AW: Exodus
Ridley Scott erzählt uns in seiner fast drei stündigen Bibelstunde nicht nur die Geschichte des Mose, der erst mit dem Pharao Stress bekommt und dann sein Volk befreien muss sondern wendet dabei auch den gleichen Trick an mit Hilfe dessen der größte Club der Welt seit Jahrtausenden überlebt und Mitglieder generiert.
Exodus: Götter und Könige erzählt mal mehr mal weniger frei die Geschichte des Moses und dessen vermeintlichen Bruder Ramses, dem Pharao. Die klassische Bibel Story, die wir auch schon aus Filmen wie Die Zehn Gebote oder Moses kennen, nur mit besseren Schauspielern und mehr epicness. Was Exodus mit dem größten Club der Welt gemein hat, wird einem schnell klar in der ersten halben Stunde des Films. Die Kirche im Allgemeinen beeindruckt gern seit ihrer Entstehung mit riesigen Bauten, wunderschönen Kirchen oder Gebäuden und einschüchternder Größe. Dies wirkt auf Menschen. Lässt sie vor Ehrfurcht erstarren und ins Gotteshaus wandern, Sonntag für Sonntag, Predigt für Predigt. Scott macht im Prinzip das gleiche und klatscht dem Zuschauer eine mega Einstellung nach der anderen vors Auge inklusive imposantem 3D. Da eine mega Statue, dort in Großaufnahme Ägypten aus der Vogelperspektive. CGI auf höchstem Niveau, nimmt man nur mal die wunderbare Szene mit den Krokodilen. Hier wird alles aufgefahren und wirkungsvoll ins Szene gesetzt. Doch was ist wenn man sich erst einmal satt gesehen hat? In der Kirche würde die Predigt kommen, hier müssen die Schauspieler predigen bzw. schauspielern um den Zuschauer bei Stange zu halten.
Und genau hier liegt der Hund begraben. Sobald die Schauwerte in den Hintergrund rücken und man sich der Geschichte widmet, die erzählt wird kehrt schnell Langeweile ein. In der Kirche liegt der Job beim Prediger den Zuhörer zu faszinieren oder zum Nachdenken an zu regen. Hier liegt es in den Händen des Bale (Moses) und dessen unbekannten Partner Kautz (Ramses).
Bale vollzieht mal mehr mal weniger glaubhaft die Wandlung vom Prinzen Schönling zum Rebellenführer aber selbst im entscheidenden Moment als er einmal anführen muss um die Massen zu mobilisieren, wirkt er wenig mit reisend. Würde der Film einmal ohne Ton gezeigt und man musste sich die Worte denken, die aus seinem Munde fließen, würde es sich in etwa so anhören.
´´Wenn ihr Bock habt könnt ihr ja mitkommen durchs Meer, ich gehe erstmal vor, wer will kann ja mit.´´
Wenn man sich einmal zurück erinnert wie bei Scotts früheren Werken die Anführer aussahen die zum Wiederstand aufriefen und man jetzt den Anführer schlechthin Moses nimmt kann man nur vom Glauben abfallen und das Wort wörtlich. Wäre man noch in Ridley Scotts Klassiker Gladiator, Russell Crowe aka Maximus bis in den Tod gefolgt, hat man für Moses nicht mal mehr ein müdes Lächeln übrig. Scott inszenierte in Gladiator alle seine Charaktere mit Gewicht und einer epicness, die keiner der Rollen in Exodus nur ansatzweise hat. Denkt man nur an Sir Ben Kingsley der im Film einfach nur untergeht und hinter seinem Buschido Bart keinerlei Chancen hat den Zuschauer ab zu holen. Es wirkt fast so als sei er nur da um da zu sein. Bale als ultimativer Führer namens Moses wäre wohl damals keiner gefolgt.
Allgemein dürfen im Film nur Ramses und Moses mehr als drei Sätze am Stück von sich geben. Der Film besteht praktisch nur aus Nebendarstellern, die ihren Satz aufsagen dürfen nur um dann wieder zu verschwinden. Sie bringen die Handlung jeweils immer ein Stückchen voran aber mehr auch nicht. Gerade aber die Nebendarsteller sind das Salz in der Suppe, nur in Exodus bleiben sie nur Sprechrollen ohne Mehrwert. Scott schafft es nicht Charaktere zu erschaffen die einem im Gedächtnis bleiben. Niemand erinnert sich nach dem Abspann ,um beim Vergleich zu bleiben, an den Prediger sondern man erinnert sich an tolle Bauwerke, Specialeffects und Großaufnahmen. Wobei es in der Bibel geradezu wimmelt von faszinierenden Gestalten und Ereignissen.
Trotz der langen Predigt die uns Scott verkündet, hat man ständig das Gefühl, was verpasst zu haben wenn man kurz blinzelt. Moses ist mal hier mal da, mal ist er Prinz dann wird er verbannt. Aufgeteilt in zwei Predigten hätte dem Film gut getan. Zugute halten muss man Scott aber unbedingt, dass er sich zwar viele Freiheiten nimmt bei der Erzählung seiner Predigt in Bezug auf die Bibel aber er hat aus Moses nicht einen durch Fanatismuss zerfressenen, getrieben Verrückten gemacht wie Arranofsky aus Noah. Scott bleibt aber gerade bei den Fragen zum Glauben immer auf Distanz und beantwortet sie auch nicht. Er macht es sich einfach und stellt erst gar keine. Niemand hinterfragt Moses, niemand unterhält sich mit ihm über seine Motivation. Ein paar Dialoge über dieses Thema fehlen dem Film.
Einer der größten Kritikpunkte fängt sich Scott damit ein, keinen besonderen Score für seinen Film gefunden zu haben. Wer kennt nicht die epischen Klänge aus Gladiator? In der Kirche in der gepredigt wird ist immer auch die Musik ein entscheidendes Detail auf das die Menschen Wert legen. Und ohne Musik oder den Gesang hat keiner so richtig Freude beim Gang ins Clubhaus. Scotts Predigt hört man sich zwar an aber was einem im Gedächtnis bleib ist der beeindruckende Raum in der sie gehalten wird, nicht aber der Inhalt oder wer sie verkündet.