig frei von allem schwebt die Kamera und führt durchs wilde Treiben. Angekommen und gerettet auf dem Bott beginnt jedoch erst die wahre Odyssee für die Gruppe der Trapper und sie lernen ein noch größeren Mistkerl kennen als den Mensch. Die Natur.
Und wenn das nicht genug wäre, bekommt DiCaprio einen nicht weniger talentierten Schauspieler zu Seite gestellt, der ihm alles nimmt. Tom "Bane" Hardy, wird zu DiCaprios Joker.
Als Hardy dessen Sohn das Leben aushaucht und ihn selbst lebendig begräbt beginnt der Tanz. Begraben verlassen und blutend in der Ödnis, der Wildnis.
Leonardo dabei zu zusehen wie er sich wieder zurück ans Licht zu kämpfen muss, kotzend, spuckend, fauchend und Dreck fressend ist schon ganz ganz großes Acting. Wobei, Acting hier nicht das richtige Wort ist, wenn man die Interviews vergangener Tage verfolgt hat. In denen DiCaprio die unwirklichen Bedingungen des Sets und die Kälte als größten Feind beschreibt. Teile der Crew seien an die Grenze der Belastbarkeit gestoßen und verliesen das Set. Inarritu ist in dieser Hinsicht brutal und fanatisch. Um alles aus seinem Team zu pressen verlangte er ihnen nicht nur schauspielerisch alles ab sondern auch körperlich, durch die unbarhertzige Natur Canadas im Winter. So wird The Revenant für DiCaprio seine ganz persönliche Reise ins Herz der Finsternis. So wie es Martin Sheen einst erlebte als er Cl. Kuntz ( Marlon Brando ) in den Dschungel folgte. Was dabei herauskam war ein Monster an Film. The Revenant ist ein Monster unserer Zeit, indem DiCaprio einen weiteren Anlauf nimmt und dabei von einem Regisseur geführt wird, der ganz anders ist als Hollywood typisch. Zwei getriebene ihrer Kunst, zwei Geister, die an Charakteren interessiert sind. Kein Kratzen an der Oberfläche, Inarritu ist ganz nah bei seinen Figuren. Ganz nah am Schmerz, ganz nah am Gefühl. Stets darum bemüht in die Abgründe menschlicher Seelen hinab zu steigen, darin zu wühlen und das innere nach außen zu kehren. Für all das hat er seinen Schauspieler gefunden, der diese Magie im Kino sichtbar, erfahrbar für den Zuseher machen kann. Schmerz, Leid, Trauer, alles starke Gefühle, die hier nicht nur Worte sind sondern spitzige Pfeile mit denen Inarritu auf uns schießt, trifft und in der Wunde bohrt.
Der nackte Körper als Sprache
All das Lob, die Verneigung des Kritikers, das bisher geschriebene kann den Film auch in einem anderen Licht erstrahlen lassen. Nimmt man einmal dem Maßstab, dass ein Schauspieler auch möglichst viele Dialoge haben sollte in denen er sein Talent zeigen kann, wird es hier schwierig. Di Caprio bekommt im gesamten Film nur sehr wenig Gelegenheit etwas zu sagen, entweder ist es Gestammel, da er vor Schmerzen atmen kann oder er liegt des Öfteren geschwächt am Boden. Das der Dialog nicht unbedingt das entscheidende Kriterium ist welches eine herausragende Leistung kennzeichnet, zeigt uns DiCaprio hier. Denn Schauspiel ist auch Ausdruck von Mimik ohne das dabei eine Silbe die Lippen verlässt und natürlich das eins werden mit der Figur. Eins geworden ist er mit ihr. Und er benötigt eben nicht hundert Dialogzeilen um zu zeigen was am wichtigsten ist. Um zu zeigen was seine Figur fühlt und spürt. Was sie antreibt und wie schmerzhaft der Weg bis zur Erlösung ist. Wenn es sie überhaupt gibt in Bezug auf Rache. Was ist Rache? Warum handeln Menschen wie sie handeln? Was unterscheidet Glass von John Fitzgerald ( Tom Hardy )? Inarritu hat kein Interesse daran große Fragen zu stellen, so bleibt die Frage ob Rache Befriedigung verleiht oder ob sie alle in die Finsternis treibt, unbeantwortet. So ist der Gesichtsausdruck am Ende des Films von DiCaprio auch zu deuten, er weiß es einfach nicht. Die Kritik die man durchaus anbringen könnte an der Kolonialisierung der Indianer bleibt auch aus. The Revenant bleibt hier minimalistisch ganz bei seinem Rache Thema. Leider ohne dabei nach rechts und links zu schauen. Oder gar die Frage nach dem Sinn zu stellen. Einen leichten wenn auch kleinen Esoterischen Kontext, webt Inarritu dennoch in seine Geschichte ein und erklärt das Rache Thema am Ende in etwa so: "Die Rache liegt in den Händen des Schöpfers.." Was so aber weniger befriedigend ist das es eigentlich für den Film nichtssagend ist und erst recht nicht die offenen Fragen löst.
Begleitet oder noch besser gesagt zur richtigen Zeit auch gepeitscht wird The Revenant durch den minimalistischen Score von Bryce Dessner dem meist nur eine Abfolge einer Tonale genügt um den Nerv der Situation zu treffen. Niemals aufdringlich aber dennoch immer präsent und dem Film schmeichelnd. Ob Inarittu und sein Survival Experte den Goldjungen dieses mal holen weiß niemand. Aber DiCaprio wird nicht müde werden mit dem Bären zu ringen sollte er nicht obsiegen. Zurückkommen wird er immer wieder um sich ihm erneut zu stellen. Die einzige Frage wird sein was der Oscar aus ihm machen wird sollte er ihn tatsächlich gewinnen...Jeder Held braucht seine Antagonist. Batman hat seinen Joker, Leo hatte seinen Bären, wird er ihm genommen.....
Der Film sieht einfach atemberaubend gut aus. Natur, Wetter, Flora, Fauna: alles wird grandios in Szene gesetzt. Dazu eine Geschichte, in der ich von Anfang an drin war und die mich über die gesamte Laufzeit auf Spannung gehalten hat. Und dann noch diCaprio und Hardy, die wahnsinning gut spielen.
Intensiv, handwerklich perfekt und spannend bis zum Schluß.
Grandioser Film.
Draußen bedecken die Schneeflocken die Landschaft, während man selbst mit einem heissen Glas Tee im Warmen sitzt und es sich gutgehen lässt. Was würde sich da mehr anbieten als ein Film, der einem mal wieder das Frieren lehrt.
Und das tut er – The Revenant.
DiCaprio ist zurück. Diesmal in einem Überlebensdrama welches auf einer wahren Geschichte basiert. Er spielt den Trapper Hugh Glass, der als Pelzhändler mit seinem indianischen Sohn Hawk (Forrest Goodluck) und einer Gruppe die Rocky Mountains durchquert und nach einem Bärenangriff schwer verletzt wird. Der Transport des Schwerverletzten erweist sich dabei als schwieriges Unterfangen und so entscheidet sich die Gruppe um Captain Henry (Domhnall Gleeson) sich aufzuteilen und bietet den Männern die bei Glass bleiben um ihn nach seinem Ableben zumindest ordentlich zu begraben jeweils 100 Dollar an. John Fitzgerald (Tom Hardy) und Jim Bridger (Will Poulter) melden sich dafür freiwillig. Hawk bleibt ebenfalls bei seinem Vater.
Doch Fitzgerald will nach kurzer Zeit nicht länger warten und aufbrechen. Auch Hawk kann Fitzgerald nicht davon abhalten. Glass wird anschließend beinahe lebendig begraben und ohne Ausrüstung zurückgelassen. Fitzgerald und Bridger brechen auf und ahnen nicht, dass Glass nicht tot ist und mit unbändigem Lebenswillen und angetrieben von Rache zurückgekehrt ist.
Man kann hier wirklich sagen, dass Alejandro G. Iñárritu ein großartiges Werk gelungen ist, welches zu keiner Zeit – und die Länge beträgt immerhin 156 Minuten – langweilig ist. Die (ruhige) Kameraarbeit ist ein Genuss und kommt immer wieder ohne offensichtliche Schnitte aus. Das geht schon am Anfang los, als die Trapper von Indianern angegriffen werden. Man ist mittendrin, in der Natur und im „Krieg“. Alles wirkt wie aus einem Guss. Die Schönheit der Erde und die Brutalität der sinnlosen Auseinandersetzung - Weiss gegen Rot. Gerade die ersten 30 Minuten sind intensiver als alles was ich in den letzten Jahren erlebt hab. Ich hatte mich im Vorfeld auf mein Popcorn gefreut, doch das blieb im ersten Viertel komplett unberührt. Zu gebannt war ich von den Bildern. Der Angriff des Bären – ebenfalls ein Highlight und hervorragend inszeniert.
Zwischenzeitlich fragte ich mich, ob dieser Film diese unglaublich hohe Intensität durchgehend halten kann, jedoch wäre es unfair gewesen davon auszugehen bzw. das zu erwarten, und so wird das Tempo nach diesem ersten Viertel leicht gedrosselt. Das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass der Film irgendwelche Längen hat. Bei weitem nicht. Die Spannung bleibt permanent weit oben (dort wo manche Film über ihre komplette Laufzeit nicht hinkommen) und kommt schlussendlich im letzten Viertel wieder ganz oben an.
Wie schon geschrieben, optisch eine Wucht und unglaublich authentisch. Die Musik unterlegt dabei die wundervollen Bilder und Geschehnisse immer passend, auch wenn sich mir leider kein Titel ins Hirn gebrannt hat.
Glass bei der Rückkehr zu begleiten lässt einen mitleiden, mitzittern, mitfrieren. Die Natur, so schön und zugleich tödlich. Indianer-Stämme immer im Nacken und die Rache in sich. Von DiCaprio – was könnte man auch anders erwarten – famos gespielt, auch bzw. vllt. gerade weil er vermutlich nie ein dünneres Drehbuch (aufgrund der wenigen Dialoge) in den Händen hielt. Da ich die anderen Oscar-Anwärter noch nicht gesehen habe, kann ich nicht sagen ob er ihn verdient, aber die Leistung ist oscarreif, keine Frage. Es wäre ihm zu gönnen. Doch auch Tom Hardy liefert als Bösewicht hier großes ab und die Nominierung als „bester Nebendarsteller“ macht Sinn. Generell kann man sagen, dass der Cast super gewählt ist.
Mich hat der Film jedenfalls stark beeindruckt, und schon jetzt freue ich mich auf die Bluray und darauf, im Heimkino diesen intensiven Überlebenskampf nochmals mitzuerleben. Natürlich mit einer heissen Tasse Tee in der Hand.
9/10
The Revenant - Gott, der Film hat mich ganz schön in den Kinosessel gepresst. Ganz klasse gespielt und gefilmt, der Angriff des Bären war so echt, das hat mir alles abverlangt. Überhaupt war der ganze Film absolut schonungslos. Ich war beeindruckt und sprachlos.Dass es nicht nur mir so ging, zeigte der Moment der Besinnung am Ende, als der Abspann lief. Im Kino war es totenstill...
Gut geschriebene, treffende Kritiken, die's hier bisher gibt.
Ich sah den Film zum erstenmal gestern im Heimkino. Die Kameraarbeit im allgemeinen, insbesondere jedoch die tollen Eindrücke der Natur und von Landschaften fand ich gewaltig und beeindruckend. Auch die Inszenierung der Auseinandersetzungen zwischen Menschen oder die mit dem Bären:
Di Caprio, aber auch Hardy und viele weitere Darsteller mussten wohl einiges auf sich nehmen, um das Gesehene darzustellen.
Lediglich der Eindruck, dass man bei solch extrem schweren Verletzungen, wie sie "Glass" erlitten hat - noch dazu unter den gezeigten Umständen - nicht überleben und schon gar nicht so schnell wieder genesen dürfte, schränkt das Filmerlebnis etwas ein.
Die Handschrift von Innaritu hätte ich hier übrigens nicht mehr erkannt.