Fast genau elf Jahre sind seit dem Kinostart des Films vergangen und nun habe ich den Film endlich gesehen.
Ich kann mich noch ein wenig an die damalige Presse- und Berichterstattung erinnern und natürlich, dass der Film als großer Oscar-Kandidat gehandelt worden ist. Mit gleich vier Oscar-Nominierungen in den Schauspiel-Kategorien sowie einer Nominierung für das beste adaptierte Drehbuch wird auch deutlich, wo der Fokus des Films liegt. Eine spannende und emotionale Thematik gekleidet in grandiosen Wortgefechten und vorgetragen von den besten Schauspielern unserer Zeit. Meine Erwartungshaltung war dementsprechend hoch und ich wurde nicht enttäuscht. Auch wenn es Überschneidungen mit den kirchenkritischen Filmen „Gelobt sei Gott“ und „Spotlight“ gibt, versucht „Glaubensfrage“ den Zweifel (daher auch der englische Titel „Doubt“) ins Zentrum zu rücken. Zunächst der Zweifel, dass die Beziehung zwischen dem Pater und einem Schüler unsittlicher Natur ist und schlussendlich der Zweifel, ob alle vorherigen Zweifel in dieser Form angebracht waren. Der Film bzw. die Geschichte bleiben offen und schlussendlich muss jeder Zuschauer seine eigenen Schlüsse ziehen. In Anbetracht der bis heute stattfindende Diskussionen über den Missbrauch in der katholischen Kirche und wie einige Bischöfe, Priester und andere kirchennahen Personen dank rhetorischen Mittel versuchen das Verbrechen durch Relativismus zu konterkarieren, kann das durchaus kritisch gesehen werden. Schließlich will man Gewissheit und auch wenn es naiv klingt Wahrheit und Gerechtigkeit.
In aufgewühlten Zeiten, wo Fake News, der Kampf um Meinungs- und Deutungshoheit durch die zunehmende Bedeutung der „soziale“ Medien zunimmt und Unwahrheiten als alternativen Fakten verkauft werden, wird der „Zweifel“ durch seinen inflationären Gebrauch selbst diskreditiert und führt zu häufig zu unreflektierte Verschwörungstheorien. Allein wegen dieses Spannungsfelds und der Umgang mit dem „Zweifel“ ist für mich „Glaubensfrage“ ein ungemein wichtiger Film, der wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient, auch wenn er selbst keine Antworten liefert, sondern uns Zuschauer unsicher und voller Zweifel zurücklässt.