Pans Labyrinth

Travis

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AW: Pans Labyrinth

Kritik von TonySoprano

Pans Labyrinth

Spanien 1944. Der Bürgerkrieg ist zu Ende und das faschistische Franco-Regime hat die Macht übernommen. Die kleine Ofelia zieht zu ihrem neuen Stiefvater, der überzeugter Faschist, Sadist und Hauptmann in der spanischen Armee ist. Dieser befindet sich mitsamt Soldaten gerade in den spanischen Bergen, um einige Rebellen zu töten und erwartet die Geburt seines Sohnes durch Ofelias Mutter.
Doch Ofelia gelingt es dieser harten Realität zu entfliehen, da sie die Bekanntschaft eines Faun (Pan) im angrenzenden Wald macht, der in ihr eine verschwundene Prinzessin zu erkennen scheint............

Guillermo del Toros neuer Film ist durchgängig traurig, schön, schonungslos brutal und magisch zugleich. Er besticht vor allem durch gute Schnittarbeit, Kamera (was die kürzlich erbeutete Oscar-Trophäe beweist) und klasse Schauspiel. Dabei ragt die Darstellerin der Ofelia besonders heraus. Ivana Paquero (Ofelias Darstellerin) erinnert ein ums andere mal an die junge Natalie Portman in Leon - der Profi, was an dieser Stelle als ausdrückliches Kompliment verstanden werden darf. In das sehr gut gemachte Kostüm des Pans schlüpft Doug Jones, denn man schon als Abe Sapien aus Hellboy kennt.
Weiterer Pluspunkt ist das weitgehend nicht vorhanden sein von Computereffekten. Del Toro setzt auf die guten alten Masken und Modellbauer. Als Zuschauer darf man darüber überaus glücklich sein, da der Film dadurch noch mehr an Atmosphäre gewinnt und nicht im Effektgewitter umzukommen scheint. Auch Make-Up und Ausstattung waren der Academy zwei Oscars wert, womit der Film auf insgesamt drei Academy-Awards kommt, die er absolut verdient hat.
Alles in allem ist Pans Labyrinth ein ungewöhnlicher Film, der auf voller Linie überzeugt und viel Raum für Spekulationen und [am wichtigsten] Fantasie lässt.
10/10
 

Travis

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AW: Pans Labyrinth

Kritik von Vince

PANS LABYRINTH

Ein gefeiertes "Meisterstück", ein surreales Märchen voller Poesie und einer Bildgewalt, die ihresgleichen sucht, so konnte man schon vor der Oscarverleihung vernehmen und erst recht danach, als der Oscar an den deutschen Vertreter verloren ging.
Und genau die hiermit verbundene Erwartungshaltung könnte Guillermo del Toros angeblich reifstem und besten Film zum Nachteil gereichen. Geht man stattdessen mit der gemäßigten Erwartungshaltung aus dem doch noch etwas unausgereiften "The Devil's Backbone" heran, so wird man erkennen, wie del Toro nicht nur angeblich, sondern tatsächlich seine bis dato beste Arbeit vorlegt.
Die ganze Stärke liegt in der Verwebung von Realem und Fiktionalen, wobei es wichtig ist zu erwähnen, dass das Fiktionale einen verschwindend geringen Anteil einnimmt. Insofern sind schon Covergestaltung und Promo-Screens irreführend, da sie sich auf einen Screentime-Anteil beziehen, der eher die Ausnahme darstellt als die Regel.
Die Magie stellt sich leider nicht unbedingt von selbst ein; man muss daran arbeiten und zum rechten Zeitpunkt genau hinschauen. Zentral ist der Übergangsmoment Ofelias von der wirklichen Welt ins Phantastische und umgekehrt, eine beiläufig inszenierte Abfolge von aufeinander aufbauenden Übergängen. Hierin liegt der Schlüssel, der eine Welt der philosophischen Gedanken freilegt. Eine neuartige Perspektive auf den Krieg und seine Randerscheinungen. Der Mensch, eine neue Welt erschaffend im Geiste, eine Ersatzrealität oder einfach nur den eigenen Willen, der sich nur hier frei entfalten kann, wo er in der harten Wirklichkeit keinen Platz findet.
Die Regie ist absolut makellos, ebenso die fantastische Ausstattung, nie zu aufdringlich oder überladen. Einzig das Drehbuch ist nicht ganz von Mängeln befreit und irritiert mit teilweise etwas mühsamen Zurechtbiegungen im Handlungsbogen, die so nicht hätten sein müssen. Davon abgesehen ein Werk, wie man es nicht alle Tage zu sehen bekommt.
8/10 mit der Option, noch eine Stufe höher zu steigen.
 

Travis

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AW: Pans Labyrinth

Kritik von LivingDead

Pans Labyrinth

Auszüge aus meiner ofdb.de - Kritik:

Guillermo Del Toro sagt über seinen Film, er habe ein Märchen für Erwachsene machen wollen. Ein Märchen für Erwachsene. Und dennoch hat dieser Film weniger mit den Gebrüdern Grimm gemeinsam, als man vermuten möchte; obwohl ständig Fabelwesen wie Feen, Pane oder auch Prinzessinnen vorkommen, denn „Pans Labyrinth“ ist im Endeffekt eher ein Kriegs-Drama, angereichert mit fantastischen Elementen, als es umgekehrt der Fall ist.

Guillermo Del Toro („Blade 2“) zeigt mit diesem Film, dass er weitaus mehr kann, als nur Horrorfilme oder Actioner zu drehen. Er präsentiert mit „Pans Labyrinth“ seinen bisher stärksten und reifsten Film; und zugleich eine ergreifende Parabel auf die Hoffnung, die Träume und die Unschuld, welche von der kleinen Ofelia ausgeht.
Ofelia, erstaunlich feinfühlig dargestellt von der 13-Jährigen Ivana Baquero, ist dabei Haupt- und Angelpunkt der Handlung. Sie ist komplett gefangen in der Welt der Märchen, in denen es von Feen und Prinzessinnen nur so wimmelt. In Anbetracht der grausamen Realität verschwimmen für sie die Grenzen des Fiktiven mit der Wahrheit von mal zu mal. Del Toro schreckt dabei auch nicht vor sehr brutalen und blutrünstigen Szenen zurück, welche völlig unerwartet und äußerst explizit gezeigt werden. So zerschmettert der Hauptmann in einer Szene mit einer Flasche das Gesicht eines armen Bauern, oder wir werden Zeugen von Folterungen, Verstümmelungen und einer äußerst blutigen Geburt. Wer jetzt aufschreckt, dem sei gesagt, dass auch Grimmsche Märchen von Gewalt durchzogen waren und die Grausamkeiten ebenso wie bei diesem Film fester Bestandteil der Geschichten sind und niemals dem Selbstzweck verfallen. Und nochmals: Für Kinder ist der Film definitiv nicht geeignet.
Doch auch in Ofelias Traumwelt spiegelt sich dieser Aspekt wider. So begegnet sie dort dem Kinder fressenden Pale Man, welcher durch die Habgier des kleinen Mädchens zum Leben erweckt wird, und seine Augen in den Händen trägt. Eine wahrlich schaurige Szene, welche einmal mehr deutlich macht, dass Ofelia selbst in ihrer Traumwelt stets von Gewalt und Ängsten umgeben ist, denen sie sich stellen muss.

Del Toro beweist hier erstmals seinen Feinsinn für das sensible Geschichtenerzählen und präsentiert überzeichnete, aber nichtsdestotrotz äußerst glaubwürdige und greifbare Charaktere, welche sich komplett in die magische Geschichte einverleiben. Dazu tragen auch die durchweg sehr guten Schauspielleistungen bei.

„Pans Labyrinth“ ist ein schwieriges, aber nichtsdestotrotz fantastisches Erlebnis. Das heißt nicht, dass er jedem gefallen wird. Vor allem das Mainstream-Publikum wird dem Film nicht viel abgewinnen können, denn leichte Kost ist Del Toros beeindruckendes Horror-Märchen beileibe nicht. Und dennoch: Wer sich wieder einmal an die grausamen Märchen alter Kindheitstage erinnert fühlen, oder einfach nur einem magischen und selten gewordenem Filmerlebnis beiwohnen möchte, dem sei „Pans Labyrinth“ wärmstens empfohlen.
9/10
 
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