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Selten habe ich so viele 1/10-Bewertungen neben einigen 9-10/10-Wertungen wahrgenommen wie in diesem Fall (siehe IMDb), wobei die 1-er überwiegen. Das hielt mich nicht davon ab, den Film zu erwerben und anzusehen. Nicht zuletzt wegen Deiner KK. Ich wollte einfach wissen, wie er auf mich wirkt.
Leider muss ich sagen, dass ich ihn wohl nicht verstanden habe. Was hier surreal, Traum oder Wirklichkeit war und was letztendlich der Film aussagen will, entzieht sich mir völlig. Die Spannung, die ich zweifellos verspürte, war überwiegend der Frage geschuldet, um was geht‘s tatsächlich und was ist die Botschaft ?, die sich am Ende (hoffentlich) offenbart. Aber es zeigte sich nix.
Vielleicht kannst Du mir das Ganze bei Gelegenheit mal erklären.
Schade, es tut mir sehr leid das Dir der Film nicht gefallen hat. Ich hätte es mir bei Dir sehr gut vorstellen können das er bei Dir genauso gut zündet, wie er es bei mir getan hat!
Ich muss hier, vielleicht auch um andere potentiale Interessenten etwas abzuholen, wohl nochmal deutlich machen, dass meine hohe Wertung viel davon beeinflusst wurde, dass mich die Art der Inszenierung, die wundervoll photographierten Bilder, interessante Kamerawinkel und nicht zuletzt die kompromisslose Darstellung einzelner Geschehnisse komplett abgeholt haben. Natürlich bin ich mir auch bewusst, dass dies stellenweise auch sehr, vielleicht auch für den ein oder anderen Zuschauer zuviel, träge Fortführung einer in der Tat sehr dünnen Story, auch als anstrengend bzw. inhaltslos hingestellt werden könnte. Ich bin ehrlich, zu großen Teilen des Filmes war ich so überwältigt von den Bildkompositionen, dass sich mir die Frage des Warums teilweise garnicht mehr gestellt hatte.
Aber um Deine letzte Frage zu beantworten ich persönlich sehe den Film tatsächlich eher als Gleichniss, als eine klassische Geschichte die erzählt wird. Das einzige das an diesem Film faktisch ist, ist die Tatsache, dass Dr. Steven Murphy zu dem Zeitpunkt als er Martin´s Vater operierte diese OP unter Alkoholeinfluss getätigt hatte, offenbar zu dem Zeitpunkt sogar ein starkes Alkoholproblem hatte, und somit Martin´s Vater wahrscheinlich überlebt hätte, wenn er nüchtern und somit im Vollbesitz seiner chirurgischen Möglichkeiten gewesen wäre. Aber dem wahr nicht so. Und dann kommt halt die Stelle wo der Film, meiner Meinung nach, eher als Gleichniss zu sehen ist. Ob man den bieblichen Ansatz nun wählt (Altes Testament Auge um Auge) oder ob man das häufig zitierte Schicksal/ausgleichende Gerechtigkeits Beispiel bemüht, fakt ist die Aussage ist die, dadurch das Martin durch diesen mutwilligen Fehler von Steven seinen Vater und Martin´s Mutter Ihren Ehemann verloren hat, das dies nun seinen Tribut ordert, indem Steven aus seinem perfekten Leben gerissen wird und sich entscheiden soll, welches seiner Familienmitglieder er opfert, damit alle anderen weiter überleben können.
Oder um es anders auszudrücken wäre es ein Mainstream Hollywood Film gewesen, hätte die Story auch so aussehen könnten das ein mysteriöser Mörder nach und nach die Familie von Steven auslöscht und sich der Zuschauer den ganzen Film über fragt wer dahintersteckt und vorallem warum dies geschieht weil Steven doch niemanden was getan hat. Und zum Ende des Filmes würde sich dann herrausstellen, dass es Martin war dessen Vater auf Grund der Alkoholsucht von Steven auf dem Operationstisch ums Leben kam und er Rache wollte, da Steven ja offenbar ohne Bestrafung davon kam. Also man bekam jedenfalls keinen Hinweis das es ein Gerichtsverfahren oder ähnliches gab. Er hatte auch noch weiterhin den gleichen Job, war ein angesehener Arzt und keiner wusste offenbar von seinem Alkoholproblem, oder es wurd stillschweigend vertuscht, da das Krankenhaus keinen Skandal wollte.
Vom Grundsatz her die selbe Aussage, aber zwei vollkommen unterschiedliche Herangehensweisen dem Zuschauer das Thema zu vermitteln. Ich bin mir sogar sicher das die letztgenanntere Variante den Film hätte für ein viel breiteres Publikum hätte zugänglich gemacht hätte.
..... mit Terrence Malick Filmen. Ich schätze Ihn sehr als Regisseur der sein Handwerk perfekt versteht, der auch einen ganz einen Stil hat, dieser mich aber nur sehr selten abholt. Wie bei allem ist es halt Geschmackssache und ich könnte mir halt vorstellen das es Dir da wohl mit der Art von Yorgos Lanthimos so geht. ....
Aber zurück zu diesem Film hier. Ich denke einfach dieser Film ist bewusst so konzipiert worden wie er ist. Man wollte hier keine Story im eigentlichen Sinne dem Zuschauer näher bringen, sondern vielmehr den Zuschauer selbst entscheiden lassen wie er das Gesehene interpretiert und verarbeitet.
Zunächst mal vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für diese ausführliche Stellungnahme und Erläuterung genommen hast!
.....Dass es ein Gleichnis und eine griechische Tragödie ist, habe ich mittlerweile recherchieren können. Es wird auf die Geschichte aus der griechischen Mythologie Bezug genommen, wonach Artemis, die Göttin der Jagd, Agamemnon bestrafte, weil er einen Hirsch in ihrem heiligen Hain getötet und sich gerühmt hatte, er sei der bessere Jäger. Artemis verhinderte zu Beginn des Trojanischen Krieges die Weiterfahrt der Griechenflotte unter Agamemnons Kommando nach Troja, indem sie eine Windstille bewirkte. Als Strafe für die Erlegung des Hirschen musste Agamemnon seine Tochter Iphigenie der Göttin opfern, um seine Fahrt fortsetzen zu können. Daher kommt wohl auch der Filmtitel "The Killing of a Sacred Deer" (Die Tötung eines geheiligten Hirschen). In der Handlung wird an einer Stelle ja auch erwähnt, dass die Murphy-Tochter in der Schule einen beeindruckenden Aufsatz über "Iphigenie" verfasste. Der Regisseur erläutert dazu, dass es eigentlich zunächst gar nicht die Absicht gewesen sei, diese mythologische Geschichte als Basis zu nehmen, sondern man hätte die Parallelen erst bei der Entstehung des Films wahrgenommen und dann aufgegriffen.......
Weiteres Beispiel: Als Martin gefesselt im Keller sitzt, sich in den Arm beißt und von einer Metapher spricht.... wie ist das zu deuten?
Ja, sicherlich ist das richtig. Und deshalb suche ich den Zugang zu einigen Darstellungen, um sie entsprechend interpretieren zu können (siehe oben - surreal oder real?). Das gelingt mir nur leider nicht wirklich.
Ich habe bisher auch nur ein Interview mit dem Regisseur angesehen. Aber darin wird darauf reflektiert. Der Bezug zur griechischen Mythologie und der Geschichte zu „Iphigenie“ wird in vielen Rezensionen erwähnt.Danke für diese tolle Erläuterung. Wurde das im Bonus Material erwähnt? Schaue ich mir seltens an, aber das erklärt natürlich auf jeden Fall den Filmtitel.
Diese Fragen stelle ich mir bei manchen Filmen schon gar nicht mehr. Als ich mir z.B. das erste mal Synecdoche New York angesehen hatte, habe ich mir auch noch solche Fragen gestellt. Mitlerweile kann ich diese Fragen ausblenden und wirklich nur da Gesehene genießen und versuche die Anspielungen bzw. Inhalte des Filmes dann zu deuten, ohne zu unterscheiden ob es jetzt nur eine Metapher, ein Sinnbild oder wirklich eine reale Szene sein sollte.
Aber alleine das man sich bei The Killing Of A Sacred Deer Fragen stellt, Dinge versucht zu analysieren und vorallem sich mit dem Film beschäftigt zeigt mir, dass Yorgos Lanthimos alles richtig gemacht hat.
Ich glaube nicht das Leute auch n ur annährend solche Gespräche führen nachdem sie sich den neusten Fast and the Furios Film angesehen haben .