Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat
Eines der lustigsten Zitate der letzten Zeit bot die New York Times, als sie in einer Kritik zum Film als Überschrift „Achtung Spoiler! Hitler überlebt!“ schrieb. Und dennoch trifft es den Kern der Sache. Cruises neues Projekt sieht sich mit einem altbekannten Dilemma konfrontiert. Die Geschichte um Stauffenberg wird den meisten ein Begriff sein. Dass sein Attentat nicht zum Erfolg führte, dürfte jeder wissen, und auch andere Kernpunkte, aus denen der Film Suspense zu schöpfen versucht, verlaufen im Sande, wenn man mit den Hintergründen einigermaßen vertraut ist.
Die Macher sind sich natürlich um des Umstandes bewusst, und inszenieren den Film als amerikanischen Film für Amerikaner über ein deutsches Kapitel, welches den meisten Amerikanern wohl kaum ein Begriff sein wird. Unter diesen Umständen funktionieren dann natürlich auch jene Szenen, aus denen Bryan Singer Spannung zu schöpfen versucht (wenn auch auf äußerst langweilige Art und Weise). So wird der erste gescheiterte Attentatsversuch auf Hitler als erstes großes Highlight (nach den Geschehnissen um den Verlust Stauffenbergs Auges) des Filmes verkauft. Doch dürfte sich gerade an diesen Punkten für einige (Deutsche) kaum Spannung einstellen. Im Gegenteil, man erwartet letztlich nur noch den Ausgang dieser Szenen – den bekannten Ausgang wohlgemerkt. Und so hangelt sich der Film von einem Faktum zum nächsten. Zumindest geschichtlich versucht sich der Film dabei um eine akribisch genaue Rekonstruktion der Geschehnisse. Aber das ist eigentlich selbstverständlich. Immerhin bieten sämtliche Dokumentationen im Fernsehen, die ebenfalls darum bemüht sind, die historischen Tatsachen interessant, kurzweilig und spannend zu verkaufen, genau das gleiche. Was also bietet uns der Film außerdem?
Die Antwort ist leider: nichts. Gerade für uns Deutsche wäre es interessant gewesen, wenn sich der Film nicht nur auf seiner wahren Begebenheit ausruht, sondern noch etwas tiefer in der Materie bohren würde. Wer war dieser Stauffenberg? Außer einem gelackten, unfehlbaren Tom Cruise bekommen wir nicht viel von dieser vielfältigen Person zu sehen. Gerade die Person Stauffenbergs bot immens viel Potenzial, um ein kritisches Bild vom inneren Kampf, bis hin zum äußeren, gegen die Staatsmacht, abzugeben. Doch so bleibt es bei einer simplen Gut-Böse-Differenzierung, die keine Missverständnisse zulässt.
Weiterhin bleibt unklar, woher Stauffenberg seine unglaublich vielen Mitverschwörer bezieht. Viel zu leicht lassen die sich überzeugen. Natürlich sieht auch ein Bryan Singer es nicht als notwendig an, aufzuzeigen, warum Hitler das schwärzeste Kapitel in der deutschen Geschichte darstellt. Doch von der unfassbar gefährlichen Sogwirkung, mit der er die Menschen auf seine Seite riss, wird so kaum etwas deutlich. Vielmehr wirkt es so, als ob fast jeder Deutsche gegen Hitler wettert, und es nur wenige Worte bedarf, um ihn von der gegenteiligen Ideologie zu überzeugen. Diejenigen, die auf Hitlers Seite stehen sind hingegen alle von Grund auf böse. Und gerade dieser Aspekt ist viel zu simpel und auch gelogen.
Die Inszenierung ist völlig auf den amerikanischen Markt zugeschnitten. Und für einen Unterhaltungsfilm reicht das auch kaum aus. Was bleibt ist also ein laues Lüftchen, welches sich durch viel Tamtam zu Höherem berufen fühlte, letztlich aber nur belanglos bleibt. Viel Aufregung um nichts.
4/10