Aber ja, vielleicht kann eine Zweitsichtung mit den richtigen Erwartungen nicht schaden
Danke für Eure Rückmeldung. Den kenne ich in der Tat, hat mich aber nicht komplett abgeholt. Ich hatte ihm eine 6/10 gegeben, aber ich denke nach der Pleite werde ich ihm nochmal eine Chance geben. Vielleicht tut ihm ja bei mir eine Zweitsichtung gut.
Irgendwie hat mich das Thema heute nicht mehr los gelassen und ich habe mir spontan, hatte den Film ja zum Glück bereits in meiner Sammlung, ihn mir erneut angeschaut. Zum Glück!
Tatsächlich hat mich das anfangs auch gestört bzw. dachte ich während des ganzen Films irgendwie "Zeigen die auch mal seine Taten?". Ich vermute mal man wollte dem Zuschauer ein Bild vermitteln was manche Leute auch damals hatten oder seine Angehörigen, das er womöglich einfach unschuldig ist. Einfach dass man das ganze als Zuschauer so miterlebt wie die Menschen damals, ohne genaueres Wissen.
Im Wissen um die Tatsachen kommt insgesamt wenig Spannung auf. Es wäre interessant zu sehen, wie jemand auf den Plot reagiert, wenn er die wahren Hintergründe nicht kennt und völlig unbedarft zusehen kann. Da könnte das ein interessantes Unterfangen werden - mit überraschendem Schluss. Aber weder der Trailer, den ich erst im Anschluss anschaute, noch die Cover-Texte geben einem eine Chance dazu.
Vielen Dank für diesen sehr guten Tipp an euch Beide! Es ist mir, wie ich bereits in meiner Kritik erwähnt habe, gelungen komplett anders an den Film heran zu gehen. Ich habe es geschafft auszublenden wer
Ted Bundy war. Und wenn einem das gelingt ist das quasi der Türöffner für den Film. Man kommt einen charmanten und chaarismatischen jungen Ted zu sehen, dem es mühelos gelingt junge Frauen kennen zu lernen und sie in seinen Bann zu ziehen. Ich finde die Szene z.b. sau stark wo er, nachdem er Liz in der Bar kennen gelernt hat, einfach wie ein Gentlemen neben ihr eingeschlafen ist und am nächsten Morgen ihr und ihrer Tocher Frühstück gemacht hat. Ich meine traut man einem Mann der sowas macht wirklich das zu was ihm dann kurze Zeit später im Film vorgeworfen wurde. Klar wenn man die Person
Ted Bundy kennt dann natürlich. Und genau hier lag mein Problem bei meiner Erstsichung. Genau in der Szene hatte ich z.B. schon erwartet das man hier schon sein erstes Opfer sehen würde. Klar ich hatte dann schnell begriffen das sie dann halt die einzige Frau war zu der er wirklich eine Bindung in seinem Leben aufbauen konnte, war und ihr deshalb nie hätte etwas antun wollen. Aber genau dann kam halt bei mir auch diese Ungeduld, wie Du sie offenbar dann ja auch hattest. Also das man mehr darüber sieht wie er seine Opfer nicht nur anlockt sondern auch wie er sie tötet und sich danach ihrer Leichen entledigt. Wie bereits erwähnt wollte ich hier keine Goreszenen sehen, aber halt ein paar Morde hatte ich damals schon vermisst.
Aber das lag nur daran weil ich eben bereits wusste wer
Ted Bundy war und was er alles getan hat. Und genau das habe ich nun bei meiner Zweitsichtung ausgeblendet und habe habe mich auf die Inszenierung von
Joe Berlinger eingelassen, der hier wirklich phänomenal mit der Wahrnehmung des Zuschauers spielt. Er zeigt uns hier einen liebevollen, intelligenten und charismatischen Ted den man eigentlich solche Taten nicht zutraut und es muss doch definitiv ein ander sein der diese Taten ausgebüt hat.
Und auch wenn es offiziell nicht bewiesen wurde, bzw. man es nicht angewendet hat um die Todesstrafe doch noch abzuwenden, glaube ich, je mehr ich darüber nachdenke das
Ted Bundy definitv Schizrophen war. Meiner Meinung nach gab es tatsächlich beide Personen. Den liebevollen Ted der seine Liz heiraten wollte, ein erfolgreicher Anwalt werden wollte, ein guter Vater und rundum ein netter Kerl gewesen wäre. Aber es gab auch seine dunkle Seite die ihn, warum auch immer, dazu verleitet bzw. angetrieben hat diese grausamen Taten zu begehen und diese Morde aus Passion und Leidenschaft, anders kann man es wirklich nicht beschreiben da es hier weder ein Rachemotiv noch, zumindest mir, ein prägendes Ereignis in seiner Kindheit/Jungend gab, die ihm zu dieser Bestie hat werden lassen.
Bill Hagmeier, der ja wirklich viel Zeit mit ihm verbracht hat und ihn während seiner letzten Jahre, in denen er auf die Vollstreckung seiner Todesstrafe wartete, versucht hat zu analysieren, hat wohl mal gemeint der einzige Grund warum er diese Morde begangn hat, war wei er es so wollte. Ich glaube zumindest es gab da auch kein Muster in der Wahl seiner Opfer, außer eben das es alles Frauen waren. Daher meine Vermutung das es alles impulsive und höchst leidenschaftliche Taten waren die der "gute" Ted nicht im Vorfeld plante sondern es waren Momente in denen sein anderes ich die Kontrolle über den Körper übernahm und seine Passion auslebte.
Und so doof wies klingt, aber umso mehr war das Ende dann auch ein Schlag in die Fresse als man dann doch seine Taten sieht. Weiß net wie ich das beschreiben soll, aber es hat für mich einfach funktioniert.
Und daher kann ich diese Aussage von Dir absolut nachvollziehen, da es mir genauso ging bei meiner heutigen Sichtung. Irgendwie wollte man es nicht wahrhaben das dieser nette Typ tatsächlich diese Bestie ist. Und dann sieht man zum Ende hin, wenn auch nur immer wieder kurz nur angeteasert, was er im Falle diesese Opfers getan hat. Zu welchen Tricks er teilweise gegriffen hat um noch harmloser zu wirken und seine Opfer in Sicherheit zu wiegen nur um dann später brutal zu töten. Und obwohl ich natürlich weiß wer Ted Bundy ist, dennoch wirkte dieses Ende bei meiner Zweitsichtung absolut schokierend und es war wirklich ein Schlag in die Magengrube.
Die echten Filmaufnahmen während der Schlusstitel zeigen, dass der Film einiges sehr authentisch rüber brachte, bis hin zu Zitaten. Beklemmend ist in den Schlusstiteln die Seite mit den vielen namentlich aufgeführten bekannten Opfern.
Das war mir tatsächlich auch damals bei meiner Erstsichtung schon sehr positiv aufgefallen. Umso stärker ist hier wirklich die Leistung von
Zac Efron einzuordnen!
Dennoch ärgert es mich einfach masiv das man hier so eine extreme Vorlage hat, also wirklich, wenn auch leider traurige reale Geschichte, die man nur 1:1 adaptieren müsste und man hätte einen saustarken Serienkiller Film. Man muss hier keinen Hanibal Lecter neu erfinden, man hat bereits eine reale Vorlage über den es unzählige Bücher und mit Sicherheit auch psyschologische/wissenschaftliche Studien gibt die man eben nur verwenden müsste.
Nicht falsch verstehen ich brauche hier keinen extremen slasher Anteil, aber etwas davon fände ich schon gut. Ich würde halt gerne tiefer in die Welt des Ted Bundy eintauchen in einem Film, mehr über seine Motivation erfahren und mehr über seine Taten und nicht nur alles in Rückblenden sehen.
Also ich muss hier meine Meinung über den Film definitiv ändern. Es war eine mutige und sehr gewagte Entscheidung von
Joe Berlinger den Film so und eben nicht, wie ja auch meine Erwartungshaltung damals war, zu inszenieren. Aber wenn man sich echt drauf einlässt bekommt man einen guten Film geboten.
Ich habe nun nicht nur meine Frieden mit
Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile geschlossen, sondern nachfolgende Filme, falls es nochmal einen Film über
Ted Bundy geben sollte, haben es nun extrem schwer diese Hürde zu überspringen.
Natürlich spielt der Film nicht ganz in der Liga von
Das Schweigen der Lämmer oder
Zodiac, was aber auch eben viel an den beiden Regisseuren liegt, die damals diese Filme einfach perfekt inszeniert haben und zurecht diesen Status bei mir haben. Nach meiner Sichtung von No Man Of God hatte ich noch den sehnlichen Wunsch das es doch endlich mal eine gute
Ted Bundy Verfilmung geben soll. Nun nach meiner Zweitsichtung von
Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile wurde ich eines Besseren belehrt. Es gibt sie und sie stand bereits in meiner Sammlung.