Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Auf etwaige Interpretationen möchte ich jetzt nicht eingehen, dafür fehlt mir momentan die Zeit. Aber diesen Satz

http://www.ofdb.de/film/13771,Mulholland-Drive---Straße-der-FinsternisDas was aber die Genialität des Filmes am meisten ausmacht ist gar nicht mal so sehr die Handlung, sondern vielmehr die geschaffene Atmosphäre.

kann ich nur unterschreiben. Ich habe "Mulholland Drive" zuerst im Kino gesehen. Zu dieser Zeit hatte ich mit Lynch noch nichts am Hut, bzw. habe ihn nicht bewusst wahrgenommen. Ein Freund von mir (beinharter Lynch-Fan) hat mich quasi in den Film hineingenötigt. Was soll ich sagen? Er hat mir nicht besonders gefallen, da ich rein gar nichts geschnallt habe. Das Verwirrspiel mit den Namen, die skurrilen Charaktere und das teilweise kryptische Gelaber gingen mir so auf den Senkel, dass ich irgendwann geistig abgeschaltet habe. Und dennoch hat mir der Film keine Ruhe gelassen, also wurde er im Fernsehen und auf DVD erneut angeschaut - allerdings mit völlig anderer Erwartungshaltung. Irgendwann hat es "klick" gemacht, und ich war mittendrin. Dazu hat größtenteils die Atmosphäre beigetragen, die Handlung ist mir stellenweise immer noch zu sperrig. Aber "Mulholland Drive" war für mich die Initialzündung, Filme anders zu sehen. Eine schlüssige, nachvollziehbare Story ist für einen gelungenen Film nicht zwingend notwendig, ebensowenig ist sie ein Garant für gute Qualität. Lange Rede, kurzer Sinn: der visuelle (und auch der akustische) Aspekt ist für mich nach dem Genuss von "Mulholland Drive" wesentlich wichtiger geworden.

Witzigerweise ist "Mulholland Drive" auch heute noch für mich schwerer konsumierbar als "Inland Empire". Möglicherweise, weil ich immer wieder versuche, hinter die Feinheiten der Story zu steigen, während ich mich bei "Inland Empire" einfach treiben lassen kann. Obwohl: das Ende ist auch schon wieder so ein Fall für sich... :D
 

MiriQ

Golden-Globe-Gewinner
Registriert
10 Aug. 2009
Beiträge
2.160
Ort
Zauberwald
Filmkritiken
3
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Ich hab mich immer gefragt, warum mir bestimmte Filme einfach gefallen, mich ansprechen auch wenn es z. B. logische Unstimmigkeiten gibt oder die Story dünn ist und warum mich genau das bei anderen Filmen stört.
Hier ist die Antwort:
Eine schlüssige, nachvollziehbare Story ist für einen gelungenen Film nicht zwingend notwendig, ebensowenig ist sie ein Garant für gute Qualität.
Es ist auf jeden Fall die Atmosphäre eines Filmes, die genau das bewirken kann. Und bei Mulholland Drive ist die Atmosphäre definitv ansprechend für mich.
 

MiriQ

Golden-Globe-Gewinner
Registriert
10 Aug. 2009
Beiträge
2.160
Ort
Zauberwald
Filmkritiken
3
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Ich hab nochmal über das Telefonbuch nachgedacht.
„Das ist also Ed's berühmtes schwarzes Buch.“ ... „Ja, das Buch unseres Lebens ... in Telefonnummern.“
Dianes Killer hatte das Buch im Diner vor sich liegen, als sie ihn engagiert hat. (schwarzes Buch mit Gummiband)
In ihrer Vorstellung liegt das Buch dann plötzlich bei dem langhaarigen Typ, der dem anderen grad von nem „beschissenen Unfall“ erzählt und wie witzig/irre die ganze Situation ist. Das vermittelt den Eindruck, als wäre der Langhaarige der Auftragskiller, der seinen Job nicht zu machen braucht, weil ihm ein Autounfall die Arbeit abgenommen hat.
Meine Theorie ist ja, dass Diane sich alles „schönträumt“. In dem Buch war vielleicht auch ihre Telefonnummer - ein Beweisstück, das verschwinden muss. Also lässt sie in ihrem Traum ihren Auftragskiller (der jetzt plötzlich ein ganz anderer ist) sterben, indem sie ihm nen anderen Killer schickt, der das Buch klaut. Keine Spur, die zu ihr zurück führen kann - erledigt.
In Filmen tauchen ja gerne mal so Bücher auf, die alle Namen, Adressen oder Geldtransfers beinhalten. Ein kleines Buch, das alles beweisen kann und hinter dem alle her sind. So etwas darf es in Dianes schöner neuer Welt natürlich nicht geben.
Was mir noch eingefallen ist: „am Ende der Straße wartet er auf dich in so nem Coral“ - da muss ich unwillkürlich an Wyatt Earp denken, den hat auch jemand am Ender der Straße in nem OK-Coral erwartet - Ike Clanton und der Tod... nur mal so ... das Licht geht an, der Cowboy erscheint, der Cowboy geht, das Licht geht aus und er ist verschwunden...und später weckt er die tote Diane. :denk:
Wieso trifft man ihn aber drei Mal, wenn man Scheiße gebaut hat?

Das Theater - unglaublich die Atmosphäre, da bin ich immer noch ganz weg. Der Ansager hat was diabolisches an sich, wie er da im blauen Nebel verschwindet, oder? Und dann die Sängerin. Ihr Vortrag ist so emotional, ich kann nicht verstehen, was sie singt, aber ich denke es geht um Liebe und Schmerz. Man nimmt es ihr ab, das sie das selbst erlebt hat und gleich von den eigenen Gefühlen überwältigt werden könnte. Und tatsächlich, sie fällt in Ohnmacht. Und plötzlich merkt man, dass die Musik weiter läuft und alles nur Schein war. Und das überrascht einen trotzdem, obwohl vorneweg gezeigt wird, dass alles nur Playback ist. So schnell verfällt man der Illusion...
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.457
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Ich hab nochmal über das Telefonbuch nachgedacht.
„Das ist also Ed's berühmtes schwarzes Buch.“ ... „Ja, das Buch unseres Lebens ... in Telefonnummern.“
Dianes Killer hatte das Buch im Diner vor sich liegen, als sie ihn engagiert hat. (schwarzes Buch mit Gummiband)
In ihrer Vorstellung liegt das Buch dann plötzlich bei dem langhaarigen Typ, der dem anderen grad von nem „beschissenen Unfall“ erzählt und wie witzig/irre die ganze Situation ist. Das vermittelt den Eindruck, als wäre der Langhaarige der Auftragskiller, der seinen Job nicht zu machen braucht, weil ihm ein Autounfall die Arbeit abgenommen hat.
Meine Theorie ist ja, dass Diane sich alles „schönträumt“. In dem Buch war vielleicht auch ihre Telefonnummer - ein Beweisstück, das verschwinden muss. Also lässt sie in ihrem Traum ihren Auftragskiller (der jetzt plötzlich ein ganz anderer ist) sterben, indem sie ihm nen anderen Killer schickt, der das Buch klaut. Keine Spur, die zu ihr zurück führen kann - erledigt.
In Filmen tauchen ja gerne mal so Bücher auf, die alle Namen, Adressen oder Geldtransfers beinhalten. Ein kleines Buch, das alles beweisen kann und hinter dem alle her sind. So etwas darf es in Dianes schöner neuer Welt natürlich nicht geben.
Was mir noch eingefallen ist: „am Ende der Straße wartet er auf dich in so nem Coral“ - da muss ich unwillkürlich an Wyatt Earp denken, den hat auch jemand am Ender der Straße in nem OK-Coral erwartet - Ike Clanton und der Tod... nur mal so ... das Licht geht an, der Cowboy erscheint, der Cowboy geht, das Licht geht aus und er ist verschwunden...und später weckt er die tote Diane. :denk:
Wieso trifft man ihn aber drei Mal, wenn man Scheiße gebaut hat?


Das ist gar nicht mal schlecht! Falsch, das ist sogar sehr gut! Ich gehe ja davon aus das Diane in der Prostitution gelandet ist. Im Buch könnten ihre Kontaktdaten stehen, die sie unterbewußt lieber verschwinden lassen will. Das ist eine erstklassige Theorie:hoch:
Nur der Cowboy bleibt für mich noch verschwommen, aber ich will den Film ja noch ein paar Mal sehen:D

Das Theater - unglaublich die Atmosphäre, da bin ich immer noch ganz weg. Der Ansager hat was diabolisches an sich, wie er da im blauen Nebel verschwindet, oder? Und dann die Sängerin. Ihr Vortrag ist so emotional, ich kann nicht verstehen, was sie singt, aber ich denke es geht um Liebe und Schmerz.

Das wirst du mir jetzt wahrscheinlich kaum glauben aber das ist "lediglich" eine spanische Coverversion von "Crying", das Roy Orbison gesungen hat.
Ich vevorzuge klar die Mulholland Drive Version:rock:


Man nimmt es ihr ab, das sie das selbst erlebt hat und gleich von den eigenen Gefühlen überwältigt werden könnte. Und tatsächlich, sie fällt in Ohnmacht. Und plötzlich merkt man, dass die Musik weiter läuft und alles nur Schein war. Und das überrascht einen trotzdem, obwohl vorneweg gezeigt wird, dass alles nur Playback ist. So schnell verfällt man der Illusion...


Stimmt! Man wird ja vorab informiert das alles nur vom Band kommt. "No hay banda- Es gibt keine Band"
Trotzdem ist der Auftritt dermaßen überzeugend, das man völlig gecuttet ist als sie einfach umfällt.
 

MiriQ

Golden-Globe-Gewinner
Registriert
10 Aug. 2009
Beiträge
2.160
Ort
Zauberwald
Filmkritiken
3
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

...Ich gehe ja davon aus das Diane in der Prostitution gelandet ist.
Wieso?

Im Buch könnten ihre Kontaktdaten stehen, die sie unterbewußt lieber verschwinden lassen will. Das ist eine erstklassige Theorie:hoch:
Ja, solche Bücher können wirklich ein ganzes Leben beinhalten, Kontakte, Telefonnummern, wer schuldet mir noch was, wer kann mir helfen usw. vor allem in einer Branche, wo es auch überlebenswichtig ist, Leute zu kennen, die einen weiter bringen, die einen „reinbringen“.

Das wirst du mir jetzt wahrscheinlich kaum glauben aber das ist "lediglich" eine spanische Coverversion von "Crying", das Roy Orbison gesungen hat.
Ich vevorzuge klar die Mulholland Drive Version:rock:
:eek: echt? Da gefällt mir aber die Mulholland-Version besser - wie man übrigens im „Was hört ihr“-Thread sehen kann :)

Stimmt! Man wird ja vorab informiert das alles nur vom Band kommt. "No hay banda- Es gibt keine Band"
Trotzdem ist der Auftritt dermaßen überzeugend, das man völlig gecuttet ist als sie einfach umfällt.
Das trifft es auf den Punkt.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.457
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis



Wegen einem Hinweis von David Lynch. Unter anderem:

Beachten sie wann und wo rote Lampenschirme eine Rolle spielen.

Ich denke mal das sie eine Metapher für das Rotlichtmilieu sind.
Am Anfang telefoniert der Hollywood Boss und verlangt nach der Kleinen. 2 weitere Leute telefonierten bis das Telefon neben einem roten Lampenschirm klingelt.
Diane geht ans Telefon. Erkennt man da zwar nicht aber es ist ihre Wohnung in der Realität. Ich schätze Mal das sie auf diesem Weg das Geld für den Auftragsmord verdient hat.

In einer Szene bei Winkie`s siehst du eine Prostituierte mit Verletzungen am Arm. Möglicherweise durch ihren Zuhälter zugefügt. Ich denke das das ihr reales Leben ist.

Zusätzlich paßt das in das Gesamtwerk von David Lynch, vor allem in "Blue Velvet", der Mulholland Drive in einigen Sachen vorgreift.
 

MiriQ

Golden-Globe-Gewinner
Registriert
10 Aug. 2009
Beiträge
2.160
Ort
Zauberwald
Filmkritiken
3
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Ok, das leuchtet ein - muss ich bei der nächsten Sichtung mal drauf achten.

Hehe, man könnte sich für jedes Mal Schauen etwas aussuchen, womit man noch nicht so klar kommt, und den Film dann unter dem Aspekt ansehen. So wird man ihn eines Tagen ganz zusammen gepuzzelt haben. :)
Mulholland Drive - die 64ste - heute: was soll das mit dem Cowboy, verdammt?!
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.457
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Da Lynch ja auch herbe Kritik an Hollywood im Film hinterläßt, halte ich das ebenfalls für wahrscheinlich, da es wohl jede Menge Mädels gibt die nach Hollywood kommen, nichts erreichen und wohl auch im horizontalen Gewerbe landen. Einige werden auch durchaus auf diesem Weg an Rollen gekommen sein. Auch hier schätze ich das Diane dadurch an kleinere Rollen gekommen ist.

Ob wir ihn jemals komplett auseinanderpuzzlen können, wage ich zu bezweifeln. Aber auch dieses Mal ist ja nicht zuletzt durch unsere Unterhaltung wieder einiges klarer geworden. Ich bin mir aber sicher das ich ihn noch sehr oft sehen werde;)
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.457
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Hier auch nochmal die 10 Hinweise von David Lynch selbst:


  • Schenken Sie dem Anfang des Films besondere Aufmerksamkeit. Zwei wichtige Hinweise finden Sie bereits vor dem Eröffnungstitel.
  • Beobachten Sie wann und wo rote Lampenschirme eine Rolle spielen.
  • Achten Sie darauf wie der Titel des Films heißt, für den sich Adam Kesher Schauspielerinnen anhört und ansieht. Wird dieser Titel an einer andereren Stelle wiederholt?
  • Ein Unfall ist ein schreckliches Ereignis. Beachten Sie genau den Ort des Unfalls.
  • Wer gibt wem einen Schlüssel und warum?
  • Achten Sie genau auf die Kleidung, den Aschenbecher und die Tasse Kaffee.
  • Wer macht sich im Club Silencio bemerkbar? Was ist dort zu fühlen, zu beobachten und zu gewinnen?
  • Hilft Camilla allein ihre Begabung?
  • Beobachten Sie genau die Vorkommnisse im Umfeld des Mannes hinter Winkie’s.
  • Wo ist „Tante Ruth“ ?
Komplett verstehe ich die Hinweise aber ebenfalls noch nicht:confused::D
 

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Möglicherweise lässt sich "Mulholland Drive" gar nicht komplett entschlüsseln, weil es ursprünglich eine Serie werden sollte. Vielleicht hat sich Lynch einen kleinen Spaß gemacht und Szenen dringelassen, die erst im Verlauf der Serie einen Sinn ergeben hätten. Ich traue dem Mann alles zu... :D
 

Agent Orange

Tonmeister
Teammitglied
Registriert
18 Juni 2008
Beiträge
9.336
Ort
Irgendwo im Nirgendwo
Filmkritiken
7
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Hab den Film nun auch gesehen und muss zugeben dass es mir wie der Allgemeinheit ging...Bahnhof :confused: Hast du den Film wirklich nur einmal gesehen Miri? Wahnsinn, du schläfst doch mit Lynch ;)

Was mich ein wenig wundert ist dass ihr dauernd von den Großeltern sprecht, am Anfang am Flughafen deutet aber das Gespräch darauf hin dass sich Betty?(so wird sie hier zumindest angesprochen) und die zwei älteren Herrschaften erst auf dem Flug kennengelernt haben. "Es war schön Sie kennenzulernen Betty"


  • Schenken Sie dem Anfang des Films besondere Aufmerksamkeit. Zwei wichtige Hinweise finden Sie bereits vor dem Eröffnungstitel.
Ich denke dass es etwas mit den Schatten bei der Tanzszene zu tun haben könnte. Die Schatten sind beliebig, so scheint es zumindest, und sind zum Geschehen auf der Tanzfläche autark. Ausserdem gibt es in den Schatten Farbbilder (der Tanzenden?) zu sehen. Evtl nur ein Effekt, aber vielleicht hat es auch etwas zu bedeuten, ich hab keine Ahnung.


  • Achten Sie genau auf die Kleidung, den Aschenbecher und die Tasse Kaffee.
Da ist mir was im Diner aufgefallen bei der Erstsichtung und deswegen hab ich mir die Szene nochmal angesehen. Auf dem Tisch stehen 2 Tassen Kaffee, 2 Gläser Orangensaft und 2 Teller. Ein Gedeck wurde nicht einmal angerührt was für mich darauf hindeutet dass dort nur eine Person war. In der nächsten Szene als beide aufgestanden sind sieht man nur noch zwei umgedrehte Kaffetassen was darauf hindeutet dass dort überhaupt niemand gesessen hat und somit alles nur eine Illusion war.

  • Beobachten Sie genau die Vorkommnisse im Umfeld des Mannes hinter Winkie’s.
Da ist mir auch etwas aufgefallen, keine Ahnung ob es damit was zu tun hat. An der Mauer kurz bevor "der Tod" kommt sieht man ein braunes Pflanzenbüschel das wie ein Hexenbesen aussieht den man an die Wand gehängt hat. Könnte auch wieder symbolisch für das übernatürliche stehen.

Ich dachte anfangs dass der Film wegen seiner relativ gemächlichen Erzählweise ja gar nicht so verschachtelt sein kann, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Wirklich Sinn, zumindest einigermaßen hat es erst ergeben als ich eure Zeilen hier gelesen habe. Ich weiß auch noch gar nicht so recht was ich von dem Film halten soll. Wenn ich mir aber direkt nach einem Film nochmal (bis jetzt) die ersten 25 MInuten ansehe um ihn besser zu verstehen, kann es allerdings nicht schlecht sein.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.457
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Hab den Film nun auch gesehen und muss zugeben dass es mir wie der Allgemeinheit ging...Bahnhof :confused: Hast du den Film wirklich nur einmal gesehen Miri? Wahnsinn, du schläfst doch mit Lynch ;)

:lol:

Was mich ein wenig wundert ist dass ihr dauernd von den Großeltern sprecht, am Anfang am Flughafen deutet aber das Gespräch darauf hin dass sich Betty?(so wird sie hier zumindest angesprochen) und die zwei älteren Herrschaften erst auf dem Flug kennengelernt haben. "Es war schön Sie kennenzulernen Betty"

Die Szenerie um den Jitterbug war vergangene Realität. Man sieht Diane mit den beiden Alten in dieser Szene wie sie glücklich sind und vor Stolz nur so trotzden. Das bedeutet das sie ihr Nahe stehen, sonst wären sie nicht auf diesem Wettbewerb. Somit vermutlich ihre Großeltern. Die Szene nach dem Flug ist bereits der Traum, in dem sie die "Großeltern" erst kennenlernt. Die beiden signalisieren aber auch den Druck der auf ihr lastet und somit auch das schlechte Gewissen. Die beiden sind so dermaßen stolz auf ihre Enkelin und sie enttäuscht sie nur noch.

  • Schenken Sie dem Anfang des Films besondere Aufmerksamkeit. Zwei wichtige Hinweise finden Sie bereits vor dem Eröffnungstitel.
Ich denke dass es etwas mit den Schatten bei der Tanzszene zu tun haben könnte. Die Schatten sind beliebig, so scheint es zumindest, und sind zum Geschehen auf der Tanzfläche autark. Ausserdem gibt es in den Schatten Farbbilder (der Tanzenden?) zu sehen. Evtl nur ein Effekt, aber vielleicht hat es auch etwas zu bedeuten, ich hab keine Ahnung.

Ich denke mal das er einmal damit den Bezug zu den Großeltern meint und des weiteren die Szene wo man das Kissen sieht und durch die Geräusche signalisiert bekommt das sie jetzt einschläft. Ob die Schatten einen tieferen Sinn haben vermag ich nicht zu sagen. Außer das man mal reale Personen und wieder nur Umrisse sieht.

  • Achten Sie genau auf die Kleidung, den Aschenbecher und die Tasse Kaffee.
Da ist mir was im Diner aufgefallen bei der Erstsichtung und deswegen hab ich mir die Szene nochmal angesehen. Auf dem Tisch stehen 2 Tassen Kaffee, 2 Gläser Orangensaft und 2 Teller. Ein Gedeck wurde nicht einmal angerührt was für mich darauf hindeutet dass dort nur eine Person war. In der nächsten Szene als beide aufgestanden sind sieht man nur noch zwei umgedrehte Kaffetassen was darauf hindeutet dass dort überhaupt niemand gesessen hat und somit alles nur eine Illusion war.


Das Geschirr sehe ich immer als Anhaltspunkt auf die Zeitebene. Mal ist was davon da und mal nicht. Wie der Aschenbcher auf Diane`s Tisch. Als er nicht da war, war es eine Erinnerung, als er da war die Realität. Ich denke mal hiervon gibt es einige Dinge.

  • Beobachten Sie genau die Vorkommnisse im Umfeld des Mannes hinter Winkie’s.
Da ist mir auch etwas aufgefallen, keine Ahnung ob es damit was zu tun hat. An der Mauer kurz bevor "der Tod" kommt sieht man ein braunes Pflanzenbüschel das wie ein Hexenbesen aussieht den man an die Wand gehängt hat. Könnte auch wieder symbolisch für das übernatürliche stehen.

Oh, das habe ich noch gar nicht wahrgenommen. Nochmal hinschauen:D

Ich dachte anfangs dass der Film wegen seiner relativ gemächlichen Erzählweise ja gar nicht so verschachtelt sein kann, aber ich wurde eines Besseren belehrt. Wirklich Sinn, zumindest einigermaßen hat es erst ergeben als ich eure Zeilen hier gelesen habe. Ich weiß auch noch gar nicht so recht was ich von dem Film halten soll. Wenn ich mir aber direkt nach einem Film nochmal (bis jetzt) die ersten 25 MInuten ansehe um ihn besser zu verstehen, kann es allerdings nicht schlecht sein.

Ein gutes Zeichen. Zumindest hat er wohl so viel Eindruck hinterlassen das du dich damit auseinandersetzen willst:hoch:
 

Agent Orange

Tonmeister
Teammitglied
Registriert
18 Juni 2008
Beiträge
9.336
Ort
Irgendwo im Nirgendwo
Filmkritiken
7
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Die Szenerie um den Jitterbug war vergangene Realität. Man sieht Diane mit den beiden Alten in dieser Szene wie sie glücklich sind und vor Stolz nur so trotzden. Das bedeutet das sie ihr Nahe stehen, sonst wären sie nicht auf diesem Wettbewerb. Somit vermutlich ihre Großeltern. Die Szene nach dem Flug ist bereits der Traum, in dem sie die "Großeltern" erst kennenlernt. Die beiden signalisieren aber auch den Druck der auf ihr lastet und somit auch das schlechte Gewissen. Die beiden sind so dermaßen stolz auf ihre Enkelin und sie enttäuscht sie nur noch.

Das es bereits der Traum ist dachte ich mir auch, da die Szene extrem überzeichnet ist. Was ich eben nicht verstehe ist der Name Betty, ich dachte sie heißt Diane.

Ich denke mal das er einmal damit den Bezug zu den Großeltern meint und des weiteren die Szene wo man das Kissen sieht und durch die Geräusche signalisiert bekommt das sie jetzt einschläft.

Das mit dem Bezug denke ich auch, man sieht ja auch alle drei Freudestrahlend. Bei der nächsten Szene dachte ich erst dass es was mit Drogen zu tun hätte, da das Geräusch her mit Drogenkosnum in Verbindung gebracht hätte als mit Einschlafen. Aber das macht natürlich Sinn.

Das Geschirr sehe ich immer als Anhaltspunkt auf die Zeitebene. Mal ist was davon da und mal nicht. Wie der Aschenbcher auf Diane`s Tisch. Als er nicht da war, war es eine Erinnerung, als er da war die Realität. Ich denke mal hiervon gibt es einige Dinge.

Irgenwas muss es damit jedenfalls auf sich haben, aber in einer Szene drei verschiedene Gedeckarten finde ich schon komisch. Ein Filmfehler kommt da auch nicht in Frage, dafür hält die Kamera zu explizit drauf.

Oh, das habe ich noch gar nicht wahrgenommen. Nochmal hinschauen:D

Hehe, ja da gibt es einiges zu entdecken:D

Ein gutes Zeichen. Zumindest hat er wohl so viel Eindruck hinterlassen das du dich damit auseinandersetzen willst:hoch:

Anders kann es eigentlich gar nicht sein, der letzte Film bei dem es mir so ging was "Es war einmal in Amerika" ;)
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.457
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Das es bereits der Traum ist dachte ich mir auch, da die Szene extrem überzeichnet ist. Was ich eben nicht verstehe ist der Name Betty, ich dachte sie heißt Diane.

In der Realität heißt sie Diane. Im Traum Betty. Den Namen hat sie von der Kellnerin im Winkie`s übernommen. Im Traum rufen sie doch eine Diane an von der sie glauben das es Rita in Wirklichkeit ist. Dabei sagt sie doppelbödig: "Es ist schon seltsam sich selbst anzurufen"



Irgenwas muss es damit jedenfalls auf sich haben, aber in einer Szene drei verschiedene Gedeckarten finde ich schon komisch. Ein Filmfehler kommt da auch nicht in Frage, dafür hält die Kamera zu explizit drauf.

Außerdem ist es Lynch:D
 

Agent Orange

Tonmeister
Teammitglied
Registriert
18 Juni 2008
Beiträge
9.336
Ort
Irgendwo im Nirgendwo
Filmkritiken
7
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

In der Realität heißt sie Diane. Im Traum Betty. Den Namen hat sie von der Kellnerin im Winkie`s übernommen.

Ah jetzt ja, hab mich schon gewundert dass die Kellnerin genauso aussah und man das Namenschild überdeutlich sehen konnte. Konnte mir aber keinen Reim drauf machen da ich es allgemein nicht so mit Namen hab.

Im Traum rufen sie doch eine Diane an von der sie glauben das es Rita in Wirklichkeit ist. Dabei sagt sie doppelbödig: "Es ist schon seltsam sich selbst anzurufen"

Uff, das weiß ich schon gar nicht mehr. Wird wohl Zeit dass ich mir den mal wieder ansehe :ugly: aber erstmal sind 1984 und Synecdoche dran.
 

MiriQ

Golden-Globe-Gewinner
Registriert
10 Aug. 2009
Beiträge
2.160
Ort
Zauberwald
Filmkritiken
3
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Oh mann! Hier geht's ja richtig los. Schade, dass ich nicht da war bzw. noch keine Zeit hatte, nochmal in den Film reinzuschauen.
Denn die Hinweise will ich mir mal auch mal zu Gemüte führen. Da sind ein paar sehr interessante Sachen dabei und was Ihr zwei hier geschrieben habt, gibt mir wieder jede Mange Stoff zum Nachdenken. Ich denke, dass ich ab Dienstag wieder mitmischen kann. Vorher werd ich nicht dazu kommen.

Hast du den Film wirklich nur einmal gesehen Miri? Wahnsinn, du schläfst doch mit Lynch ;)
Nein, wir wurden uns noch nicht vorgestellt. :)
Nee, ich wusste, dass der FIlm nicht ohne ist und hab ihn mir sehr aufmerksam angeschaut. Außerdem kann ich mir Dinge manchmal sehr gut merken, das passiert einfach, wenn mich was richtig interessiert oder stark berührt.
 

BladeRunner2007

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
11.608
Ort
Monroeville Mall
Filmkritiken
50
AW: Mulholland Drive - Straße der Finsternis

Gestern habe ich den Film nach langer Zeit mal wieder angeschaut. Hatte schon fast vergessen, wie die Handlung eigentlich verläuft und hatte somit den ein oder anderen Überraschungseffekt. War fast so als hätte ich den Film zum ersten Mal gesehen. Er ist wirr, komplex und sehr breit gefächert für Interpretationen etc. aber darüber will ich eigentlich gar nicht so viel schreiben. Deswegen lasse ich es gleich ganz. Man kann sicher versuchen, sich alles zusammenzureimen und in allem einen Sinn zu sehen. Aber was Mulholland Dr. für mich wirklich ausmacht ist seine Emotionalität. Ich habe mich gefürchtet, ich habe geweint, ich habe gelacht, ich habe mitgezittert, ich habe mit den Charakteren mitgelitten, und ich habe mich zusammen mit ihnen gefreut etc. Ganz ganz selten, dass ein Film mich emotional so sehr berüht und das nicht nur auf einer Ebene. Meistens sind es ja die traurigen Dinge, die einen emotional berühren, aber hier wird die komplette Bank abgedeckt. Ein Meisterwerk und einer der besten Filme der letzten 15-20 Jahre. David Lynch ist einfach ein Regisseur der Emotionen und das hat er hier perfekt gezeigt.

10/10
 

Sam Spade

Filmarchitekt
Teammitglied
Registriert
13 Juli 2012
Beiträge
6.023
Ort
10086 Sunset Boulevard
Filmkritiken
57
Gestern habe ich mich endlich und zum ersten Mal an einen Lynch - eben Mullholland Drive - gewagt. Während der Sichtung wechselte die Stimmung mehrmals von "sehr interessant, spannend" bishin zu "was für ein bedeutungsschwangerer Schrott". Unmittelbar danach stand für mich zunächst fest, dass es der erste und letzte Lynch für mich war. Komischerweise hat sich aber nach einer Nacht und dem darüber Nachdenken + Nachlesen im Internet durchaus die Meinung wieder ins Positive verschoben. So hin und her gerissen war ich selten von einem Film. Daher bedarf es sicherlich noch weiterer Sichtungen um hier auch etwas mehr dazu schreiben zu können. Auch weiß ich nicht ob ich mir vorerst weitere Filme von ihm anschauen möchte, jedoch interessiert mich Twin Peaks sehr. Ggf. wage ich mich da mal ran.

Im Übrigen war es sehr interessant hier die Diskussion im Thread mitzulesen. :hoch:
 

Filmfan1972

Filmgott
Registriert
27 Juni 2008
Beiträge
9.567
Ort
Camp Crystal Lake
Filmkritiken
14
Twin Peaks Staffel 1 und 2 sind sehr gut. Die kann ich nur empfehlen.... Staffel 3 jedoch ist jedoch ein dermaßen "bedeutungsschwangerer Schrott" über weite Strecken das es schon weh tut.
Besonders eine Folge ist dermaßen schlimm das man echt überlegt ob man Lynch erschießen sollte oder sich selbst...
 

Russel Faraday

Filmvisionaer
Registriert
23 Juni 2008
Beiträge
11.444
Ort
Gilead
Filmkritiken
35
Gestern habe ich mich endlich und zum ersten Mal an einen Lynch - eben Mullholland Drive - gewagt. Während der Sichtung wechselte die Stimmung mehrmals von "sehr interessant, spannend" bishin zu "was für ein bedeutungsschwangerer Schrott". Unmittelbar danach stand für mich zunächst fest, dass es der erste und letzte Lynch für mich war. Komischerweise hat sich aber nach einer Nacht und dem darüber Nachdenken + Nachlesen im Internet durchaus die Meinung wieder ins Positive verschoben. So hin und her gerissen war ich selten von einem Film. Daher bedarf es sicherlich noch weiterer Sichtungen um hier auch etwas mehr dazu schreiben zu können. Auch weiß ich nicht ob ich mir vorerst weitere Filme von ihm anschauen möchte, jedoch interessiert mich Twin Peaks sehr. Ggf. wage ich mich da mal ran.

Im Übrigen war es sehr interessant hier die Diskussion im Thread mitzulesen. :hoch:

Schau dir auf jeden Fall "The Straight Story" an. Hier zeigt David Lynch, daß er auch ganz anders kann. "Der Elefantenmensch" ist einer der schönsten und auch zugleich traurigsten Filme überhaupt. Hier hält sich der Surrealist in Lynch auch sehr zurück. "Blue Velvet" ist im Grunde genommen relativ normal, sieht man davon ab, daß diesen filmischen Mikrokosmos nur Psychos bevölkern. Danach wird's schon schwierig, zugänglichere Arbeiten von ihm zu finden. Wie Filmfan192 schreibt: "Twin Peaks" ist unbedingt einen Blick wert; schräg wird es da aber auch zu genüge. Auf keinen Fall zuerst den Film ansehen!

Twin Peaks Staffel 1 und 2 sind sehr gut. Die kann ich nur empfehlen.... Staffel 3 jedoch ist jedoch ein dermaßen "bedeutungsschwangerer Schrott" über weite Strecken das es schon weh tut.
Besonders eine Folge ist dermaßen schlimm das man echt überlegt ob man Lynch erschießen sollte oder sich selbst...
Lass mich raten: Episode 8? :D Ja, die ist so dermaßen drüber, daß man keine Worte dafür finden kann. Ich habs geliebt.
 
Oben