Red Wedding Night

Tarantino1980

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Red Wedding Night aka Hatchet For A Honeymoon
Augenscheinlich führt John Harrington ein ganz normales Leben. Er ist verheiratet, reich und Inhaber eines Modelabels für Brautmoden. Auf den ersten Blick scheint er ein normales Leben zu führen, doch in seinem inneren tobt der Kampf eines düsteren Doppellebens.

Im Jahr 1970 inszenierte Mario Bava diesen wirklich tollen Film, der für mich wieder einmal Paradebeispiel dafür ist, das seine Werke absolut zu Unrecht bei Filmfans eher unbekannt sind. Es handelt sich hierbei um eine wirklich fabelhaffte Mischung aus Psychothriller, mit ein paar Mystery-Horror Elelementen, aber auch ein paar kleine Giallo Anleihen dürfen nicht fehlen. Es ist also ein Genre Mix, den ich bisher nur selten genießen durfte. Anders als Alfred Hitchcock 1960 in Psycho das Genre des Psychothrillers definierte, fügte Mario Bava seinem Werk eben noch ein paar andere Elemente hinzu. Ich weiß nicht wie dieser Film damals auf das Publikum wirkte, heute jedoch hat mich der Film absolut in seinen Bann gezogen. Hier stimmte wieder einmal alles. Angefangen von der perfekten Inszenierung Bava´s bis hin zu einem mehr als nur stimmigen Score. In einer Szene bekommen wir sogar einen kurzen Ausschnitt aus einem früheren Mario Bava Film im TV zu Gesicht, was denke ich jedem Filmfan immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn soetwas in einem Film passiert den man gerade sieht.

Der Cast hat mich auch wieder absolut abgeholt. Stephen Forsyth spielte hier seine Rolle einfach perfekt und wurde dabei hervorragend unterstützt von Dagmar Lassander. Aber auch Jesús Puente, als hartnäckiger Inspektor machte einen tollen Job.

Hatchet For The Honeymoon ist ein Film den man durchaus auch als Fan von Psychothrillern sich ansehen sollte, für jeden Mario Bava Fan ist er aber absolutes Pflichtprogramm. Er müsste meiner Meinung nach aus filmhistorischer Sicht viel bekannter sein und ist auf jeden Fall nun in meinem Fokus, wenn es darum geht gute Psychothriller zu nennen, sehr weit oben angesiedelt. Ich finde es wirklich bemerkenswert welche Perlen Mario Bava in seiner Filmographie aufzuweisen hat!

Wertung: 10/10
 

Tarantino1980

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Einen Aspekt, welchen ich nicht in die Kritik mit aufnehmen wollte, da er doch ein großer Spoiler zu dem Film ist, ist die Tatssache das Mario Bava bereits acht Jahr vor John Carpenter´s Halloween in seinem Film zeigte, was damals die Filmwelt schon sehr schockte. Zwar kann man Michael Myers nicht mit John Harrington vergleichen, eins haben sie aber gemeinsam, sie haben bereits als Kind gemordet. Anders als in Halloween, wo dieser Mord bereits als Anfangssequenz zu sehen ist, war es hier in Hatchet For The Honeymoon die Endsequenz, welche für mich absolut überraschend kam. Vom Typ des Killers her würde ich John Harrington sogar als eine kleine Blaupause von Patrick Bateman aus American Psycho vergleichen wollen. Ich will damit nicht sagen das Hatchet For The Honeymoon quasi als Pate für Halloween oder American Psycho stand, aber ich bin mir sicher das sowohl John Carpenter als auch Mary Harron sich diesen Film von Mario Bava bestimmt einmal angeschaut haben. Ich finde solche Dinge ja immer sehr spannend zu sehen woher Filme ihre Inspiration gewonnen haben und wenn es gut gemacht ist, also keine billige Kopie ist, finde ich sowas auch absolut in Ordnung.
 

deadlyfriend

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Das sind absolut würdigende Worte für diesen Film, der bei mir ebenfalls einen hohen Stellenwert hat. Ich glaube seit gestern noch mehr, da ich ihn jetzt im Kontext gesehen habe und auch etwas mehr Wissen habe. Der Film ist wieder anders, als die anderen Werke aber diese erhabene Kamera macht einen fast wahnsinnig. Wenn sie inmitten der Schaufensterpuppen in ihren Hochzeitskleidern tanzen und die Kamera den Blick von oben einnimmt, ist das einfach gnadenlos gut.
Wenn man an die Bedingungen bei den Dreharbeiten denkt, ist das Ergebnis echt brutal stark. Schade, das er die Rolle von Dagmar Lassander gekürzt hat, da ich sie echt gerne sehe. Seit ihrer phänomenalen Darstellung in "The frightended woman", in der sie tatsächlich alle Register zieht, habe ich für sie echt was übrig. Schade, das ihre Karriere dann im B-Sektor verlaufen ist.

Erstmalig aufgefallen ist mir, das mich die Dramaturgie an "Peeping Tom" erinnert. Einen Film aus der Sicht des Mörders zu drehen, der Beruf und "Leidenschaft" verbindet, gab es in diesem Meisterwerk ebenfalls zu sehen. Eventuell gab es auch von dort ein paar Inspirationen. Insgesamt würd mich interessieren inwieweit "Peeping Tom" Einfluss auf den Giallo hatte, da hier wahnsinnig viele Versatzstücke bereits existieren.
 

Tarantino1980

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Das sind absolut würdigende Worte für diesen Film, der bei mir ebenfalls einen hohen Stellenwert hat.


Danke, das freut mich sehr zu hören. War bei mir aber wirklich liebe auf den ersten Blick! Ich hatte den Film tatsächlich letztes Jahr nur durch Zufall gekauft da eben die Amaray für unter 10 EUR zu kaufen war. Hätte ich gewusst wie toll der Film ist, hätte ich mir die 10 EUR gespart und hätte dann direkt mir das Mediabook von Wicked Vision gekauft, welches ich dann später noch geupdatet hatte, weil ich den Film unbedingt in dieser schönen VÖ dann in der Sammlung haben wollte!

Ich glaube seit gestern noch mehr, da ich ihn jetzt im Kontext gesehen habe und auch etwas mehr Wissen habe. Der Film ist wieder anders, als die anderen Werke aber diese erhabene Kamera macht einen fast wahnsinnig. Wenn sie inmitten der Schaufensterpuppen in ihren Hochzeitskleidern tanzen und die Kamera den Blick von oben einnimmt, ist das einfach gnadenlos gut.

Stimmt, diese Szene ist wirklich phänomenal. Das ist auch einer dieser Szenen die sich für immer in mein Filmauge eingebrannt hat und die einfach nur perfekt war.

Schade, das er die Rolle von Dagmar Lassander gekürzt hat, da ich sie echt gerne sehe. Seit ihrer phänomenalen Darstellung in "The frightended woman", in der sie tatsächlich alle Register zieht, habe ich für sie echt was übrig. Schade, das ihre Karriere dann im B-Sektor verlaufen ist.

Dagmar Lassander mag ich wirklich auch sehr. Erstmals ist sie mir in Frauen bis zum Wahnsinn gequält, hatte dann aber lange Zeit keinen Film mehr mit ihr gesehen. Dann ist sie mir halt zunächst hier bei Bava aufgefallen und kurze Zeit später sogar zweimal bei Fulci - Das Haus an der Friedhofmauer und Black Cat. The Frightended Woman muss ich noch sichten, steht leider noch ungesehen im Rahmen der Koch Media Giallo Box Teil 1 bei mir rum. Sie war damals nicht nur eine schöne Frau, sondern auch eine tolle Schauspielerin.


Erstmalig aufgefallen ist mir, das mich die Dramaturgie an "Peeping Tom" erinnert. Einen Film aus der Sicht des Mörders zu drehen, der Beruf und "Leidenschaft" verbindet, gab es in diesem Meisterwerk ebenfalls zu sehen. Eventuell gab es auch von dort ein paar Inspirationen. Insgesamt würd mich interessieren inwieweit "Peeping Tom" Einfluss auf den Giallo hatte, da hier wahnsinnig viele Versatzstücke bereits existieren.

Lustig das Du Peeping Tom ansprichst. Das ich ihn auch grandios finde weißt Du ja und ich bin Dir immer noch sehr dankbar für diesen Filmtipp damals! Aber seit meiner Sichtung und dem wissen, das dieser Film von 1960 ist, denke ich da auch so häufig daran wieviele Filme doch von dem beeinflusst wurden. Nicht nur Gialli, sondern auch viele amerikanische Filme. Klar Psycho ist auch die Blaupause schlechthin für den Psychothriller, aber irgendwie glaube ich auch, das ohne Peeping Tom vieles nicht möglich bzw. anders verlaufen wäre innerhalb der Filmwelt, da sich hier ja nochmals stärker mit dem Mörder beschäftigt wurde, wir also eine richtige Charakterstudie bekamen. Klar ist Norman Bates auch der Archetyp wenn es um das Thema Serienkiller in Filmen geht, aber Mark Lewis ist auch nicht zu verarchten und dies innerliche Zerissenheit wurde hier im gesamten Film natürlcih viel stärker gezeigt. Und diesen Aspekt hat Bava bei dem Charakter John Harrington auch ganz klar perfekt verwendet um ihn in seinen tollen Film einzubauen. Und den sehe ich auch eher so vom Typ her ähnlicher an einem Mark Lewis als an einem Norman Bates. Was jetzt nicht heißen soll das ich Psycho dadurch weniger liebe, beide Filme sind wichtig für dieses Genre gewesen, aber Bava hat sich hier definitiv mehr an Peeping Tom bedient, ohne ihn zu kopieren.
 

deadlyfriend

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Danke, das freut mich sehr zu hören. War bei mir aber wirklich liebe auf den ersten Blick! Ich hatte den Film tatsächlich letztes Jahr nur durch Zufall gekauft da eben die Amaray für unter 10 EUR zu kaufen war. Hätte ich gewusst wie toll der Film ist, hätte ich mir die 10 EUR gespart und hätte dann direkt mir das Mediabook von Wicked Vision gekauft, welches ich dann später noch geupdatet hatte, weil ich den Film unbedingt in dieser schönen VÖ dann in der Sammlung haben wollte!

Bei Gelegenheit wäre hier auch der Audiokommentar interessant, der wirklich super angenehm gesprochen wurde und eine Menge Infos bietet.


Stimmt, diese Szene ist wirklich phänomenal. Das ist auch einer dieser Szenen die sich für immer in mein Filmauge eingebrannt hat und die einfach nur perfekt war.

Die ist tatsächlich unvergesslich. Selbst wenn man vielleicht irgendwann den Film vergessen hat, wird diese Szene immer vorhanden sein.



mag ich wirklich auch sehr. The Frightended Woman muss ich noch sichten, steht leider noch ungesehen im Rahmen der Koch Media Giallo Box Teil 1 bei mir rum. Sie war damals nicht nur eine schöne Frau, sondern auch eine tolle Schauspielerin.

Der Film ist für mich wirklich ein Diamant. So andersartig, so wundervoll inszeniert. Mit nichts zu vergleichen. Da gibt es für mich absolut kein "der ist so ähnlich wie....". Ein Film der völlig allein steht und der durch eine wirklich atemberaubend agierende Dagmar Lassander, im Herzen verewigt ist. Das Setdesign ist ebenfalls mit nichts vergleichbar. Sie selbst sagte auch, das dies ihre beste Rolle war.




Lustig das Du Peeping Tom ansprichst. Das ich ihn auch grandios finde weißt Du ja und ich bin Dir immer noch sehr dankbar für diesen Filmtipp damals! Aber seit meiner Sichtung und dem wissen, das dieser Film von 1960 ist, denke ich da auch so häufig daran wieviele Filme doch von dem beeinflusst wurden. Nicht nur Gialli, sondern auch viele amerikanische Filme. Klar Psycho ist auch die Blaupause schlechthin für den Psychothriller, aber irgendwie glaube ich auch, das ohne Peeping Tom vieles nicht möglich bzw. anders verlaufen wäre innerhalb der Filmwelt, da sich hier ja nochmals stärker mit dem Mörder beschäftigt wurde, wir also eine richtige Charakterstudie bekamen. Klar ist Norman Bates auch der Archetyp wenn es um das Thema Serienkiller in Filmen geht, aber Mark Lewis ist auch nicht zu verarchten und dies innerliche Zerissenheit wurde hier im gesamten Film natürlcih viel stärker gezeigt. Und diesen Aspekt hat Bava bei dem Charakter John Harrington auch ganz klar perfekt verwendet um ihn in seinen tollen Film einzubauen. Und den sehe ich auch eher so vom Typ her ähnlicher an einem Mark Lewis als an einem Norman Bates. Was jetzt nicht heißen soll das ich Psycho dadurch weniger liebe, beide Filme sind wichtig für dieses Genre gewesen, aber Bava hat sich hier definitiv mehr an Peeping Tom bedient, ohne ihn zu kopieren.

Ich vergleiche Psycho und Peeping Tom eher selten, da sie völlig anders erarbeitet wurden. Ich denke aber, das beide Filme unabhängig voneinander einen großen Einfluss auf den Genrefilm hatten. Bei "Hatchet for the Honeymoon" hat Bava sogar aus Psycho zitiert. Die Szene mit der Fliege zu Beginn des Films, ist ganz klar an das Ende von Norman Bates in der Zelle angelehnt.

Interessant ist allerdings bei "Hatchet", das ein Kindheitstrauma die sexuelle Triebkraft für den Mörder darstellt. Ich könnte mich auch irren aber in anderen Genrefilmen zu der Entstehungszeit waren Gialli meist noch mit Erbschaftsfragen oder Rachemotiven beschäftigt. Morde die weit zurück liegen und der Auslöser für spätere Taten sind, kamen erst nach diesem Film ins Genre. Zumindest in meinem jetzigen Bewusstsein. Da will ich aber nochmal die Chronik des Giallo nachlesen, ob ich da gerade einen vergessen habe. Aber die Gialli von Lenzi und Fulci, die es zumindest bis dahin gab, waren inhaltlich anders gelagert. Auch das Spielzimmer in "Hatchet" erinnert mich an "Rosso".
 
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