Hui, eine sehr verwaiste KK zu einer Tennessee-Williams-Verfilmung, wie ich sie per se eigentlich mag.
So richtig warm wurde ich allerdings nie mit dem, was plötzlich im letzten Sommer geschehen ist. Aufgrund des noch gültigen Hays-Codes mußte der Film seine Botschaften freilich ordentlich verschlüsselt rüberbringen, was im Klartext bedeutet: "Sagt bloß nicht, daß Sebastian schwul war! Aber es ist okay, wenn er zerfetzt und aufgefressen wird." Amis halt. Aus diesem Grund wirken Violettes Bemühungen, die Homosexualität ihres Vorzeigesohnemanns unter allen Umständen zu verbergen, reichlich überzogen, zumal sie ohne mit der Wimper zu zucken, Catherines psychisches und physisches Wohl massiv gefährdet, aus heutiger Sicht, komplett daneben. Na und? War er halt schwul.
Aber wir schreiben 1937 bzw. 1960, und da war da ein großes Ding.
Die Darsteller sind in der Tat superb, besonders die Taylor spielt sich im Finale die Seele aus dem Leib. Montgomery Clift, von Elizabeth Taylor höchstselbst für die Rolle des Arztes ins Rennen gebracht, hatte während des Drehs gegen seine Drogen- und Alkoholsucht zu kämpfen und konnte sich kaum seine Texte merken, weshalb seine Szenen nur stückchenweise gedreht wurden, während Liesl und Katherine Hepburn (Meta: in "Vater der Braut" spielte Elizabeth Taylor Spencer Tracys Tochter, im "Sommer" nunmehr Katherine Hepburns Nichte - ich glaube, mein Gehirn explodiert gerade) im Akkord arbeiteten. Das merkt man dem fertigen Film leider auch irgendwie an, auch wenn die Szenen im Dschungelgartenhäuschen und die spitzen Dialoge zwischen ihm und der Hepburn überragend sind.
Für eine Einstieg ins Tennessee-Williams Film-Genre würde ich "Plötzlich im letzten Sommer" nicht empfehlen. Da sind "Endstation Sehnsucht", "Die Katze auf dem heißen Blechdach" und der völlig zu Unrecht in Vergessenheit geratene "Mann in der Schlangenhaut" deutlich besser geeignet.