No Escape

Tarantino1980

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No Escape


Den Ingenieur und Familienvater Jack Dwyer verschlägt es aus beruflichen Gründen nach Südostasian um dort für das lokale Wasserwerk zu arbeiten.

Regisseur John Erick Dowdle inszenierte im Jahr 2015 einen für mich sehr überraschenden Thriller bzw. Actionfilm. Der Film ist bisher gänzlich an mir vorbei gegangen. Umso überraschter war ich, welche Wirkung der Film auf mich hatte und wie sehr er mir gefallen hat. Die Inszenierung erinnerte mich stark an einen Actionfilm aus den 80er Jahren, ohne den klassichen Actionhelden als Hauptperson zu bieten. Der Film lebt definitiv von seiner bedrückenden und stellenweise sogar beklemmenden Atmosphäre. Es gab zwei Momente im Film in denen ich mich selbst bei dem Gefühl der Hilflosigkeit ertappt habe. Das Gezeigte wirkte generell auf mich sehr real und hatte zu keinem Zeitpunkt den typischen Hollywood Film Glanz den leider sehr viele aktuelle Produktionen mit sich bringen. Von daher war ich wirklich positiv überrascht von diesem Film. Man darf hier aber keine geniale Story mit verschachtelten Wendungen erwarten. Das Drehbuch ist sehr überschaubar gehalten worden. Die Stärke des Filmes liegt daher eher an dem Realismus und vorallem am Cast.

Ich hätte vor diesem Film nie gedacht das Owen Wilson mich so überraschen könnte. Er hat mir in diesem Film eine Seite von sich gezeigt die ich so noch nicht kannte und die mir sehr gut gefallen hat. Zum einen war seine Rolle, natürlich auch bedingt durch die Thematik, sehr ernst, aber er hat den treuen Familienvater für mich absolut glaubhaft und realistisch dargestellt. Ohne groß Spoilern zu wollen sei soviel gesagt, das er sich in diesem Film nicht zum Actionhelden schlechthin entwickelt hat. Lake Bell hat ihren Part auch sehr gut gemacht. Generell finde ich es sehr schade das sie so selten in guten Filmen besetzt wird. Sie hat definitiv ein sehr großes Potential. Das erste mal sehr positiv aufgefallen ist sie mir in der Serie Surface, welche leider viel zu früh eingestellt wurde. Aber ansonsten hat sie leider nie so die wirklich großen Rollen bekommen, obwohl sie meiner Meinung nach definitiv geeignet für sowas wäre. Pierce Brosnan war natürlich wie gewohnt stark. Die Szenen mit Ihm waren gut, aber ich würde nicht sagen, wie zu Anfang gedacht, das er den Film alleine wahrscheinlich trägt. Dieser Punkt geht hier eindeutig an Owen Wilson.

No Escape
ist ein Film den man sich am besten mit möglichst wenig Vorwissen, am besten sogar jeden Trailer vermeiden, ansehen sollte damit er sein volles Potential entfalten kann. Mir hat er jedenfalls sehr gut gefallen und wird mit Sicherheit noch in die Sammlung wandern.

Wertung: 8/10
 
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Tarantino1980

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Ich hoffe wirklich sehr, dass der Ein oder Andere den Film hier auch gesehen hat, damit man sich noch etwas austauschen könnte!

Es gab zwei Momente im Film in denen ich mich selbst bei dem Gefühl der Hilflosigkeit ertappt habe.

In meiner KK konnte ich nicht näher auf diese Szenen eingehen, was ich aber hier in der Diskussion kann. Die erste Szene die mir wirklich ein Gefühl von Hilflosigkeit vermittelt hatte und ich wirklich dieses Gefühl selber verspürt habe war die Szene in der Jack mit seiner Familie auf dem Grundstück bei dem Anwohner unterkam, aber von der Gruppe doch gefunden wurde und es fast dazu kam das seine Frau vor seinen Augen vergewaltigt worden wäre und er hätte nichts ausrichten können. Diese Szene fand ich sehr heftig und ich dachte schon das könnte man im Film nicht toppen aber ich wurde eines besseren gelehrt. Dann kam nämlich zum Schluss hin eine Szene die dieses Gefühl erneut verstärkte in mir und ich wirklich dachte es wäre real was ich da gerade sehen würde, also ich hatte komplett vergessen das es Schauspieler in einem Film sind. Die Rede ist von der Szene in der Jack knieend festgehalten wird und einer aus der Gruppe der Aufständler seine Tochter eine Waffe an den Kopf hält und sie zwingt ihren Vater umzubringen, ansonsten würde er sie töten. Das war sowas von ein tiefer Schlag in die Magengegend, sowas erlebe ich bei Filmen nur sehr selten. Alleine die Vorstellung wenn man selber in so eine Situation geraten würde. Man müsste seine eigene Tochter dazu überreden auf sich schießen zu lassen da sie sonst selber sterben würde. Natürlich keine Frage, ich denke jeder Vater würde dies tun um das Leben seines Kindes zu retten, aber die Vorstellung ist einfach heftig den auch wenn man damit das körperliche Leben seines Kindes gerettet hätte, ich befürchte das psyschiche Schaden wäre sehr hoch bzw. sogar irreperabel.

Das Gezeigte wirkte generell auf mich sehr real und hatte zu keinem Zeitpunkt den typischen Hollywood Film Glanz den leider sehr viele aktuelle Produktionen mit sich bringen. Von daher war ich wirklich positiv überrascht von diesem Film.

Der Film plättscherte erst etwas vor sich hin und ich gebe zu ich habe anfangs etwas anderes erwartet nachdem man den Mord zu Anfang gesehen hat. Das Jack , bedingt durch seinen neuen Job, da mit reingezogen wird, habe ich natürlich sofort erwartet, aber ich dachte eher in Form eines Thrillers, also das der Charakter von Pierce Brosnan für den CIA arbeitet und halt über Jack dann Insider Informationen aus dem Wasserwerk erhalten würde um so den Mord aufzuklären bzw. näher zu beleuchten. Aber das der Film sich in diese Richtung entwickelt habe ich in keinster Weise erwartet. Für mich gab es diesbezüglich eine Schlüsselszene und zwar als Jack dann aus dem Hotel raus ging um sich eine aktuelle amerikanische Tageszeitung im Einkaufsviertel der Stadt zu besorgen. Zunächst war er noch sehr verwundert das er nur eine drei Tage alte Ausgabe erhielt, was ihm aber dann passierte lies diese Tatsache aber mal sowas von trivial erscheinen lassen. Es muss wohl ein mir kaum vorstellbares Gefühl sein wenn man plötzlich in mitten einer solchen Situation sich befindet und noch nichtmal weiß was dort eigentlich passiert. Man weiß nur ein, man muss da irgendwie versuchen lebend rauszukommen. Und selbst da war ja noch nicht klar das plötzlich die ganze Stadt sich im Ausnahmezustand befindet. Zumindest ging es mir so das ich erst dachte es wäre eine lokale Demo bzw. ein Aufstand nur um die Zustände in dem Teil der Welt etwas zu zeigen. Das das Ganze sich dann aber so zuspitzt hätte ich im Leben nicht erwartet was den Film dann aber ab dem Moment absolut sehenswert für mich machte.

Besonders hat mir hier eben gefallen das Owen Wilson plötzlich nicht zum Superhelden bzw. Geheimagent mutierte, sondern ein ganz normaler Typ blieb der Dinge, aus Verzweiflung und nacktem Überlebenswillen für seine Familie, tat. Aber zu keinem Zeitpunkt wirkte es so das man sich fragte woher er dieses oder jenes jetzt auf einmal kann. Das man in Ausnahmesituationen über sich wachsen kann dürfte auch klar sein und ich bin der festen Überzeugung das wenn es hart auf hart käme jeder dazu in der Lage wäre jemanden umzubringen, egal wie friedseelig man selbst eigentlich eingestellt ist. Ich spiele hier besonders auf die Szene im Bürogebäude an wo Jack den einen Kerl mit einer, ich glaube es war eine Schreibtischlampe, tot schlägt. Ganz ehrlich wenn mein Leben bzw. das Leben meiner Familie auf dem Spiel stehen würde, ich würde sowas auch ohne mit der Wimper zu zucken in dem Moment tun. Das fand ich generell sehr gut umgesetzt das man nie wusste was als nächstes dieser Familie passiert oder wie sie es schafft zu entfliehen, bzw. ob sie es überhaupt schaffen oder wieviele es von ihnen schaffen. Zugegeben die Szenen, in denen Pierce Brosnan dabei war, wurde es etwas entspannter da man ihn ja in der Action Rolle sehr gut kennt und erwartet das er diese Situationen löst. Ironischer Weise hat er es ja dann nicht geschafft.
 

dax

Filmvisionaer
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Ich haue mal meinen kleinen Beitrag aus dem zuletzt gesehen Thread hier rein:

No Escape

Sehr spannend, wirkte aber teilweise wie ein Relikt aus den 80ern.
Das meine ich aber durchaus positiv.
Owen Wilson und Pierce Brosnan waren genial und selbst die Kinderdarsteller waren endlich mal nicht nervig oder klugscheißend, sondern glaubwürdig.

Rückblickend eine

7/10
 

2moulins

Filmgott
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Völlig unbedarft habe ich mir heute "No Escape" angesehen. Wusste rein gar nicht, was auf mich zukommt, da ich noch nicht einmal den Text auf der Cover-Rückseite las. Deshalb entfaltete der Film wohl eine noch stärkere Wirkung. Gab es zwar gleich zu Beginn ein Unheil verkündendes Szenario, so geriet das schon fast in Vergessenheit, während etwa gefühlte 20 Minuten ein recht beschauliches Familienidyll gezeigt wurde. Für mich unvermittelt brach dann ein Alptraum los, der kaum Pausen bot und von einer ausweglosen Situation in die nächste führte. Hinzu kam, dass man lange Zeit gar nicht wusste, was eigentlich los ist, warum diese Rebellen so gewalttätig wurden.

Owen Wilson hat hier wirklich eine völlig andere Rolle, als die, die man gewöhnlich von ihm kennt. Er spielt überzeugend, glaubwürdig und ernsthaft. :hoch: Die wenigen Szenen mit Pierce Brosnan verschafften ein paar regelrechte Verschnaufpausen, die ein wenig (willkommene) Erholung zwischen dem ansonsten Adrenalin fördernden Geschehen boten.

Tarantino, Du hast schon vieles sehr treffend umschrieben, dem ich mich absolut anschließen kann.

Es gab zwei Momente im Film in denen ich mich selbst bei dem Gefühl der Hilflosigkeit ertappt habe.

Es gab sicherlich noch mehr Momente, die ausweglos erschienen, aber diese beiden hatten es wirklich in sich. Bei der Szene, in der die Tochter gezwungen wird, auf den Vater zu schießen, malte ich mir im Kopf schon aus, dass es wohl die kpl. Familie nicht schaffen wird, zu entkommen. Außerdem stellte ich mir vor, dass es der Tochter nicht helfen wird, wenn sie tut, was man ihr befahl..... Dass es anders kam, ist erfreulich und ersparte einen (weiteren) Schlag in die Magengrube des Zuschauers.

Ausweglos erschien ja bereits, in einem fremden Land, plötzlich in eine solche Situation zu kommen. Auch die Ankunft bei der amerikanischen Botschaft war ernüchternd, da hier keine Hilfe mehr zu erwarten war. Manche Szenerie wirkte sehr apokalyptisch.

Eine Kleinigkeit fiel mir am Ende noch ein wenig störend auf, nämlich, dass die Vietnamesen nicht in ihrer eigenen Sprache gesprochen haben, während ansonsten die Asiaten das durchweg taten. Da hätte man mit Untertiteln arbeiten müssen. Dann hätte die Szene authentischer gewirkt. Aber das ist wirklich nur eine pingelige Kleinigkeit!

8/10 passt :hoch:
 
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Tarantino1980

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Es freut mich wirklich ungemein das ich nicht der einzige bin der diesen Film gesehen hat. Sorry dax hatte komplett überlesen das Du Dich hier auch zu Wort gemeldet hast. Ich weiß aber sehr gut was Du mit Deiner Äußerung meinst, das der Film wie ein Relikt aus den 80zigern wirkt. Der film hat einfach eine gewisse Wirkung. Freut mich das er Dir auch so gut gefallen hat.

Völlig unbedarft habe ich mir heute "No Escape" angesehen. Wusste rein gar nicht, was auf mich zukommt, da ich noch nicht einmal den Text auf der Cover-Rückseite las. Deshalb entfaltete der Film wohl eine noch stärkere Wirkung

Genauso ging es mir auch. Ich hatte ihn ja auf SKY on Demand geschaut und hatte mir nur kurz die Beschreibung durchgelesen die zum Glück nichts gespoilert hatte und mir eher den Eindruck vermittelte, vielleicht auch auf Grund der Tatsache das Pierce Brosnan mit an Bord ist, das es eher ein Wirtschaftsthriller ist. Von daher war ich natürlich auch plötzlich total in einer anderen Welt als der Film seine Wendung bekam und das war wirklich ein fieser Schlag in die Magengegend!

Tarantino, Du hast schon vieles sehr treffend umschrieben, dem ich mich absolut anschließen kann.

Danke für die Blumen übrigens! :kiss:

Ich denke der Film wandert auf jeden Fall noch in meine Sammlung. Ich denke zwar das ein gewisser Faktor bei einer Zweitsichtung weg sein wird, da man eben weiß auf was man sich einlässt. Dennoch denke ich, das der Film auch sehr gut für Mehrfachsichtungen geeignet ist.
 

2moulins

Filmgott
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Ich denke zwar das ein gewisser Faktor bei einer Zweitsichtung weg sein wird, da man eben weiß auf was man sich einlässt. Dennoch denke ich, das der Film auch sehr gut für Mehrfachsichtungen geeignet ist.

Klar, dass manches nicht mehr überraschen kann, wenn man zur Wiederholung schreitet. Hier: im wesentlichen der Wechsel zwischen Familienleben und Beginn der "Ausschreitungen" oder der Hubschrauber (wobei ich da schon ahnte, was kommen wird.) Und in den speziellen ausweglos erscheinenden Momenten weiß man dann ja dann auch schon, wie's ausgeht, so dass die Spannungsschraube nicht mehr zieht.

Dennoch kann ich mir auch eine Mehrfachsichtung gut vorstellen. Er ist zu gut, um ihn nach einmaliger Betrachtung in der Versenkung verschwinden zu lassen, was man bei anderen Werken getrost tun kann.

Besonders hat mir hier eben gefallen das Owen Wilson plötzlich nicht zum Superhelden bzw. Geheimagent mutierte, sondern ein ganz normaler Typ blieb der Dinge, aus Verzweiflung und nacktem Überlebenswillen für seine Familie, tat. Aber zu keinem Zeitpunkt wirkte es so das man sich fragte woher er dieses oder jenes jetzt auf einmal kann. Das man in Ausnahmesituationen über sich wachsen kann dürfte auch klar sein und ich bin der festen Überzeugung das wenn es hart auf hart käme jeder dazu in der Lage wäre jemanden umzubringen, egal wie friedseelig man selbst eigentlich eingestellt ist.

Das muss ich auch noch mal hervorheben. Das war wirklich wohltuend, dass er ein normaler Familienvater blieb, so dass der Film nicht zu einem unrealistischen Reißer - wie meist üblich - mutierte. In den Brosnan-Szenen war das zum Teil etwas anders und sogar mit einer Prise Humor versehen, wie in Actionfilmen öfter anzutreffen. Ich denke da an die Szene, als Brosnan und sein asiatischer Freund, der sich Kenny Rogers nannte, um sich schießen und Brosnan anschließend anhand von drei Zahlen "erklärt", welche Angreifer er ausschalten wollte. Das passte gar nicht so recht zum Rest.
 
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