Endlich sind wir reich

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.310
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Endlich sind wir reich

Alfred und Emily sind verheiratet und führen ein wohl eher durchschnittliches Leben. Emily scheint aber ganz zufrieden in ihrer Situation, während Fred durch den Alltag immer frustrierter ist. Durch eine zufällige Erbschaft kommen sie aber plötzlich an einen größeren Betrag, der ihnen eine große Reise ermöglicht und die Träume von aufregenden Abenteuern erlaubt. Dies stellt sie jedoch vor große Probleme, da sie auf der gebuchten Reise ihre Partnerschaft verlieren. Emily lernt einen attraktiven Colonel kennen und Fred eine Prinzessin. Beides verspricht erstmal viel Aufregung, aber ihre Beziehung geht dabei allmählich in die Brüche.

Durch die Schiffsreise und ein paar andere Kleinigkeiten war ich zunächst an „Champagne“ erinnert, wobei „Endlich sind wir reich“ der bessere Film ist. Ein eher persönliches Werk, da diesmal kein Bühnenstück zur Adaption anstand, sondern es diesmal ein Drehbuch von sich und seiner Frau enthielt, die kurze Zeit vorher auf einer Schiffsreise unterwegs waren. Hier sind mit Sicherheit viele Dinge mit eingeflossen, die die Beiden so, oder in ähnlicher Form erlebten. Die Geschichte ist auch recht interessant und nicht langweilig. Dennoch wirkt der Film immer wieder bruchstückhaft, was durch die Texttafeln einmal an die Stummfilme erinnert, aber irgendwie auch die Teile verbinden soll. Insgesamt finde ich auch die Mixtur nicht komplett gelungen, da hier doch eine sehr heitere Stimmung gegeben ist, die irgendwann in ernsthafte Gefilde kippt. Für mich persönlich aber diesmal nicht so gut ineinander verwoben. Für den ernsthaften Part war mir die Vorgeschichte zu lustig und umgekehrt war es ebenso. Auch das Finale nach der Reise, war mir für die vorangegangenen Ereignisse zu wenig gehaltvoll. Dafür gefielen mir natürlich viele Kameraspielereien. Die Eröffnungssequenz beispielsweise die an Fritz Lang erinnert und auch einige andere Ideen, die mir gefielen. Ebenso fand ich Joan Barry einfach nur toll, die leider viel zu schnell ihre Karriere beendete. Immerhin konnte sie sich als erste Synchronsprecherin aller Zeiten in die Geschichtsbücher eintragen, da sie die Stimme von Anny Ondra in „Blackmail“ war. „Endlich sind wir reich“ ist somit absolut kein Langweiler, aber er bleibt ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurück. Dennoch bietet er einige wirklich tolle Sequenzen, wie beispielsweise der Nachtclubbesuch in Paris oder der jeweilige Gegenschnitt auf den seekranken Ehemann an Bord, was ebenfalls visuell brillant inszeniert wurde. Irgendwie bleibt aber trotzdem das Gefühl, das hier mehr drin war.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.716
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
233
Durch die Schiffsreise und ein paar andere Kleinigkeiten war ich zunächst an „Champagne“ erinnert, wobei „Endlich sind wir reich“ der bessere Film ist.
Auf jeden Fall ist es der bessere Film!


Ein eher persönliches Werk, da diesmal kein Bühnenstück zur Adaption anstand, sondern es diesmal ein Drehbuch von sich und seiner Frau enthielt, die kurze Zeit vorher auf einer Schiffsreise unterwegs waren.
Aus diesem Grund finde ich es schade das er hier offenbar weder von dem Kinopublikum noch von den Kritikern Anerkennung für erhalten hat. Natürlich hat dieser Mann später geniale Thriller und Kriminalfilme gedreht, aber wer weiß welche Richtungen er noch hätte eingeschlagen, wenn man ihm etwas mehr Vertrauen bzw. Ermutigung geschenkt hätte, genau solche Projekt zu vertiefen. Ich fand das Drehbuch und die Verfilmung deutlich interessanter als eine reine Adaption eines Bühnenstückes.


Hier sind mit Sicherheit viele Dinge mit eingeflossen, die die Beiden so, oder in ähnlicher Form erlebten. Die Geschichte ist auch recht interessant und nicht langweilig.
Gerade als ich später durch das Nachlesen in meinen Büchern erfahren habe, das die Idee zu dem Film von einer großen Reise der Familie Hitchcock stammt, wertete diese Tatsache den Film für mich nochmals auf. Zugegeben, dies konnten natürlich weder das damalige Puplikum noch Kritiker wissen, aber es wundert mich das der Film später unter Hitchcock Fans nicht mehr Beachtung erhalten hat, da er eben auf persönlichen Erlebnissen beruht bzw. hier offenbahr sehr inspiriert wurde. Ich kenne jedenfalls keine Quelle, sei es persönlich oder im Internet, wo ich zuvor gelesen hatte das Rich and Strange ein toller Hitchcock Film sei. Aber genau das ist er!


Dennoch wirkt der Film immer wieder bruchstückhaft, was durch die Texttafeln einmal an die Stummfilme erinnert, aber irgendwie auch die Teile verbinden soll.
Das ist tatsächlich auch ein Kritikpunkt welche ich an den Film habe. Aber zugleich habe ich mich gefragt ob es vielleicht ein Versuch Hitchcocks war aus einem Tonfilm, den man zum damaligen Zeitpunkt nicht synchronisieren konnte, doch noch irgendwie halbwegs einen Film zu machen, den man sich auch ohne große Kenntnis der englischen Sprache anschauen könnte? Leider habe ich dazu nichts gefunden, aber irgendwie kam mir der Gedanke.


Insgesamt finde ich auch die Mixtur nicht komplett gelungen, da hier doch eine sehr heitere Stimmung gegeben ist, die irgendwann in ernsthafte Gefilde kippt. Für mich persönlich aber diesmal nicht so gut ineinander verwoben. Für den ernsthaften Part war mir die Vorgeschichte zu lustig und umgekehrt war es ebenso.
Spielst Du hier auf die letzte Sequenz an wo das Schiff in Seenot geriet und man zunächst dachte sie würden sogar umkommen dabei? Falls ja, das hat mich auch gestört, weil der Film für mich zuvor ganz klar eine Komödie war. Es gab ein paar schöne Elemente die lustig waren. Auch die Dame die Elsie Randolph, die hier gerade mal 27 Jahre alt war, hat mir sehr gut gefallen. Bei meinen Recherchen nach dem Film musste ich wirklich zweimal hinsehen als ich dann ein Bild von ihr sah wie sie normalerweise ausgesehen hat. Eine schöne Frau die hier bewusst sich hässlicher hat machen lassen um einen gewissen Typ Frau zu spielen. Durch die Art und wie sie zurecht gemacht war wirkte sie im Film natürlich auch deutlich älter. Diese schauspielerische Leistung fand ich sehr gut und hatte auch einen guten komidantischen Aspekt für mich. Die Szene mit dem Teppich auf dem Markt war grandios, ich habe herzhaft gelacht wie die arme dann, obwohl sie zu Anfang den eindruck hatte das alle nur mitkommen um sie beim Kauf des besagten Teppichs zu unterstützen, am schluss das Teil alleine tragen musste weil niemand mehr da war. Eine tolle Situationskomik.

Auch das Finale nach der Reise, war mir für die vorangegangenen Ereignisse zu wenig gehaltvoll.
Ich fand persönlich die Sequenz auf dem chinesischen Piratenschiff sehr komisch. Irgendwie wollte die nicht so ganz zum Rest des Filmes passen. Der Grund, wie die beiden auf dieses Schiff, was dann später Schiffbruch erlitten hat, gekommen sind, war nachvollziehbar und für das spätere Happy End des Filmes ja auch wichtig, aber ich frage mich die ganze Zeit über ob es nicht besser gewesen wäre hätte er einfach gezeigt wie sie sich z.B. in ein Rettungsboot retten können und dann auf hoher See von einem anderen Dampfer aufgenommen worden wären. Die letzte Szene im Appartment hätte es für mich absolut nicht gebraucht und die Sequenz auf dem chinesichen Boot auch nicht.

Dafür gefielen mir natürlich viele Kameraspielereien. Die Eröffnungssequenz beispielsweise die an Fritz Lang erinnert und auch einige andere Ideen, die mir gefielen.
Stimmt, das ist mir auch aufgefallen. Auch die Darstellung der U-Bahn zum Feierabend hin fand ich sehr visionär. Selbst in späteren Filmen aus dieser Epoche des Kinos fällt mir spontan keine so realistische Szene ein, die den Berufsverkehr so realistisch zeigte wie hier in dieser Szene. Jeder der schon einmal eine Zeit morgens mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren ist um zur Arbeit zu kommen wird sich in dieser Szene absolut wieder gefunden haben, also bei dem Gedränge und das der Instinkt der Leute direkt einsteigen zu müssen, bevor man die aussteigenden Fahrgäste erst mal rauslässt.

Ebenso fand ich Joan Barry einfach nur toll, die leider viel zu schnell ihre Karriere beendete. Immerhin konnte sie sich als erste Synchronsprecherin aller Zeiten in die Geschichtsbücher eintragen, da sie die Stimme von Anny Ondra in „Blackmail“ war.
Das finde ich auch sehr schade, da sie mir hier auch extrem gut gefallen hat! Ich hatte dann auch schnell gesehen das sie danach nur noch eine handvoll Filme dreht, von denen mich gerade Rome Express vom Titel und der groben Handlung irgendwie gereitzt hätte, aber es gibt offenbar zu dem Film keine VÖ.

Schön finde ich es auch das sie zunächst, auch wenn es nur ihre Stimme war, bekannt wurde und wie Du es so schön beschrieben hast damit als erste Synchronsprecherin der Filmgeschichte einen Namen machen konnte, aber eben auch ein paar Jahre später in einer Hauptrolle in einem Hitchcock Film unsterblich machen konnte, zumindest für mich, weil sie die Rolle wirklich super gespielt hat!

„Endlich sind wir reich“ ist somit absolut kein Langweiler, aber er bleibt ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurück. Dennoch bietet er einige wirklich tolle Sequenzen, wie beispielsweise der Nachtclubbesuch in Paris oder der jeweilige Gegenschnitt auf den seekranken Ehemann an Bord, was ebenfalls visuell brillant inszeniert wurde.
Visuell zeigte Hitchcock hier wieder deutlich mehr Kinomagie als in The Skin Game, ohne die Filme zu sehr miteinander vergleichen zu wollen. The Skin Game ist zum einen ein ganz anderes Genre, aber zum anderen eben auch ein viel dialoglastiger Film. Rich and Strange hingegen wirkt viel leichter und mit ein paar wenigen Stellschrauben hätte hieraus durchaus eine richtig lustige Komödie werden können.

Der Nachtclubbesuch war auch interessant fotografiert, wenn auch eher wohl wieder eher wie ein Stummfilm gedreht. Sieht man nur davon ein paar Szenen und wüsste keine genauen Details, könnte man davon ausgehen es wäre ein weiterer Stummfilm von Hitchcock gewesen.

Irgendwie bleibt aber trotzdem das Gefühl, das hier mehr drin war.
Aus meiner Sicht hatte der Film ein großes Problem, der männliche Hauptcharakter Fred war nicht symphatisch. Klar beide, sowohl er als auch Emily hatten Liebeleien auf der Reise, aber hier war ich definitiv auf der Seite von Emily und ich hätte mir auch tatäschlich ein Happy End zwischen ihr und Commander Gordon gewünscht, da er aus meiner Sicht besser zu ihr gepasst hat und er es ernst mit ihr gemeint hat. Er war einfach ein netterer Mensch als Fred. Als sie noch kein Geld hatten war Fred unglücklich, gelangweilt von seinem alltäglichen Leben und obwohl er eine wunderbare Frau hat, die ihn offenbar sehr liebt, konnte er keine Freude in seinem Leben finden und dachte, wenn er nur genügend Geld besitzen würde, würde alles besser und er glücklicher. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Anstatt er sich eine schöne Zeit mit seiner Frau macht fällt er auf eine Trickbetrügerin rein, die ihm schöne Augen macht und lässt sich von einem Adelstitel blenden. Natürlich verbringt Emily auch viel Zeit mit Gordon, aber zu Anfang war es eher, zumindest aus ihrer Sicht, eine aufkeimende Freundschaft. Klar das er sich von Anfang an mehr Hoffnung machte, eine junge hübsche Frau aber ich denke er wäre auch Gentlemen genug gewesen sich zu nichts zu überreden was sie nicht später dann auch wollte. Erst als Fred immer mehr die Nähe zu der Prinzessin suchte kamen sich beide auch näher und unternahmen auch mehr Dinge alleine. Übrigens ein toller Einfall von Hitchcock hier Emily und Fred getrennt voneinander mit dem Rikscha´s losfahren zu lassen und dann die Beiden doch wieder aufeinander treffen zu lassen und sich dann die Rikscha´s verhaken zu lassen.

Emily ist hier für mich eine sehr tragische Figur. Anstatt sie an sich und ihr Glück denkt will sie sofort, nachdem sie von dem Betrug der Prinzessin erfährt, nur Fred warnen. Zum einen zeigt dies wie nett im Grunde Gordon war, da er ihr hätte dieses Detail auch verheimlichen können und sie hätte es nie erfahren. Aber sie konnte auch nicht glücklich sein in dem Wissen das Fred sich in sein Unglück stürzt. Aber genau hier kommt der Moment wo der Charakter nochmal so richtig unsypmhatisch rüberkommt, anstatt das er seiner Frau dankbar ist das sie nach all dem noch zu ihm hält und ihn warnen will glaubt er ihr nicht und beschimpft sie Emily hat die Liebe zu Gordon aufgegeben, Fred wurde verlassen und selbst da hat er erstmal nichts besseres zu tun als sich bei der Frau, die ihn noch immer liebt und zu ihm hält, auszuheulen. Der Dialog erinnerte mich eher an zwei gute Freunde als ein liebendes Paar. Ich meine ehrlich wer heult sich bei seinem Partner darüber aus das er von der Affäre verarscht wurde? Ohne jegliches Zeichen der Reue. Die Szene hat ihn noch unsymphatischer gemacht als er es ohnehin schon war.

Und es gibt zwar am Schluss so eine Art Happy End, aber ich hatte nicht das Gefühl das sich Fred grundlegend geändert hat. Ich denke er wird, auf kurz oder lang, genauso unglücklich bleiben wie er es zu Anfang war und daran ändert auch kein Kind etwas.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.310
Ort
Garma
Filmkritiken
185
Gerade als ich später durch das Nachlesen in meinen Büchern erfahren habe, das die Idee zu dem Film von einer großen Reise der Familie Hitchcock stammt, wertete diese Tatsache den Film für mich nochmals auf. Zugegeben, dies konnten natürlich weder das damalige Puplikum noch Kritiker wissen, aber es wundert mich das der Film später unter Hitchcock Fans nicht mehr Beachtung erhalten hat, da er eben auf persönlichen Erlebnissen beruht bzw. hier offenbahr sehr inspiriert wurde. Ich kenne jedenfalls keine Quelle, sei es persönlich oder im Internet, wo ich zuvor gelesen hatte das Rich and Strange ein toller Hitchcock Film sei. Aber genau das ist er!
Wenn man parallel die Bücher liest, erfährt man unglaublich interessante Dinge. Die Bücher haben auch großen Anteil daran, dass das Ganze so viel Spaß bereitet. Wie du richtig sagst, haben wir aktuell den Vorteil einen historischen Blick darauf werfen zu können aber ich finde es unglaublich interessant, wie viele Dinge er aus seinem Leben in den Filmen eingebaut hat. Gerade auch im Hinblick auf "Die 39 Stufen" und "Der Geheimagent". Wenn man ohne diese Recherche einfach nur schauen würde, würden einem so viel tolle Dinge entgehen.......

Das ist tatsächlich auch ein Kritikpunkt welche ich an den Film habe. Aber zugleich habe ich mich gefragt ob es vielleicht ein Versuch Hitchcocks war aus einem Tonfilm, den man zum damaligen Zeitpunkt nicht synchronisieren konnte, doch noch irgendwie halbwegs einen Film zu machen, den man sich auch ohne große Kenntnis der englischen Sprache anschauen könnte? Leider habe ich dazu nichts gefunden, aber irgendwie kam mir der Gedanke.
Diese Möglichkeit finde ich gerade sehr interessant. Vielleicht wollte er aber auch damit experimentieren, über Texttafeln Verbindungen zu schaffen, die vom Budget her nicht zu zeigen waren. Irgendwie musste er ja die verschiedenen Episoden zusammenfügen.
Spielst Du hier auf die letzte Sequenz an wo das Schiff in Seenot geriet und man zunächst dachte sie würden sogar umkommen dabei? Falls ja, das hat mich auch gestört, weil der Film für mich zuvor ganz klar eine Komödie war.
Ja, gefiel mir nicht. Die eher heitere Stimmung und dann liegt bei dem Schiffsunglück ein Toter. Das passte für mich nicht zusammen.
Es gab ein paar schöne Elemente die lustig waren. Auch die Dame die Elsie Randolph, die hier gerade mal 27 Jahre alt war, hat mir sehr gut gefallen. Bei meinen Recherchen nach dem Film musste ich wirklich zweimal hinsehen als ich dann ein Bild von ihr sah wie sie normalerweise ausgesehen hat. Eine schöne Frau die hier bewusst sich hässlicher hat machen lassen um einen gewissen Typ Frau zu spielen. Durch die Art und wie sie zurecht gemacht war wirkte sie im Film natürlich auch deutlich älter. Diese schauspielerische Leistung fand ich sehr gut und hatte auch einen guten komidantischen Aspekt für mich. Die Szene mit dem Teppich auf dem Markt war grandios, ich habe herzhaft gelacht wie die arme dann, obwohl sie zu Anfang den eindruck hatte das alle nur mitkommen um sie beim Kauf des besagten Teppichs zu unterstützen, am schluss das Teil alleine tragen musste weil niemand mehr da war. Eine tolle Situationskomik.
Ja, diesen komödiantischen Aspekt fand ich auch gut und traf den Ton des Films besser, als das Schiffsunglück.
Ich fand persönlich die Sequenz auf dem chinesischen Piratenschiff sehr komisch. Irgendwie wollte die nicht so ganz zum Rest des Filmes passen. Der Grund, wie die beiden auf dieses Schiff, was dann später Schiffbruch erlitten hat, gekommen sind, war nachvollziehbar und für das spätere Happy End des Filmes ja auch wichtig, aber ich frage mich die ganze Zeit über ob es nicht besser gewesen wäre hätte er einfach gezeigt wie sie sich z.B. in ein Rettungsboot retten können und dann auf hoher See von einem anderen Dampfer aufgenommen worden wären. Die letzte Szene im Appartment hätte es für mich absolut nicht gebraucht und die Sequenz auf dem chinesichen Boot auch nicht.
Auch die Szene fand ich ebenfalls befremdlich. Im letzten Drittel funktionierte für mich die Mischung nicht mehr.
Stimmt, das ist mir auch aufgefallen. Auch die Darstellung der U-Bahn zum Feierabend hin fand ich sehr visionär. Selbst in späteren Filmen aus dieser Epoche des Kinos fällt mir spontan keine so realistische Szene ein, die den Berufsverkehr so realistisch zeigte wie hier in dieser Szene. Jeder der schon einmal eine Zeit morgens mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren ist um zur Arbeit zu kommen wird sich in dieser Szene absolut wieder gefunden haben, also bei dem Gedränge und das der Instinkt der Leute direkt einsteigen zu müssen, bevor man die aussteigenden Fahrgäste erst mal rauslässt.
Das waren alles gute Szenen, die mir ebenso gefallen haben. In der U-Bahn musste ich auch daran denken, dass dies mit Sicherheit schwer zu filmen war.
Das finde ich auch sehr schade, da sie mir hier auch extrem gut gefallen hat! Ich hatte dann auch schnell gesehen das sie danach nur noch eine handvoll Filme dreht, von denen mich gerade Rome Express vom Titel und der groben Handlung irgendwie gereitzt hätte, aber es gibt offenbar zu dem Film keine VÖ.
Sie war für mich das absolute Highlight im Film. Interessant ist auch, das die Szenen mit ihr tiefer im Kopf bleiben, als die Szenen ohne sie.
Schön finde ich es auch das sie zunächst, auch wenn es nur ihre Stimme war, bekannt wurde und wie Du es so schön beschrieben hast damit als erste Synchronsprecherin der Filmgeschichte einen Namen machen konnte, aber eben auch ein paar Jahre später in einer Hauptrolle in einem Hitchcock Film unsterblich machen konnte, zumindest für mich, weil sie die Rolle wirklich super gespielt hat!
Sie hätte ich wirklich gerne öfter gesehen. Hier fand ich dann ihre eigene Stimme auch absolut passend. Hattest du den auf deutsch oder im O-Ton gesehen?
Aus meiner Sicht hatte der Film ein großes Problem, der männliche Hauptcharakter Fred war nicht symphatisch. Klar beide, sowohl er als auch Emily hatten Liebeleien auf der Reise, aber hier war ich definitiv auf der Seite von Emily und ich hätte mir auch tatäschlich ein Happy End zwischen ihr und Commander Gordon gewünscht, da er aus meiner Sicht besser zu ihr gepasst hat und er es ernst mit ihr gemeint hat. Er war einfach ein netterer Mensch als Fred. Als sie noch kein Geld hatten war Fred unglücklich, gelangweilt von seinem alltäglichen Leben und obwohl er eine wunderbare Frau hat, die ihn offenbar sehr liebt, konnte er keine Freude in seinem Leben finden und dachte, wenn er nur genügend Geld besitzen würde, würde alles besser und er glücklicher. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Anstatt er sich eine schöne Zeit mit seiner Frau macht fällt er auf eine Trickbetrügerin rein, die ihm schöne Augen macht und lässt sich von einem Adelstitel blenden. Natürlich verbringt Emily auch viel Zeit mit Gordon, aber zu Anfang war es eher, zumindest aus ihrer Sicht, eine aufkeimende Freundschaft. Klar das er sich von Anfang an mehr Hoffnung machte, eine junge hübsche Frau aber ich denke er wäre auch Gentlemen genug gewesen sich zu nichts zu überreden was sie nicht später dann auch wollte. Erst als Fred immer mehr die Nähe zu der Prinzessin suchte kamen sich beide auch näher und unternahmen auch mehr Dinge alleine. Übrigens ein toller Einfall von Hitchcock hier Emily und Fred getrennt voneinander mit dem Rikscha´s losfahren zu lassen und dann die Beiden doch wieder aufeinander treffen zu lassen und sich dann die Rikscha´s verhaken zu lassen.
Ja, die Chemie passte nicht ganz, denn Fred fand ich ebenfalls nicht sympathisch und man konnte nicht wirklich erkennen, warum sie an ihm hing. Mir ging es genauso wie dir, das ich Gordon für viel passender gehalten habe.
Emily ist hier für mich eine sehr tragische Figur. Anstatt sie an sich und ihr Glück denkt will sie sofort, nachdem sie von dem Betrug der Prinzessin erfährt, nur Fred warnen. Zum einen zeigt dies wie nett im Grunde Gordon war, da er ihr hätte dieses Detail auch verheimlichen können und sie hätte es nie erfahren. Aber sie konnte auch nicht glücklich sein in dem Wissen das Fred sich in sein Unglück stürzt. Aber genau hier kommt der Moment wo der Charakter nochmal so richtig unsypmhatisch rüberkommt, anstatt das er seiner Frau dankbar ist das sie nach all dem noch zu ihm hält und ihn warnen will glaubt er ihr nicht und beschimpft sie Emily hat die Liebe zu Gordon aufgegeben, Fred wurde verlassen und selbst da hat er erstmal nichts besseres zu tun als sich bei der Frau, die ihn noch immer liebt und zu ihm hält, auszuheulen. Der Dialog erinnerte mich eher an zwei gute Freunde als ein liebendes Paar. Ich meine ehrlich wer heult sich bei seinem Partner darüber aus das er von der Affäre verarscht wurde? Ohne jegliches Zeichen der Reue. Die Szene hat ihn noch unsymphatischer gemacht als er es ohnehin schon war.
Haben wir auch hier ähnlich empfunden. Auch wenn sie den "ersten Fehler" begeht, war sie die Sympathiefigur. Ein toller Charakter, der so einen Fred nicht verdient hat, weshalb.........
Und es gibt zwar am Schluss so eine Art Happy End, aber ich hatte nicht das Gefühl das sich Fred grundlegend geändert hat. Ich denke er wird, auf kurz oder lang, genauso unglücklich bleiben wie er es zu Anfang war und daran ändert auch kein Kind etwas.
....... ich das happy-End auch nicht wirklich als solches betrachte, da wie du richtig sagst, keine Änderung bei Fred stattfand. Worauf er hinaus wollte, dass so ein Ereignis zusammen schweißen kann, war für mich nicht greifbar. Die ersten beiden Drittel des Films fand ich deshalb deutlich besser, als den Rest. Irgendwie hat Hitchcock hier für mich, nicht die richtige Mischung gefunden.
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.716
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
233
Sie hätte ich wirklich gerne öfter gesehen. Hier fand ich dann ihre eigene Stimme auch absolut passend. Hattest du den auf deutsch oder im O-Ton gesehen?
Tatsächlich, gerade weil ich durch ihre Synchronisation in Blackmail dann auch Joan Barry als Darstellerin mal in Gänze bewerten wollte, hatte ich mir den Film dann auch im O-Ton angeschaut. Tatsächlich habe ich auch zuvor, weil es ja dann eine Zweitsichtung für mich war Mord - Sir John greift ein im O-Ton geschaut und, mangels vernüftiger Synchro auch Number Seventeen im O-Ton und natürlich jetzt auch, mangels Synchro, Waltzes From Vienna.
 
Oben