Darf's ein bisschen mehr sein?
Das Kinojahr 2012 ist zu Ende und nach einem Jahr der Superlativen, sowohl allgemein als auch privater filmischer Sicht gesehen, wollte ich meine persönlichen Filmwahlen am Ende eines jeden Jahres ein wenig ausführlicher gestalten und nicht nur in den einzelnen Kategorien wählen.
Auch wenn im globalen Internetdiskurs die Deutschlandstarts keine große Relevanz besitzen, werde ich lediglich Filme, die dieses Jahr in den deutschen Kinos angelaufen sind, berücksichtigen und somit auch nicht Kinobesuche wie von „The Ides of March", der im Dezember 2011 in Deutschland anlief. Ausgenommen sind nur wenige Sonderkategorien, die sich mehr auf meinen persönlichen filmischen Hintergrund beziehen.
Meine Erwartungen für das Kinojahr 2012 waren nicht gerade niedrig und auf meine Liste standen einige Filme, die für mich die Höhepunkte des Jahres markierten sollten, aber es kam anders als gedacht. Einen von diesen Filmen hatte ich als mein Film des Jahres prognostiziert:
Neben zwei Filmen, die auf das Jahr 2013 verschoben worden sind, ist keiner der vier genannten Filme in der Nähe dieser persönlichen Auszeichnung gekommen. Vielleicht lag es an der hohen Erwartungshaltung, der Stimmung während des jeweiligen Kinobesuchs, meine Präferenzverschiebung oder schlicht daran, dass es Filme geschafft haben, mich noch weitaus mehr zu begeistern und gleichzeitig zu verstören.
Vier Filme haben für mich dieses Kinojahr bestimmt. Zwei Klassiker der Filmgeschichte, die ich zum ersten Mal gesehen habe, und die sich meines Erachtens zueinander wie geistige Zwillinge verhalten und zwei aktuelle Produktionen, die sich in ihrer Inszenierung, ihrem Thema, ihrer Metasprache gar nicht so unähnlich sind und für mich beinahe als ein filmisches Diptychon in Erscheinung treten können.
Während bei „Sans Soleil" und „Der Mann mit der Kamera" die Technik und die Formen der Erzählung und der Erinnerung im Fokus standen und mir neue Perspektiven des Mediums Films offenbarten, waren es bei „Cosmopolis" und „Holy Motors" die neuen filmischen Formen, die Auslotung und Brechung der Grenzen des Kinos und des Films. Beide Filme geschaffen für die Ewigkeit, für den Kanon der Filmgeschichte und zusammen in ihrer Faszination und Aussagekraft beinahe so wertvoll wie fünfzig Jahre Filmgeschichte.
(An dieser Stelle verzeiht mir meine Überhöhungen und Lobpreisungen, aber auf andere Wege scheint es in unserer übermedialisierten Welt mit dem Überangebot an Film, Video und Kunst kaum anders möglich auf Filme oder Kunstwerke aufmerksam zu machen.)
Dass mein Jahresrückblick nicht vollständig ausfallen kann, erklärt sich von selbst, da es nicht möglich ist, alle wichtige Filme des Jahres zu sehen. An dieser Stelle möchte ich auf ein paar Filme aufmerksam machen, die aus diesem Jahr noch nicht gesehen habe, aber hohe Chancen hätte in der einen oder anderen Kategorie Erwähnung zu finden.
Wir kaufen einen Zoo
Life of Pi
Liebe
Shame
My Week with Marilyn
Drive
We need to talk about Kevin
Anna Karenina
The Cabin in the Woods
Barbara
Kriegerin
7 Psychos
Take Shelter
Die Vermessung der Welt
Lachfischen in Jemen
Dredd
The Raid
….
Bevor es zur eigentlichen Filmwahl geht, gibt es noch eine kurze Jahresstatistik:
Kinobesuche: 84
Anzahl der gesehenen Langfilme im Kino (Gesamt): 76
Anzahl der gesehenen Langfilme im Kino (Erstaufführung): 47
Anzahl der gesehenen Langfilme im Kino (Wiederaufführungen): 29
Anzahl der gesehenen Kurzfilme im Kino: 27
Anzahl der besuchten Kinos/Spielstätten: 9
Anzahl aller gesehenen Filme im Jahr 2012: 251
Persönliche Filmwahlen 2012
Bester Kinofilm:
1. Holy Motors
2. Cosmopolis
3. Hugo Cabret
Bester Film (Neuentdeckung; vor 2011 erschienen):
1. Sans Soleil
2. Der Mann mit der Kamera
3. Vergiss mein nicht!
Beste Regie:
1. David Cronenberg für Cosmopolis
2. Andrew Dominik für Killing them Softly
3. Leos Carax für Holy Motors
Bester Hauptdarsteller:
1. Denis Lavant in Holy Motors
2. Jean Dujardin in The Artist
3. Michael Fassbender in Prometheus
Beste Hauptdarstellerin:
1. Magarethe Triesel in Paradies: Liebe
2. Rooney Mara in Verblendung
3. Kara Hayward in Moonrise Kingdom
Bester Nebendarsteller:
1. Paul Giamatti in Cosmopolis
2. Ben Mendelssohn in Killing them Softly
3. Mark Rufflo in The Avengers
Beste Nebendarstellerin:
1. Julia Roberts in Spieglein, Spieglein
2. Friederike Kempter in Oh Boy
3. Shailene Woodley in The Descendants
Bestes Ensemble:
1. Cloud Atals
2. The Avengers
3. Moonrise Kingdom
Bestes Zusammenspiel von zwei Schauspielern:
1. Robert Pattinson u. Paul Giamatti in Cosmopolis
2. Jared Gilman u. Kara Hayward in Moonrise Kingdom
3. Francois Cluzet u Oma Sy in Ziemlich beste Freunde
Regie-Hoffnung des Jahres:
Jan-Ole Gerster (Oh Boy)
Schauspiel-Hoffnung des Jahres:
Jean Dujardin (The Artist)
Bester Film (National):
Oh Boy
Bester Animationsfilm:
Merida – Legende der Highlands
Bester Dokumentarfilm:
Detlef – 60 Jahre schwul
Beste Literatur/Comic-Adaption:
1. The Avengers
2. Cosmopolis
3. Der Hobbit
Bestes Sequel/Prequel/Remake:
1. Prometheus
2. Men in Black 3
3. The Dark Knight Rises
Bester Kurzfilm (Laufzeit unter 40 Minuten):
1. Mondlicht
2. Ein neues Produkt
3. Beinahe
Lustigste Filme des Jahres:
1. To Rome with Love
2. Project X
3. Der Diktator
Bester Soundtrack:
1. Moonrise Kingdom
2. Project X
3. Oh Boy
Beste Verwendung eines Songs in einem Film:
1. I believe in Love von Lily Collins (in Spieglein, Spieglein)
2. Immigrant Song von Karen O (in Verblendung)
3. Oh Boy von Getwell Soon (in Oh Boy)
Bestes Musik-Thema:
1. The Dark Knight Rises
2. Merida
3. The Artist
Beste Kamera:
1. Der Hobbit
2. Hugo Cabret
3. The Avengers
Beste visuelle Effekte:
1. The Avengers
2. John Carter
3. Der Hobbit
Bester Stil:
1. Prometheus
2. Cloud Atlas
3. Hugo Cabret
Beste Naturaufnahmen:
1. Gefährten
2. Der Hobbit
3. Der Preis des Goldes
Beste Idee:
Holy Motors
Beste Dialoge:
1. Cosmopolis
2. Moonrise Kingdom
3. The Avengers
Comeback des Jahres:
Das Alien (Prometheus)
Beste Kinovorstellung des Jahres (Kinopublikum und/oder Technik):
1. Sans Soleil (Exzellenter Vortrag zu Beginn der Vorstellung und überhaupt eine Seltenheit diesen Film im Kino zu sehen)
2. Verblendung (exzellente 4K-Auflösung und optimaler Sound)
3. Holy Motors (Rege Diskussionen nach dem Film im gesamten Kinosaal!)
Höchste Kontemplation bei einem Film / Magischer Filmmoment:
1. Prometheus (Unglaubliche Tiefenwirkung und visuell atemberaubend)
2. Cosmopolis (ohne den unpassenden Publikum mit Sicherheit auf Platz 1, denn die Dialoge haben mich in einen geistig-stimulierenden und dennoch tranceähnlichen Zustand versetzt)
3. Holy Motors (die Performance von Denis Lavant geht über Schauspielerei hinaus!)
Beste(r) Trailer/Werbekampagne:
1. Gefährten
2. Cloud Atlas
3. Prometheus
Bestes Kinoplakat:
The Artist
Meine Serie des Jahres (unabhängig vom Erscheinungsjahr):
Scrubs
Mein Filmthema/Genre des Jahres:
Komödie
Dokumentarfilm
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Box-Office Überraschung (National):
Ziemlich beste Freunde
Box-Office Überraschung (USA)
Die Tribute von Panem
Box-Office Überraschung (Weltweit)
Skyfall
Box-Office Enttäuschung (Deutschland)
Gefährten
Box-Office Enttäuschung (USA)
Battleship
Box-Office Enttäuschung (Weltweit)
21 Jump Street