Das unsichtbare Auge
Leigh ist gerade frisch von New York nach Los Angeles gezogen und entschied sich für eine recht exklusive Wohnung im Arkham Tower. Schon bald nach ihrer Ankunft erhält sie merkwürdige Post und auch seltsame Anrufe. Zu Beginn misst sie dem nicht allzu große Bedeutung bei, bis sie merkt, dass derjenige sie anscheinend tatsächlich auf Schritt und Tritt verfolgt. Die nun eingeschaltete Polizei kann ihr zunächst nicht helfen, weil objektiv betrachtet, keine Bedrohung existiert. Dennoch spürt Leigh, dass sie in Gefahr schwebt. Der Zuschauer weiß dies sogar noch besser, da er in den ersten Minuten des Films schon sieht, dass sie nicht sein erstes Opfer ist.
Kurz bevor John Carpenter „Halloween“ drehte, stellte er „Someone ´s watching me“ für das Fernsehen fertig. Der Film gehört zwar zu seinen unbekannteren Arbeiten, aber er ist absolut sehenswert, wenn man Psychothriller der 70er mag. TV bedingt gibt es hier natürlich keine Brutalitäten, dafür aber eine immer fester drehende Spannungsschraube, wenn sich die Bedrohung langsam in Todesangst umwandelt. Das Drehbuch stammt ebenfalls von Carpenter, der hier natürlich auch ganz klar Alfred Hitchcock zitiert. Inhaltlich und auch visuell, nur den probierten „Vertigo-Effekt“ von Hitch hat er nicht adäquat hinbekommen, wie er ehrfürchtig im Interview berichtet. Dafür ist die Ausleuchtung einfach klasse und für die Drehzeit von 8 bis 10 Tagen sogar großartig, wenn man zudem auch noch das Budget einer Fernsehproduktion bedenkt, was man oftmals gar nicht bemerkt. Lauren Hutton spielt dazu die mehrschichtige Figur auch ziemlich gut. Zum einen ist sie gerade frisch verliebt, weshalb sie trotz Bedrohung auch viele glückliche Momente erlebt, aber auf der anderen Seite eben damit schwer zu kämpfen hat. Auch die Zerrissenheit der Figur, die immer wieder zwischen komplettem Zusammenbruch und Frontalangriff schwankt, gefiel mir, da sie dadurch einfach sehr lebendig erscheint. Für Carpenter-Fans ist es natürlich zusätzlich schön zu sehen, wie damalige Wegbegleiter im Film zu finden sind. Sheriff Brackett, ähm Charles Cyphers, den er in diesen Jahren immer wieder besetzte, ist natürlich mit von der Partie wie auch seine spätere Ehefrau, Adrienne Barbeau. Ein kleines Manko ist für mich der Score. Mit einem typischen Carpenter Soundtrack, wäre hier für mich noch mehr drin gewesen. Der Verwendete ist halt klassisch-symphonisch und passt für mich nicht immer zu den Bildern, bzw. ist er manchmal zu aufdringlich. Trotzdem ein sehr guter Psychothriller mit den damals beliebten Flüsterstimmen am Telefon und einer fast unsichtbaren aber immer spürbaren Bedrohung. John Carpenter hat also auch hier bereits den Terror in das vermeintlich sichere Zuhause getragen. In jedem Fall bin ich völlig sicher, das die TV Zuschauer direkt nach dem Film erstmal ihre Vorhänge zugezogen haben.