Albert Finney in der Rolle des Hercules Poirot verkörpert dabei exzellent seine Rolle und richtet sich im Gegensatz zu anderen Poirot-Darstellern sehr stark nach seinem literarischen Ich. Insgesamt ist der Film, nicht nur durch ihn, geprägt von der fantastischen Schauspielerleistung jedes einzelnen.
Hier habe ich mittlerweile drei Darsteller gesehen und ich muss sagen, auch wenn die älteren Filme für mich mehr Charme haben, finde ich doch die Darstellung von
Kenneth Branagh als Hercules Poirot extrem gut. Hat mir wirklich am besten gefallen!
Die Dialoge sind teils sehr ironisch, zweideutig und gut ausgeklügelt. Sie treiben die Story voran, ohne dabei stark aufzufallen. Trotzdem ist jeder Punkt wichtig. Wer nicht aufpasst, verliert bei der Auflösung vielleicht ein wenig die Orientierung. Da der Fall aber an sich sehr komplex und mysteriös ist, kann es kaum passieren, dass man nicht aufpasst.
Sehr schön zusammen gefasst. Die Dialoge finde ich in den älteren Versionen sogar noch etwas besser!
Das angesprochene Finale ist dementsprechend erschütternd und beeindruckend zugleich.
Die Inszenierung des Finales fand ich grandios. Etwas mehr als 30 Minuten Auflösung, ohne das es langweilig wird, perfekt minimalistisch Inszeniert! Hier fand ich tatsächlich die Version von Sidney Lumet viel besser, als diese komische Interpretation im Remake das sogar Hercules Poirot eine Waffe nutzt um die Verdächtigen in Schach zu halten und auch die Location fand ich im Lumet´s Version deutlich passender und stimmiger!
Mord im Orientexpress ist nicht nur was für Krimifreunde, sondern ein Zugfahrt, die sich niemand entgehen lassen sollte.
Dem kann ich mich definitiv anschließen!
Die Neuverfilmung von Kenneth Branagh habe ich bereits zwei Mal im Kino gesehen und daher war ich mit der Geschichte vertraut. Allein aus diesem Grund hat für mich jede weitere und auch ältere Verfilmung den Nachteil, dass ich den Plot und die Auflösung schon kenne und dementsprechend nicht mehr so mitfiebern kann beim ersten Mal.
Das kann ich absolut nachempfinden, wobei ich auch hier sagen muss das mir die andere Art der Inszenierug von
Sidney Lumet wirklich gefallen hat. Bis auf einen Aspekt, auf den ich gleich noch eingehen werde, fand ich sie etwas runder. Die Verhöre zwischen Pirot und den Verdächtigen fand ich tatsächlich sehr gut, erinnerten auch sehr an ein klassiches Theaterstück.
Generell hat mir die enge des Zuges, die fast ausschließlichen Indoor Sets und der dadurch entstandene "Mikrokosmus" sehr gut gefallen. Hier spürte ich halt in der Neuverfilmung von
Kenneth Branagh das er schon das ein oder andere Mal der Versuchung unterlegen war, die Handlung etwas zu Verlagern und eben auch etwas mehr auf Außenaufnahmen gesetzt hat. Der wohl größte Unterschied ist schon der Anfang, der in der Verfilmung von
Sidney Lumet nur ganz kurz auf der Tonspur stattgefunden hat, in
Kenneth Branagh´s Version aber sogar mit Bildern gezeigt wurde. War natürlich so viel pregnanter und bot dem Zuschauer auch eine bessere Einführung des Charakters Hercule Poirot. Auch fand ich den Weg wie er in den Zug kam etwas besser inszeniert, fühlte sich natürlicher an. In der Verfilmung von
Sidney Lumet fand ich das im direkten Vergleich etwas sperriger.
Aber trotz Kenntnis der Geschichte macht die Verfilmung Sidney Lumets noch Spaß. Das Zusammenspiel der Darsteller ist ebenfalls exzellent und bietet einige Verweise auf deren jeweilige Filmographie. Anthony Perkins als Hector McQueen hat zufällig auch ein Problem mit seiner Mutter, wie einst sein Charakter Norman Bates in „Psycho“.
Das ist mir auch extrem aufgefallen, fand ich einen schönen Insider für einen jeden Filmfan!
Ein großer Unterschied beider Verfilmungen kann man an dem Umgang mit dem Kriminalfall Daisy Armstrongs erkennen. Während im „Original“ schon direkt zu Beginn das Thema aufgegriffen wird und in den Verhören es immer wieder thematisiert wird, hat Branagh erst gen Ende diesen Zusammenhang hergestellt. Als Nicht-Kenner der Geschichte finde ich die Entscheidung von Branagh wesentlich besser und vor allem überraschender.
Auch hier punktet bei mir das Remake etwas mehr. Natürlich war mir durch die aktuelle Sichtung des Remakes der Plot noch sehr präsent, aber auch durch den Anfang, also das hier der Kriminalfall von Daisy Armstrong so prominent platziert wurde, glaube ich schon das ich, hätte ich zuerst mir die Verfilmung von
Sidney Lumet erneut gesichtet, also vor dem Remake, ich mit Sicherheit mich den ganzen Film über gefragt hätte was es damit auf sich hat und vielleicht dann auch die ein odere andere Spur gehabt hätte. Den dadurch das dieser Kriminalfall im Remake von
Kenneth Branagh erst im großen Finale prominent platziert wurde, war die Überraschung das alle Zuginsassen in Wirklichkeit keine Fremde waren, sondern nicht nur alle ein Motiv hatten sondern auch gemeinschaftlich den Mord begangen haben, ein viel größerer "Aha- Moment" als in der anderen Version. Irgendwie habe ich mir auch eingebildet den ein odere anderen Hinweis, das die Leute sich nicht gänzlich fremd sind, im Film entdeckt zu haben.
Auch wenn beide Filme großartige Ensembles besitzen, bin ich dennoch den Schauspielern aus der Neuverfilmung im popkulturellen Kontext „näher“ als den Schauspielern von Lumets Version. Im direkten Vergleich würde also die Neuverfilmung aus dem Jahre 2017 gegenüber Lumets Version gewinnen.
Die Vorlage eignet sich meiner Meinung auch durchaus, dass man sie alle paar Jahre bzw. Jahrzehnte neu verfilmt. Für mich ist das ähnlich, wie beim Theater, wo populäre Stücke ja auch alle Jahre erneut gespielt werden.
Ein sehr interessanter Vergleich den ich so unterschreiben kann. Passt nicht zu jedem Original vs. Remake vergleich, aber hier ist er sehr treffend. Ich habe jetzt in relativ kurzer Zeit sowohl die beiden Verfilmungen von
Kenneth Branagh -
Mord im Orient-Express und
Tod auf dem Nil - gesehen, als auch die wohl bekanntesten Verfilmungen zu diesen beidne
Agatha Christie Romanen. In beiden Fällen ist Dein Vergleich absolut treffend. Auch wenn mir jeweils, aus anderen Gründen, die älteren Verfilmungen etwas besser gefallen haben, so fand ich die Remakes nicht komplett schlecht und es gab sogar ein paar Aspekte die mir in den Remakes besser gefallen haben!