AW: Lord Of War - Händler Des Todes
Lord Of War - Händler Des Todes
Krieg ist Kapital. Als die USA im Jahre 2003 in den Irak einmarschierten, gab es neben dem allseits bekannten Vorwurf, man wolle sich bloß die Ölfelder sichern, noch einen anderen, fast noch handfesteren Grund, der für einen Krieg sprach: die Waffenindustrie muss angekurbelt werden. Dass diese Industrie nicht nur für (legale) Großkonzerne eine Milliardengeschäft ist, sondern auch eine Reihe von Schmugglern reich gemacht hat, die sich der Absurdität von Tod und Geschäft kaum bewusst sind, ist das Sujet von Andrew Niccols Lord Of War.
Yuri Orlov (Nicolas Cage), Sohn ukrainischer Einwanderer, hat einen Traum: aus den ärmlichen Verhältnissen in Little Odessa ausbrechen und reich werden. Nachdem er Zeuge einer Schießerei wird, ist ihm klar wie er an das benötigte Geld kommt: durch den Handel mit Waffen! Dabei helfen ihm sein glückliches Händchen beim Verhandeln, sowie die günstigen zeitlichen Umstände. Der kalte Krieg ist vorbei und in der ehemaligen UDSSR lagern günstige und nicht mehr gebrauchte Waffen en masse. Doch der Verkauf dieser bringt für Yuri und sein Umfeld nicht nur Gutes mit sich...
Von der ersten Minute an weiß der Film zu fesseln. Die Introsequenz, in der man aus der Egoperspektive eine Kugel auf ihrem Weg von der Fabrik in den Kopf eines Menschen begleitet, ist gleichermaßen genial wie erschreckend. Durch sie wird auch sofort der intendierte Ton angegeben: Satire, die so real ist, dass einem trotz aller offensichtlicher Witzigkeit, das Lachen im Halse stecken bleibt.
Unterstützt wird das alles durch einen unglaublichen Detailreichtum. Ob nun das Klicken einer AK-47 nach wenigen Sekunden zum „Ka-Ching“ einer Kasse wird oder der afrikanische Diktator eine US-Flagge am Jackett trägt. In diesen Kleinigkeiten schwingt auch immer eine gute Prise Humor mit. Nicolas Cage befiehlt bspw. einem Schiffskapitän: „Make it go slow. Dead slow.”, welcher dann den Geschwindigkeitshebel auf die Stufe „Dead slow“ stellt.
Wie oben beschrieben, ist der Film jedoch keine Spaßgranate, sondern nutzt das Format der Satire um auf die, alles andere als witzigen, Machenschaften v.a. in den dritte Welt-Ländern aufmerksam zu machen. Dass man die Story somit nicht komplett für bare Münze nehmen sollte (trotz „wahre Begebenheit“-Stempel), sollte also selbstverständlich sein.
Neben der tollen Soundtrackauswahl (u.a. Mazzy Star, Jeff Buckley, Portishead...) überzeugen auch die Darsteller. Nicolas Cage, der in ernsteren Rollen oft steif wie ein Brett wirkt, schafft es hier die richtige Balance aus Coolness und Zerbrechlichkeit darzustellen. Dass neben seiner riesig-groß angelegten Rolle die anderen Schauspieler etwas verblassen ist unausweichlich, trotzdem fügen sich Jared Leto oder Ethan Hawk gut in das Gesamtbild ein.
Einzig die gen Ende hin doch etwas zu positive Message und die mitschwingende Gefahr, dass Zuschauer, die sich mit dem Thema vorher nicht befasst haben, ein etwas verzerrtes Bild des illegalen Waffenhandels bekommen (der Film schafft es nur in Teilen, in den Olymp der Satiren aufzusteigen, und aufzuklären
und zu unterhalten) halten den Film von noch höheren Punkteregionen fern!
(8/10)