Finsterworld
Was haben ein Fußpfleger, eine Dokumentarfilmerin, eine Rentnerin im Altenheim, ein Lehrer, diverse Schüler, ein reiches Ehepaar und ein Furry (im echten Leben Polizist) gemeinsam? Tja, wer das herausfinden möchte, der möge den Film schauen. Mehr zur Handlung schreib’ ich nämlich nicht.
„Finsterworld“ ist echt schwer zu beschreiben. Regisseurin Frauke Finsterwalder hat ein alternatives Deutschland erschaffen, das auf den ersten Blick märchenhaft erscheint und von lustig-skurrilen Charakteren bevölkert wird, die lustig-skurrile Dinge tun oder lustig-skurrile Interessen haben. Doch dann kommen die Gemeinheiten. Die treffen jeden der Protagonisten, deren Geschichten episodenartig erzählt werden und teilweise miteinander verwoben sind, mehr oder minder schwer. Und die Auflösungen einiger dieser Geschichten dürften dem nach einem Happy-End lechzenden Mainstream-TV-Zuschauer so überhaupt nicht schmecken. Ein Mainstream-TV-Zuschauer schaut dieses nach Kunst müffelnde Arthouse-Gedöns sowieso nicht? In diesem Fall vielleicht doch, denn die Inszenierung ist locker-flockig und flott, die Fiesheit fällt nicht mit der Tür ins Haus, sondern schleicht sich leise von hinten an. Der Humor ist schräg aber nicht mit dem Holzhammer daherkommend, die Darsteller teils namhaft und beliebt. Kurz gesagt: Der Film ist trotz Gesellschaftskritik unterhaltsam und leicht konsumierbar. Irgendwie wie ein Haneke-Film in einem Wes Anderson-Universum, falls man sich so eine Kombination überhaupt vorstellen kann. Strange, evil and beautiful. Eine echte Perle.
9/10 Punkte