Die Royal Tenenbaums
Regiegenius Wes Anderson erzählt eine großartig schrullige Geschichte über ein kaputtes Familienleben und die Wurzeln dieses Übels. Wenn aus den eigentlich hochbegabten Kindern psychisch labile, von Neurosen geplagte Exzentriker werden, dann haben die Eltern offensichtlich etwas falsch gemacht. Oder zumindest - wie in diesem Fall - der Vater.
Gene Hackman spielt das Familienoberhaupt Royal Tenenbaum mit so viel Hingabe, dass man ihn abwechselnd drücken und erwürgen möchte. Seinen Kindern glaubhaft zu vermitteln, dass man sich nach Jahren und Jahrzehnten der Abstinenz nun wieder für sie interessiert und an ihren Sorgen teilhaben möchte, ist ein eigentlich unmögliches Unterfangen. Es mag hier und da Lichtblicke geben, die kurzzeitig Hoffnung oder Trost spenden, aber eine derart zerrüttete Familie ist nicht mehr in Einklang zu bringen. Man kann nur versuchen, das eigens verkorkste Leben anzunehmen und damit irgendwie umzugehen. Die Zeit zurückdrehen und nochmal neu anzufangen, ist ganz und gar unmöglich. Diese Verfehlungen in der Erziehung und die daraus entstandenen Wunden sind irreparabel.
Wes Anderson ist ein Meister der Dramödie und zeigt dieses Dilemma auf seine unnachahmliche, ruhige, detaillverliebte und bunte Art und Weise. Manchmal urkomisch, manchmal furchtbar traurig. Die Charaktervielfalt in seinen Filmen ist dabei stets ein Hochgenuss. Neben dem für seine Rolle als Royal Tenenbaum mit dem Golden Globe ausgezeichneten Gene Hackman brillieren hier auch Anjelica Huston, Bill Murray, Danny Glover, Gwyneth Paltrow, Ben Stiller, Luke Wilson und sein Bruder Owen, der ohnehin in keinem Wes-Anderson-Film fehlen darf. Jeder von ihnen hat seine Macke, keiner ist makellos. Und so lässt Anderson ein Cast in vollkommener Spielfreude aufeinander los und gibt sich mit einer Szene erst zufrieden, wenn sie perfekt im Kasten ist.
10/10