Saboteure

Tarantino1980

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Saboteure
Barry Kane und sein guter Freund Ken Mason arbeiten in einer kalifornischen Flugzeugfabrik. Durch eine zufällige Begegnung in seiner Pause wird er zum passenden Sündenbock für den eigentlichen Saboteur und muss nun seine Unschuld beweisen.

Alfred Hitchcock stand zwar 1942 immer noch unter Vertrag bei David O. Selznick, wurde von diesem aber gerne, auch aus Gründen der Profitoptimierung, an andere Projekte verliehen. Diesmal wurde er an die Universal verliehen um Saboteure zu inszenieren, was aber rückblickende mit Sicherheit aus Sicht von Selznick ein großer Fehler gewesen ist, da Hitchcock bei diesem Film seine ersten Kontakte bei der Universal knüpfen konnte und später dort viele seiner bekanntesten und berühmtesten Filme drehen konnte. Der Film ist in mehrere Hinsicht sehr interessant. Zum einen, auch wenn Hitchcock sich hier Unterstützung beim Drehbuch holte, basiert der Film auf keinem Roman, zum anderen aber auch, gerade für Hitchcock Kenner recht auffällig, in vielen Ideen eher sogar als ein kleines Remake von Die 39 Stufen anzusehen, ohne den Film 1:1 zu kopieren. Dennoch weißt der Film einige Parallelen für mich auf, nur mit einem Unterschied das eben diesmal ganz klar die USA als Handlungsort im Film erkennbar ist und somit die Flucht des Protagonisten an typisch amerikanischen Motiven stattfindet. Tatsächlich ist es bisher, neben Mr. & Mrs. Smith der amerikanischste Film von Hitchcock zu diesem Zeitpunkt, während Rebecca und Verdacht noch sehr britisch wirkten. Der Auslandskorrespondent ist hingegen für mich ein europhäischer Film, dies alles aber nur am Rande erwähnt, weil mir dies bei meiner Zweitsichtung des Films deutlich aufgefallen war. Saboteure startet recht schnell mit der eigentlichen Story und man lernt den Hauptcharakter Barry Kane erst auf seiner Flucht und dem Versuch seine Unschuld zu beweisen kennen. Hitchcock verwendet erneut das Motiv des unschuldigen Mannes, der zu unrecht einer Tat beschuldigt wird und versucht dies zu beweisen, indem er die Hintermänner sucht und versucht deren Motive herauszufinden. Anders als in Die 39 Stufen, der mir zwar im Gesamteindruck etwas besser gefallen hat, gibt es in Saboteure durchaus eine solide Story. Man spürt aber auch, das Hitchcock die Abwesenheit von Selznick ausnutzt um deutlich mehr mit Motiven und trickreichen Einfällen zu experimentieren. Später sagte Hitchcock über den Film das er etwas überladen wirkt, was ich aber nicht komplett so sehe. Vielleicht liegt es aber auch daran, das einfach wieder viele phänomenale Ideen und filmische Glanzleistungen gezeigt wurden, die mich immer wieder erneut in pure Schwärmerei verfallen lassen. Hitchcock zeigt hier deutlich, was für ein genialer Filmemacher er war. Die Übergänge zwischen Studiosets, Filmaufnahmen aus der realen Geschichte und Einsätze von Modellen gehen fließend ineinander über, so das mit Sicherheit das damalige Publikum bei sehr vielen Szenen garnicht wusste das sie nicht eigens für diesen Film gedreht wurden bzw. Montagen verwendet wurden die den Anschein erweckten es wäre deutlich mehr Tiefe in der Szene vorhanden als es tatsächlich der Fall war und selbst mehr als achtzig Jahre später sehen diese Szenen restauriert in 4K immer noch spektakulär aus. Hitchcock´s Art Dinge zu effektreich zu inszenieren war immer schon seiner Zeit voraus und auch wenn sie heutzutage selbstverständlich alle erkennbar sind, wirken sie in keinsterweise billig, im Gegenteil sie sind immer noch dem Filmgenuss dienlich und sorgen immer noch, zumindest bei mir, für Schnappatmung wenn man überlegt wie kreativ Hitchcock damals schon unterwegs war und viele Einstellungen und Verfahren es damals in dieser Form noch garnicht gab, sie also definitiv seinem Genie geschuldet sind bzw. er Ideen und Verfahren immer seinen eigenen Stempel aufgedrückt hat.

Beim Cast hatte Hitchcock leider keine großen Namen verpflichten können. Zwar hatte er mit Robert Cummings ein bekanntes Gesicht, der aber eher für seichte Komödien bekannt war und Hitchcock selbst über ihn sagte, das er eigentlich nicht passend war um gewisse Szenen in diesem Film glaubhaft zu verkörpern. Dennoch finde ich das er seine Sache gut gemacht hat. Priscilla Lane war jedoch in der weiblichen Hauptrolle nur bedingt passend und somit war auch die Chemie zwischen ihr und Robert Cummings nicht so gut wie die zwischen Madeleine Carroll und Robert Donat in Die 39 Stufen. Tatsächlich hätte es eine weibliche Hauptdarstellerin ähnlichen Formats benötigt, damit die Rolle besser hätte wirken können. So wirkte die Figur der Patricia Martin häufig etwas deplatziert bzw. belanglos auf mich, bis auf die letzten Szenen im Film, wo sie nochmal etwas mehr auftrumpfen konnte. Die Antagonisten, vorallem aber Norman Lloyd als Frank Fry oder Otto Kruger als Charles Tobin konnten mich da schon eher überzeugen.

Saboteure
ist mit Sicherheit einer der Filme welche man von Hitchcock unbedingt gesehen haben sollte, auch wenn er leider nicht so bekannt ist wie seine ganz großen Filme. Dennoch ist es ein Film der bereits 1942 mit vielen spektakulären Ideen und Szenen dem interessierten Zuschauer eine gute Unterhaltung bietet. Es war ein Hochgenuss diesen Film so schön restauriert in 4K erneut sichten zu dürfen!

Wertung: 8.5/10
 
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