Der letzte Tango in Paris
Der Endvierziger Paul lernt bei einer Wohnungsbesichtigung in Paris die junge attraktive Jeanne kennen. Ohne sich groß kennenzulernen stürzen sich beide Hals über Kopf in eine leidenschaftliche Affäre.
Endlich habe ich auch diese filmische Lücke geschlossen. Im Jahr 1972 galt
Der letzte Tango in Paris, inszeniert von
Bernardo Bertolucci als einer der Skandalfilme schlechthin. Alleine aus dem Grund stand er bei mir schon immer auf der "Muss ich umbedingt noch sehen" Liste. Aber natürlich auch wegen
Marlon Brando. Als Skandalfilm würde ich diesen Film jedoch jetzt nicht bezeichnen. Auch nicht aus der Sichtweise damaliger Filme der 70er Jahre. Hier gibt es einige italienische Genre Filme aus dieser Epoche die weitaus mehr Tabus gebrochen haben, wie z.B.
Mädchen in den Krallen teuflicher Bestien von
Aldo Lado aus dem Jahr 1975 oder
Giallo a Venezia von
Mario Landi aus dem Jahr 1979 die auf mich eine weitaus heftigere Wirkung hatten, aber wahrscheinlich damals der breiten Masse wohl nicht so bekannt waren. Bedingt durch die Tastsache das so ein Name wie
Marlon Brando die Hauptrolle in diesem Film übernommen hatte und vielleicht auch den Titel des Filmes war natürlich damals der Fokus und wahrscheinlich auch die Erwartungshaltung des Kinopublikums eine vollkommen andere, als das was man tatsächlich zu sehen bekommt. Ohne Internet, ohne Trailer und ohne Vorkenntnisse, alleine nur von einer Inhaltsangabe auf einem Kinoplakat, den berühmten Namen in Form von
Marlon Brando und dem Filmtitel könnte man eher meinen man bekäme einen
Woody Allen Film zu gesicht, aber weit gefehlt.
Bernardo Bertolucci, der mir bereits mit
Die Träumer sehr positiv aufgefallen war, inszenierte
Der letzte Tango in Paris nicht nur völlig entschleunigt, sondern auch ohne große Einführung der Charaktere noch anfänglich erkennbare Struktur. Dies kommt jedoch mit fortschreitender Lauflänge hinzu, zumindest wenn man sich als Zuschauer auf den Film einlässt. Wenn man jedoch den Anspruch hat, einen Film bereits nach dreißig Minuten komplett durchschauen zu wollen und die Richtung in die er sich bewegt vorhersehen zu wollen, könnte es sehr schnell passieren das man bei
Der letzte Tango in Paris verzweifelt die Segel streicht, da es ein Film ist der sich absolut Zeit nimmt und sich, so jedenfalls meiner Meinung nach, nicht wirklich vor hat dem Zuschauer eine perfekte Geschichte, geschweige denn eine bis ins letzte Detail ausgearbeite Geschichte zu präsentieren. Wer dennoch am Ball bleibt wird von
Bernardo Bertolucci belohnt mit wundervollen Bildern gepaart mit einer absolut passenden und wunderschönen Filmmusik in Form eines instrumental unterstützten Saxophon Scores. Die Bilder hatten auf mich eine wirklich sehr fesselnde Wirkung und zeigten auch hier wieder Ecken von Paris wie sie mir sehr gefallen. Eben nicht die rosaroten Bilder welche aus einem Tourismus Führer über Paris sonst so häufig verwendet werden, sondern eben auch mal dreckige Bilder. Der Film versprüht sehr viel 70er Jahre Charme, was mir ohnehin immer sehr gut gefällt und so manches Set bzw. Location erinnerte mich auch häufig an
Frantic, bei dem man eine ähnliche Seite von Paris zu gesicht bekam. Also hier wirklich ein sehr großes Kompliment an
Bernardo Bertolucci für diese wirklich sehr schönen Bildkompositionen.
Der Cast lebt im Prinzip von den beiden Hauptdarstellern
Marlon Brando, der hier wirklich toll gespielt hat und natürlich der jungen schönen
Maria Schneider, die natürlich weitaus weniger bekannt als Brando war, aber hier tatsächlich auch eine sehr gute Leistung abgeliefert hat. Die Chemie zwischen den beiden scheinte zu passen, obwohl es eine Szene im Film gab welche wohl für
Maria Schneider alles andere als eine schöne Erinnerung hinterlassen hat und sie, laut eigenen Aussagen, so auch nichts von dieser Szene im Vorfeld wusste, sie also beim Dreh tatsächlich vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Ob dies wirklich sich so abspielte, oder ob es nur ein Mhytos ist, werden wahrscheinlich nur die beteiligten Personen gewusst haben. Fakt ist aber, wenn es wirklich eine improvisierte Szene gewesen ist muss man ganz klar sagen das hier
Maria Schneider großes Talent bewiesen hat da sie vielleicht zu Anfang der Szene entsetzt war, aber je länger sie dauerte, desto mehr fand sie wieder in Ihre Rolle zurück und spielte dann zum Schluss sie wirklich perfekt weiter. Also auch das muss man als junge Schauspielerin erstmal schaffen gegen einen erfahrenen alten Hasen wie
Marlon Brando anzukommen.
Ich kann jeden Kritiker von
Der letzte Tango in Paris verstehen aber bin natürlich vollkommen anderer Meinung. Nicht weil dieser Film ein Skandalfilm ist und man ihn aus diesem Grund gesehen haben sollte, sondern vielmehr weil
Bernardo Bertolucci den Zuschauer mit wunderschönen Bilder verwöhnt hat und somit einen Film geschaffen hat, den ich aus meiner Sammlung nicht mehr missen möchte.
Wertung:
8.5/10