AW: Der Ghostwriter
„Der Ghostwriter" zeigt eindrucksvoll, wie gut europäische Filme ausfallen können. Ich schreibe betont europäisch, denn bei diesem Film haben so viele Nationen zusammengearbeitet, dass man kein Land allein als Herkunftsland angeben könnte.
Auch wenn die Geschichte in den USA und London spielt, wurde er in Deutschland gedreht (sogar die London-Szenen). Roman Polanski ist in Frankreich und Polen aufgewachsen, lebt jetzt in der Schweiz. Die Hauptrollen sind besetzt mit einem Schotten und einem Iren. Robert Harris, der Drehbuchautor, ist Engländer, der Kameramann ist Pole, deutsche Szenenbilder und ein französischer Komponist runden den europäischen Cocktail ab. Ach, finanziert wurde er von Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
Und „Der Ghostwriter" ist keine Ausnahme, denn in den letzten Jahren sind kaum Filme aus Europa ohne Partnerländer entstanden („Die fabelhafte Welt der Amelie", „Das weisse Band", „Das Parfum", „Ein russischer Sommer" etc.). Aus diesem Grund ist eine neue Bezeichnung schon längst überfällig:
Der neue Europafilm!
Auch wenn ich nicht von jedem Film von Roman Polanski begeistert war und ich noch einige Filme von ihm nicht kenne, hat mir dieser Politthriller sehr gefallen. Die ruhige und stringente Inszenierung ist ohne Zweifel erhaben und die Schauspieler agieren alle hervorragend. Dass die Entwicklung im Film sehr gemächlich ist, kann für heutige Sehgewohnheiten ungewöhnlich wirken, aber anders hätte der Film nie in dieser Weise funktioniert.
Der große Höhepunkt des Films ist für mich auf jeden Fall das Ende, welches wirklich großartig umgesetzt worden ist. Der Zuschauer sieht nichts, aber jeder weiß es. Diesen magischen Realismus sehe ich leider zu selten in Filmen.