Ein Toter spielt Klavier
Penny Appleby hat es nicht leicht im Leben. Ihre Mutter ist vor einigen Jahren gestorben, sie selbst ist seit einem Reitunfall an den Rollstuhl gefesselt und nun verunglückt auch noch ihre beste Freundin. Im Internat in Italien ist sie nunmehr ziemlich allein, aber sie folgt der Einladung ihres Vaters, zurück nach Frankreich zu kommen. Sie haben sich zwar seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen und wohl auch kein inniges Verhältnis, aber es ist zumindest jemand da, der sich um sie kümmern kann. Leider ist er bei der Ankunft nicht anwesend, aber sie wird von ihrer Stiefmutter herzlich empfangen. Auch der Arzt, ein Freund der Familie ist überaus hilfsbereit, obwohl das alles ein wenig zu sehr bemüht aussieht. Richtiges Vertrauen kann sie nur zu Bob, dem Chauffeur der Familie, aufbauen. Allerdings sieht sie schon bald die Leiche ihres Vaters, die auch kurz darauf wieder vom Erdboden verschwunden ist.
Seth Holt hat hier im Jahre 1961 einen wunderbaren Thriller hervorgebracht. Oftmals in die Tradition von Hitchcock gerückt, was aber bei näherer Betrachtung ziemlicher Nonsens ist, besitzt "Ein Toter spielt Klavier" ein absolutes Eigenleben. Die Story und auch die Dramaturgie besticht nämlich durch viele bemerkenswerte eigene Ideen und es sieht nicht gerade nach einem Abkupferversuch aus. Nicht alles was gut ist kann von Hitchcock sein, aber wenn man seine Filme mag, könnte man trotzdem auch hier schnell Freude entwickeln.
Holt geht nämlich andere Wege und setzt dabei neben dem Plot, auch auf seine fantastische Hauptdarstellerin. Susan Strasberg wirkt in ihrem Rollstuhl hilfebedürftig, zerbrechlich und gleichsam wunderschön. Alleine deshalb besitzt der Film schon eine famose Spannung, da man mit ihr von Beginn an mitfiebert und sie in einige heikle Situationen kommt. Zudem ist das Landhaus recht abgelegen und die Insassen nicht sonderlich vertrauenswürdig. Bis auf Bob, zu dem sie auch eine leichte Romanze aufbaut und der ihr immer zur Seite steht.
Aber auch die Sets in der Nähe von Cannes sind wundervoll gewählt. Die zerklüfteten Felsen am Ufer, das Landhaus und seine Abstellkammern und auch die verschiedenen Räume sind toll eingerichtet.
Was sich bisher aber alles bestimmt ganz toll anhört, wird definitiv durch den Plot getoppt. Viel verraten möchte ich an dieser Stelle nicht, aber die Erzählweise sowie der Inhalt, ist einfach nur fantastisch.
Die Spannungsschraube ist konstant auf einem sehr hohen Level, um immer wieder mal gewaltig nach oben anzusteigen. Im Schlußdrittel geht sie dann bis an den Anschlag.
Auch visuell wird das Ganze mit einigen haarsträubenden Bildern untermalt, die sich mit Sicherheit einprägen. Das Timing ist ebenfalls brillant und es kommt zu keiner Sekunde Langeweile auf.
Für Thrillerfreunde also ein Werk, an dem man nicht vorbei gehen sollte.