Die Katze
Julien und Clemence führen eine Ehe, die nur noch auf dem Papier existiert. So trostlos wie der Stadteil, indem sie leben, so ist auch ihr Dasein. Als Julien einer streunenden Katze ein Heim und vor allem Aufmerksamkeit schenkt, fühlt sich Clemence zutiefst erniedrigt und das Drama nimmt seinen Lauf...
Schon gleich der Beginn führt uns in eine Szenerie ein, die bessere Zeiten erlebt hat. Ein ganzer ehrwürdiger Stadtteil muss modernen Wohnsilos weichen. Er ist geprägt von Schmutz, Arbeitslärm und Trümmern.
Diese Trümmer sind natürlich als Symbol zur gescheiterten Ehe von Julien (Jean Gabin) und Clemence (Simone Signoret) zu sehen. Sowohl Stadtteil als auch Ehepaar gehören einer aussterbenden Art an.
Vor allem Julien hält an die Institution Ehe fest, auch wenn er seiner Frau nichts mehr zu sagen hat. Man(n) hält durch bis zum bitteren Ende, eine (dauerhafte) Trennung kommt nicht in Frage, sei das Zusammenleben mit der Frau, die er einst so vergötterte, auch die Hölle auf Erden. Und wenn man vor die Tür geht, sieht es ja auch danach aus...
Clemence ergeht es ähnlich. Für die Liebe hat sie damals auf ihre Welt und Familie beim Circus verzichtet. Ein Unfall als Artistin tat ihr übriges, um aus ihr eine verbitterte Frau zu machen.
Jean Gabin und Simone Signoret spielen dieses "Paar" so wunderbar unterkühlt aber dennoch geht die Vorstellung beider unter die Haut. Großartig.
Ein erschütternder Film, der durch die Langsamkeit der Bilder und der sparsamen aber effektiven Musik eine wirkungsvolle Charakterstudie zweier Menschen geworden ist, die das Leben hat auseinanderdriften lassen ohne das sie es eigentlich gewollt haben. Leider ein Schicksal, das vielen von uns im Alter so oder ähnlich blüht, wenn wir nicht beizeiten an uns uns selber und an der Liebe arbeiten.
9/10