Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Willy Wonka

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Das Hollywood in den letzten Jahren vermehrt Sequels, Prequels, Remakes, Reboots produziert dürften den meisten aufgefallen sein und auch die Gründe dafür liegen scheinbar auf der Hand.

Aber gibt es überhaupt noch neue, innovative Geschichten, welche es in dieser Form noch nicht gibt? Bezieht sich nicht jede „neue“ Geschichte auf irgendwelche älteren Erzählungen. Wurden bereits alle Geschichten in Form von Bildern (bewegt und unbewegt) und Schrift erzählt? Und entpuppen sich nicht selbst die scheinbar neuen Geschichten nur als eine weitere Variation einer früheren Geschichte? Und wenn das alles zutreffen sollte: Seit wann gibt es keine neuen Geschichten mehr?

Die Frage wurde rudimentär im „Matrix-Thema“ aufgegriffen, wobei auch an vielen anderen Stellen im Forum diese Fragen meist eine größere Diskussion nach sich gezogen hat u.a. im Thema „Stil über Substanz“.

Ich fürchte, es geht heute kaum noch anders. Wieviele neue Universen kann man sich noch aus der Hirnrinde pulen, wenn fast alles in ähnlicher Form schonmal dagewesen ist? Da nimmt man sich doch lieber ein bestehendes Universum und erweitert es - oder krempelt es derart um, dass sämtliche alten Fans aufjaulen und schreibt "Reboot" drauf. :D

Mm… ich glaube nicht, dass alle Ideen verbraucht sind. Geht auch schwer. (Es kommen ja regelmäßig _neue_ Filme ins Kino. (...)

In meiner Aussage steckte auch ein klitzekleiner Funken Ironie.:D Gerade Hollywood wird ja seit geraumer Zeit von akuter Ideenlosigkeit heimgesucht, wenn man sich die ganzen Fortsetzungen und Remakes vor Augen führt. Da könnte man fast vermuten, dass jede Geschichte bereits erzählt wurde. Ganz so krass ist es zum Glück noch nicht.
 

Count Dooku

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Das Problem ist imo nicht die Ideenlosigkeit, sondern die Angst vor einem finanziellen Misserfolg. Das Problem ist leider, dass "No Brainer" viel zu erfolgreich laufen (z. B. Transformers).
 

Tarantino1980

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Ich glaube auch das es nicht an der Ideenlosigkeit der Autoren und Regisseure liegt. Da wird es noch genug Drehbücher geben die nur darauf warten verfilmt zu werden. Nur keines der großen Studios geht mehr ein Risiko ein. Meistens sind es kleine Studios, welche dann die Filme direkt für den Heimkinosektor produzieren, welche sich noch etwas trauen und den Mut haben nicht nur noch Blockbuster zu produzieren. Ab und an schafft es nochmal ein genialer mutiger Film auf die Kinoleinwand. Black Swan ist da aus meiner Sicht ein sehr gutes Beispiel dafür das es auch besser geht! Es gibt natürlich auch noch andere Filme in den letzten Jahren die sich losgelöst von Mainstream und Blockbuster-Mentalität behaupten können, aber die meisten Filme werden leider nur noch nach dem größt möglichen Profit betrachtet. Alleine die Tatsache das Filmemacher gezwungen werden Filme für das Kino manchmal umzuschneiden, nur um eine niedrigere Alterseinstufung zu bekommen in der Hoffnung das noch mehr Leute ihn sich im Kino ansehen können ist schon sehr bedenklich. Natürlich ist es nicht verwerflich wenn ein Studio auch Gewinn mit einem Film erziehlen will. Aber das haben sie damals doch auch geschafft und da wurde noch nicht so offensichtlich die Schere angesetzt, bevor ein Film überhaupt ins Kino gekommen ist. Und wenn geschnitten wurde, dann doch nur weil eine Institution wie die FSK es gefordert hat.

Ich finde es ehrlich gesagt auch traurig das sich viele Schauspieler nicht etwas mehr behaupten und vieleicht auch wieder einmal an den künstlerischen Aspekt Ihrer Arbeit denken. Hierzu fällt mir z.B. Johnny Depp ein. Ich mag ihn wirklich sehr aber wenn ich schon wieder höre das er über einen möglichen 5ten Teil seiner Rolle als Jack Sparrow nachdenkt frage ich mich warum er sich das antut. Er sollte lieber sein Talent für andere Filme hergeben, als für einen erneuten aufgewärmten Fluch der Karibik Film. Natürlich gibt es auch hier ausnahmen. Ich kann z.B. Christian Bale sehr gut vertehen das er sich nocheinmal ins Fledermauskostüm gezwängt hat um für Christopher Nolan im dritten Batman Teil vor der Kamera zu stehen. So gerne ich aber die neuen Batman Filme sehe hoffe ich sehr das nach The Dark Knight Rises schluss ist, jedenfalls unter der Regie von Christopher Nolan weil ich auch weiterhin von ihm schöne Thriller mit Verstand und seiner unverwechselbaren Art Bilder und Menschen in Szene zu setzen sehen will. Ich war ja schon froh das er es zwischendurch geschafft hat, so einen Film wie Inception fertig zu stellen. ;)

Aber genau hier liegt das Problem in Hollywood. Inception wurde auch nur durch ein Studio bewilligt weil halt so Erfolgsgaranten wie Christopher Nolan und Leonardo DiCaprio hinter dem Projekt standen. Ich bin mir sicher das der selbe Film mit einem anderem Hauptdarsteller und einem anderen Regisseur nie das Licht der Welt erblickt hätte. Natrülich liegt es an Christopher Nolan das der Film so genial war, aber ich bin mir sicher das es auch noch andere Regisseure gibt, unbekanntere, die auch noch sehr viele gute Visionen haben, aber nie eine Chance bekommen, weil die Verwirklichung einer Vision halt ein zu großes Risiko darstellt.

Ich hoffe sehr das irgendwann dieser Trend von Sequels, Prequels, Remakes oder Reboots endlich einmal wieder verschwindet und auch "neue" Filme wieder das Licht der Welt erblicken. Das man das Rad kaum noch neu Erfinden kann ist mir auch klar. Es wird immer eine Szene oder einen Dialog geben den man irgendwo anders schonmal gesehen hat. Aber das finde ich persönlich gesagt nicht so schlimm. Im Gegenteil ich finde es interessant und schön wenn ein aktueller Regisseur eine Szene oder eine Dialog an einen alten Filmklassiker anlehnt bzw. eine Neuinterpretation macht und seinem Vorbild dadurch Tribut zollt. Ich habe auch nichts gegen gute Remakes, solange es sich nicht um eine 1:1 Umsetzung der Thematik handelt. Aber leider findet man dies in der heutigen Zeit eher als das man sich etwas traut. Und das Kinopublikum gibt leider den Studios in den meisten Fällen recht. Ich gehe auch, solange der Film mich interessiert, gerne in "kleinere" Produktionen ins Kino um damit ein Zeichen zu setzen. Einige meiner Freunde schauen sich solche Filme dann eher auf DVD/Blu-ray an und gehen nur in die großen Blockbuster Filme rein, weil es sich ja nur lohnt wirklich große Filme mit großen Effekten im Kino zu sehen. Ich schaue mir aber auch gerne kleinere Filme im Kino an, solange sie halt gut gemacht sind!

Aus Sicht der Studios kann man es natürlich als normaldenkender Mensch verstehen. Die sind nur auf ihre Gewinnmaximierung aus und solange der durchschnittliche Kinobesucher halt eher in den gefühlten 1000 Teil einer Filmreihe geht anstatt sich mal mit etwas Mut einen kleineren unbekannten Film auch im Kino anzusehen, solange wird Hollywood weiter auf der "Erfolgswelle" schwimmen und wird uns weiterhin mit Sequels, Reboots und Remakes "beglücken".
 

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Das Problem ist imo nicht die Ideenlosigkeit, sondern die Angst vor einem finanziellen Misserfolg.

Daran ist Hollywood meiner Meinung nach selbst schuld. Die Produktionskosten werden immer höher, nur um die zuletzt abgedrehte Explosionsorgie noch übertreffen zu können. Dazu kommen noch zwei, drei Stars, die mehr kosten als zehn Indie-Produktionen zusammen. Und dann werden bei der Story sämtliche Ecken und Kanten abgeschliffen, um möglichst viele Leute anzusprechen und ins Kino zu locken. Das hat mit Kunst nichts mehr zu tun, wenn nur noch der größtmögliche Gewinn eine Rolle spielt. Viele Blockbuster-Filme erinnern mich an Musikstücke von Dieter Bohlen: sie bleiben für zwei Minuten im Gedächtnis, man wippt kurz mit, merkt aber sofort, wie grauenhaft sie sind. :D

Ich habe nichts gegen einen Action-No Brainer im Popcorngewand, aber das Verhältnis zwischen diesen Filmen und etwas anspruchsvollerer Kost ist schon seit geraumer Zeit ins Wanken geraten.
 

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Ich habe es schon mal so ähnlich geschrieben:
wenn ich mich nur bei taff oder den RTL2 News über neue Filme informiere, dann könnte ich auch auf die Idee kommen, dass es nur noch Remakes, Reboots oder Fortsetzungen gibt.
Wenn man aber auch nur ein klein wenig über den Tellerrand hinausschaut, dann entdeckt man eine Welt, die vor interessanten und originellen Ideen nur so strotzt! Ich habe in diesem Thread, die für mich interessanten Filme des Jahres 2011 nach und nach aufgelistet...da sind Remakes bei (True Grit, 13 Assassins) aber das Gros der Filme besteht aus absolut neuen Ideen! Allein The Tree Of Life war der Wahnsinn...zugegeben: er liegt weit außerhalb der "normalen" Sehgewohnheiten, aber damit muss man als Suchender eben rechnen...Innovation ist Experiment und Experimente stoßen eben viele vor den Kopf!

Ansonsten noch ein Musikvergleich: auf der Klaviatur wurden alle Kombinationsmöglichkeiten tausendfach benutzt. Trotzdem gibt es da draußen Monat für Monat neue Musik, die es irgendwie schafft diese beschränkte Anzahl an Tönen interessant und überraschend anzuordnen!
Will heißen: im Film wird wohl kaum mehr das Rad neu erfunden werden, aber es wird immer Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler geben, die uns die begrenzte Anzahl an Geschichten so servieren, wie wir das uns altbekannte Gericht noch nie gegessen haben...
 

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Sehr interessante Diskussion.Auch interessant,dass die Cinema diese Frage schon vor gut 20 Jahren stellte!
Und trotzdem sind immer wieder neue,beachtenswerte Filme herausgekommen,die über 08/15 hinausgegangen sind.
Ist wie meine Vorredner schon sagten, auch bei Musik oder Romanen so.

Und schliesslich und endlich sind die Kinogänger doch selbst Schuld?!Warum gehen sie nicht in "andere" Filme?? Und sagt jetzt nicht,die laufen im Multiplex - Zeitalter mit 16 oder mehr Sälen nicht.

Ein kleines Beispiel aus der Videothek: Der neue Woody Allen (ist das noch abseitig oder auch schon Mainstream ohne neue Ideen??) steht hier 3x und ist in 3 Wochen ganze 3 mal ausgeliehen worden,also jede DVD 1x! In drei Wochen!

"Hirnlose Mainstreamware" wie Potter & Co. mit bis zu 20 Kopien sind teilweise jeden Tag komplett weg-verliehen.
 

Count Dooku

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Will heißen: im Film wird wohl kaum mehr das Rad neu erfunden werden, aber es wird immer Drehbuchautoren, Regisseure und Schauspieler geben, die uns die begrenzte Anzahl an Geschichten so servieren, wie wir das uns altbekannte Gericht noch nie gegessen haben...

Stimmt. Die Matrix-Regisseure haben mit Matrix genaugenommen nichts wirklich Neues geschaffen. Sie haben nur Elemente aus anderen Medien massenkompatibel gemacht. Das haben sie aber grandios hinbekommen, weswegen der 1. Teil imo immer noch grandios ist, während die Fortsetzungen dagegen höchstens ok sind.
Christopher Nolan hat mit "Inception" eigentlich einen klassischen Heist-Film gemacht, der durch die Traum-Thematik neu wirkt.
Duncan Jones hat mit "Moon" und "Source Code" imo auch keine Revolution ausgelöst, dafür hat er aber gute Geschichten ohne überflüssiges Action-Zeugs erzählt.

Wirklich grundlegend neue Geschichten brauche ich jetzt nicht unbedingt. Ich möchte nur keine Geschichten, die nur ein roter Faden für ewig lange Actionszenen ohne Spannung sind, weil es keine Charaktere gibt mit denen man mitfiebern kann. Oder Geschichten, bei denen man schon nach ein paar Minuten erahnen kann wie das Ganze ausgehen wird.
 

Willy Wonka

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Im Gegenteil ich finde es interessant und schön wenn ein aktueller Regisseur eine Szene oder eine Dialog an einen alten Filmklassiker anlehnt bzw. eine Neuinterpretation macht und seinem Vorbild dadurch Tribut zollt.

Auch das ist für mich irgendwann ermüdend und wirkt beinahebei den heutigen Filmen inflationär . Wirklich neue Filme gibt es nicht mehr und das ist eigentlich ein sehr pessimistisches Weltbild.

Ich gehe auch, solange der Film mich interessiert, gerne in "kleinere" Produktionen ins Kino um damit ein Zeichen zu setzen. Einige meiner Freunde schauen sich solche Filme dann eher auf DVD/Blu-ray an und gehen nur in die großen Blockbuster Filme rein, weil es sich ja nur lohnt wirklich große Filme mit großen Effekten im Kino zu sehen. Ich schaue mir aber auch gerne kleinere Filme im Kino an, solange sie halt gut gemacht sind!

Genau das mache ich auch, wobei dann meist von allen Seiten Unverständnis kommt, denn jener Film sei doch nicht für's Kino gemacht. „Den kann man sich besser Zuhause ansehen.“
Das zeigt für mich eindrucksvoll die künftige Entwicklung des Films und die des Kinos. Kinos werden in der Zukunft noch mehr die Position der Jahrmärkte zu Beginn des 20. Jahrhunderts einnehmen und die künstlerischen Filme, werden vornehmlich zu Hause konsumiert wie damals ein gutes Buch.

Ich habe es schon mal so ähnlich geschrieben:
wenn ich mich nur bei taff oder den RTL2 News über neue Filme informiere, dann könnte ich auch auf die Idee kommen, dass es nur noch Remakes, Reboots oder Fortsetzungen gibt.
Wenn man aber auch nur ein klein wenig über den Tellerrand hinausschaut, dann entdeckt man eine Welt, die vor interessanten und originellen Ideen nur so strotzt!

Es gibt wahrlich nicht nur diesen Einheitsbrei, aber selbst die kleinen und interessanten Filme bieten keine originellen Geschichte, sondern ihre Qualität ist in der Inszenierung oder dem Schauspiel auszumachen.

Stimmt. Die Matrix-Regisseure haben mit Matrix genaugenommen nichts wirklich Neues geschaffen. Sie haben nur Elemente aus anderen Medien massenkompatibel gemacht.Christopher Nolan hat mit "Inception" eigentlich einen klassischen Heist-Film gemacht, der durch die Traum-Thematik neu wirkt.
Duncan Jones hat mit "Moon" und "Source Code" imo auch keine Revolution ausgelöst, dafür hat er aber gute Geschichten ohne überflüssiges Action-Zeugs erzählt.

Eine sehr gute Zusammenfassung und auch George Lucas hat sich sehr von verschiedenen Legenden, Mythen und klassischen Erzählungen orientiert, als er „Star Wars" schrieb.

Wirklich grundlegend neue Geschichten brauche ich jetzt nicht unbedingt. Ich möchte nur keine Geschichten, die nur ein roter Faden für ewig lange Actionszenen ohne Spannung sind, weil es keine Charaktere gibt mit denen man mitfiebern kann. Oder Geschichten, bei denen man schon nach ein paar Minuten erahnen kann wie das Ganze ausgehen wird.

Ich möchte gerne mal wieder eine neue Geschichte lesen bzw. sehen und da ich in letzter Zeit vermehrt ältere Literatur lese, merke ich wie viele Ideen und Geschichten bereits existierten und zum Teil versteckt in unsere Populärkultur sind.
 

Filmfan1972

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Interessanter Thread....
Davon mal ne kurze Nebenfrage an die Filmexperten hier....
Welcher Film gilt denn überhaupt als erste Fortsetzung eines Films von Hollywood?
Gabs sowas schon in den 30er, 40er?
 

deadlyfriend

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Interessanter Thread....
Davon mal ne kurze Nebenfrage an die Filmexperten hier....
Welcher Film gilt denn überhaupt als erste Fortsetzung eines Films von Hollywood?
Gabs sowas schon in den 30er, 40er?



Ich kann dir zwar nicht die erste Fortsetzung aller Zeiten nennen, aber bereits 1932 gab es den zweiten Teil von Dr.Mabuse.
 

Balthier9999

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AW: Ideenlosigkeit in Hollywood: Oder warum alle Geschichten bereits erzählt wurden?

Aber gibt es überhaupt noch neue, innovative Geschichten, welche es in dieser Form noch nicht gibt? Bezieht sich nicht jede „neue“ Geschichte auf irgendwelche älteren Erzählungen. Wurden bereits alle Geschichten in Form von Bildern (bewegt und unbewegt) und Schrift erzählt? Und entpuppen sich nicht selbst die scheinbar neuen Geschichten nur als eine weitere Variation einer früheren Geschichte? Und wenn das alles zutreffen sollte: Seit wann gibt es keine neuen Geschichten mehr?
Der Kunst kommt eigentlich die Aufgabe der Subversion zu, während die positive Innovation eher der Technik oder der Wissenschaft zugehörig ist.
„Neu“ kann an einer Geschichte ein einfacher Begriff als Grundmotiv sein; und Begriffe gibt es viele: Verkehrsschilder, Kakteen, Schnelligkeit, Umkehrbarkeit. Wie bereits erwähnt wurde, ist die Schuld an der Ideenarmut eher in der Industrie zu suchen. Dazu ein Zitat aus der Dialektik der Aufklärung im Kapitel zur Kulturindustrie: „Kultur heute schlägt alles mit Ähnlichkeit.“
Es ist nicht die Aufgabe des Films neue Geschichten zu erzählen, sondern die gesellschaftliche Wirklichkeit neu zu konstruieren. Insofern wiederholen gute Geschichten nie bereits gewesenes, denn der gesellschaftliche Bezug kann unmöglich völlig der gleiche sein.

Abgesehen natürlich vom kommerziellen nicht-subversiven Film, der das Gewohnte wiederholt, um Zuschauer zu locken. Diese Filme und ihre künstlerische Substanz werden zurecht gestutzt, damit sie dem kommerziellen Zweck gerecht werden.
Fortsetzungen sind häufig spürbar konstruiert, unwichtige Handlungsstränge werden „aufgefangen“ und aufgebläht, um einen logischen narrativen Anschluss zu finden. Sie stehen in Konflikt mit der ursprünglichen Erzählung, die sie nur in seltenen Fällen um wenige Aspekte bereichern wollen. Ansonsten dient die Wiederholung nur dem Auftritt bekannter und beliebter Figuren und Muster.

Solche Filme können Spaß machen, gerade weil man kein Risiko eingeht. Jedoch können sie der Erzählung im Ganzen schaden, zudem erreichen sie nur selten die Qualität des Erstlings.
 
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